Grossbritannien

Nobody is perfect – außer Mutti

Nadine, Joyce und Sylvia sitzen auf einer Parkbank und unterhalten sich über ihre Kinder. Sylvia: »Nun, Freunde, ich habe gute und schlechte Nachrichten.« Nadine: »Nu?« Sylvia: »Mein Michael hat mich gestern Abend angerufen und mir gesagt, dass er schwul ist.«

Joyce: »O Sylvia, vey is mir! Und das nach all dem, was du für ihn getan hast. Du warst eine wundervolle Mutter. Mach dir keine Vorwürfe.« Nadine: »Natürlich war sie wundervoll. So, nu? Das waren die schlechten Nachrichten. Und was sind die guten?« Sylvia: »Nun … er heiratet einen Arzt!«

So ist sie, die jüdische Mutter, ein Standbein des jüdischen Humors: geliebt, gehasst und viel belacht. Die Mamme ist die ultimative Inkarnation des Mutter-Daseins. Sie nörgelt, manipuliert, kontrolliert und überschüttet ihre Kinder mit Liebe. Sie ist die Über-Mutter, perfekte Köchin und Hausfrau, die noch lange beschützend in das Leben ihres Nachwuchses eingreift, selbst wenn er dem elterlichen Nest längst entflogen ist.

Goldenes Herz Jetzt haben sich der britische Fernsehsender Channel 4, die britisch-jüdische Zeitung The Jewish News und Princess Productions vorgenommen, im Rahmen einer Realityshow die ultimative jüdische Mutter auf den britischen Inseln zu finden. »Jewish Mum of the Year« heißt die Serie, und sie soll im Herbst in Großbritannien über die Bildschirme flimmern.

»Dieser Wettbewerb soll die Traditionellen, Überwältigenden, Wangenkneifenden und Charmanten aufspüren«, kündigte Channel 4 in einer Pressemitteilung an. »Die Gewinnerin ist irgendwo da draußen im Land der jüdischen Prinzessinnen und der verwöhnten Barmizwa-Jungs. Nichts wird unversucht gelassen auf der Suche nach der perfekten jüdischen Mama. Es ist eine Fernsehsendung mit einem Herz aus Gold.«

Ein Team von The Jewish News, begleitet von einer Schiedsrichterin, die »ein Stützpfeiler der jüdischen Gemeinde und eine klassische jüdische Mutterfigur« ist, wird jeden Winkel des Vereinigten Königreichs und natürlich die jüdischen Gemeinden in Glasgow, Manchester, Leeds, Essex und London durchkämmen auf der Suche nach der jüdischen Super-Mutti.

Die Teilnehmerinnen müssen eine Reihe von haarsträubenden Prüfungen über sich ergehen lassen – darunter Wettkochen, Partnersuche, Hausfrauentätigkeiten, Veranstaltungsorganisation – und werden getestet, wie gut sie ihre Kinder kennen. In jeder der vier 60-minütigen Sendungen wird außerdem ein Gast-Kampfrichter mit von der Partie sein.

Unterhaltung »Die unterhaltsame Serie«, erklärt Liam Humphreys, der Entertainment-Direktor des Senders, »feiert die jüdische Mutter als kulturelle Institution«. Er hofft, »dass die Suche nach ihr neue Einblicke in die wundervolle Welt einer der erfolgreichsten und engagiertesten Gemeinschaften Großbritanniens« gibt.

Was genau die Sendung zutage fördern wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass sie für rege Diskussionen in den jüdischen Gemeinden und der Mehrheitsgesellschaft sorgen wird. Bereits letztes Jahr geriet Channel 4 mit seiner Realityshow »Big Fat Gypsy Wedding« in die Kritik.

Die Sendung sollte ein harmloser Blick hinter die Kulissen der Roma-, Sinti- und Traveller-Gemeinden des Vereinigten Königreichs sein. Doch den Machern wurde rasch vorgeworfen, die zum Teil schrill-bunten Hochzeitsriten der Minderheit lediglich zu Unterhaltungszwecken auszuschlachten. Tatsächlich geriet der Dokumentationscharakter der Serie nach einigen Folgen sehr stark ins Hintertreffen.

Ob das auch der Sendung über die jiddische Mamme passieren wird, weiß derzeit noch niemand. Aber sicher werden viele Gemeindemitglieder – und vor allem die Mütter – diese Sendung mit Argusaugen verfolgen.

Belgien

»Gaza gleich Auschwitz«-Karikatur gewinnt Wettbewerb

Der erste Preis des Press-Cartoon-Belgium-Wettbewerbs ging in diesem Jahr an eine Zeichnung einer Landkarte, in der die Umrisse des Eingangstores von Birkenau auf die des Gazastreifens gelegt sind

von Michael Thaidigsmann  04.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Großbritannien

Unterhaus: Palestine Action als Terrororganisation eingestuft

Mitglieder der radikalen Anti-Israel-Gruppe waren im Juni auf einen britischen Luftwaffenstützpunkt eingedrungen und hatten dort Flugzeuge beschädigt

 03.07.2025

Ukraine

Putins Krieg und Trumps Frieden

Während sich die Medienaufmerksamkeit auf Nahost konzentriert, bombardiert Russland weiterhin das Land. Nun schlägt sogar der US-Präsident neue Töne an

von Michael Gold  03.07.2025

Australien

Zwei Krankenpfleger, die damit drohten, jüdische Patienten zu töten, haben Arbeitsverbot

Im Februar sorgte ein TikTok-Video für Abscheu und Empörung, in dem zwei Krankenpfleger ihrem blanken Judenhass freien Lauf ließen. Nun stehen sie vor Gericht

 02.07.2025

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025

Militär

Name des schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk von US-Kriegsschiff gestrichen

Das nach Milk benannte Versorgungsschiff heißt jetzt »USNS Oscar V. Peterson«

 28.06.2025