Antisemitismus

Neue Kritik an Jeremy Corbyn

Zu voller Terminkalender: Labour-Chef Jeremy Corbyn wird nicht nach Jerusalem reisen. Foto: dpa

Im Zusammenhang mit Antisemitismusvorwürfen gegen die britische Labour-Partei ist deren Chef Jeremy Corbyn erneut in die Kritik geraten. Laut einem Bericht des »Guardian« vom Wochenende äußerte sich die Parlamentsabgeordnete Joan Ryan, Vorsitzende der »Labour Friends of Israel«, enttäuscht darüber, dass Corbyn eine Einladung zum Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel nicht angenommen hatte.

»Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass Jeremy die Einladung unserer (israelischen) Schwesterpartei ausgeschlagen hat«, sagte Ryan. Der Besuch hätte ihrer Ansicht nach für Corbyn angesichts der Antisemitismusvorwürfe innerhalb der Partei Priorität haben sollen.

stellvertreter Corbyn hatte die Einladung von Isaac Herzog, Chef der israelischen Mitte-Links-Partei »Zionistische Union«, laut Presseberichten vor wenigen Wochen unter Berufung auf seinen vollen Terminkalender ausgeschlagen und angekündigt, einen seinen beiden Stellvertreter – Tom Watson oder Iain McNicol – im November nach Israel zu schicken. Die Einladung war erfolgt, nachdem Londons früherer Bürgermeister, der Labour-Politiker Ken Livingstone, gesagt hatte, Adolf Hitler habe den Zionismus unterstützt.

Gegen Livingstone sowie zahlreiche andere Labour-Politiker waren in den vergangenen Monaten Parteiausschlussverfahren wegen Antisemitismusvorwürfen eingeleitet worden. Das Verfahren gegen Livingstone ist noch nicht entschieden. Vor knapp einer Woche hatte Londons Ex-Bürgermeister seine Aussagen in einem Interview wiederholt: Die Labour-Partei wisse genau, dass er recht habe, behauptete Livingstone.

nazi-sturmtruppen Am Wochenende wurde zudem ein prominentes jüdisches Labour-Mitglied vorläufig aus der Partei ausgeschlossen. Michael Foster hatte im vergangenen Monat in einem Leitartikel in der Londoner Zeitung Daily Mail die Unterstützer von Parteichef Corbyn in der Antisemitismusdebatte mit Nazi-Sturmtruppen verglichen. Laut einem Bericht der jüdischen Nachrichtenagentur Jewish Telegraphic Agency (JTA) hatten Foster und seine Familie die Labour-Partei bei den vergangenen Wahlen mit mehr als 500.000 Dollar unterstützt.

Unterdessen berichteten die New York Times und die Londoner Zeitung Jewish Chronicle, dass Corbyns Berater Seumas Milne in diesem Frühjahr versucht habe, die Formulierung »Chag Kascher ve-Sameach« (»Ein koscheres und fröhliches Fest«) aus einem Grußwort zum Pessachfest zu streichen. Die New York Times schrieb, Milne habe die Ansicht geäußert, die hebräische Formulierung impliziere »Unterstützung für den Zionismus«.

Milne sei allerdings überstimmt worden, und die hebräische Formulierung sei übernommen worden. Laut Jewish Chronicle bestritt die Labour-Partei den Bericht allerdings und teilte mit, es sei »kategorisch unwahr«, dass der Corbyn-Berater die traditionelle jüdische Pessach-Grußformel habe entfernen wollen. Im Gegenteil habe Milne »das volle Grußwort unterzeichnet«.

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

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