Schweiz

Nackt im Rathaus

Geri Müller Foto: imago

Ein Mann verschickt aus seinem Büro sogenannte Nackt-Selfies an seine Geliebte. Das Büro befindet sich im Stadthaus von Baden bei Zürich, der Mann heißt Geri Müller. Er ist Stadtpräsident und Schweizer Parlamentsabgeordneter der Grünen. Seit Tagen diskutiert das Alpenland über fast nichts anderes so ausführlich wie die Frage, ob Müller zurücktreten müsse. Der Fall hat aber noch eine ganz andere Seite, und die wird inzwischen kaum weniger leidenschaftlich debattiert: Geri Müller ist nämlich als Israelkritiker schon fast notorisch. Bereits seine Wahl zum Badener Stadtpräsidenten im Frühjahr 2013 wurde von starken Nebengeräuschen begleitet.

Nun legt Müller mit seinem Anwalt nach: Seine Gegner hätten die Nacktfotos gewissen Medien, die über den Fall berichteten, gezielt zugespielt. Seine Gegner sind: Josef Bollag, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Baden, und der PR-Berater Sacha Wigdororits, ehemaliger Journalist und ein bekannter Verteidiger Israels. Geschickt gelang es Müller mit diesem Schachzug, von seinen eigenen Unzulänglichkeiten (für die er sich sofort nach Bekanntwerden medienwirksam entschuldigte) abzulenken und das Ganze als eine Art »jüdische Verschwörung« (die er freilich nicht so nannte) abzutun.

Das Resultat: Bombendrohungen gegen die Badener Synagoge und Morddrohungen gegen den Gemeindepräsidenten. Die »Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus« verurteilte in einer Medienmitteilung denn auch die »Stimmungsmache gegen Juden aufs Schärfste«.

Hamas-Sympathien Dass Müller zu einem der umstrittensten Politiker des Landes mutierte, war zu erwarten. Der selbst ernannte Außenpolitiker hat ein eindeutiges Weltbild und setzt sich entsprechend in Szene. »Wer gegen Amerika ist, ist sein Freund«, bringt es die Neue Zürcher Zeitung auf den Punkt. Da gibt es schon mal Lob für Putin oder Chinas Diktatur. Vor allem aber ist Müller immer gern bereit, für diejenigen Sympathien aufzubringen, die Israel bekämpfen: die Hamas, das syrische Assad-Regime oder den Iran.

Vor zwei Jahren lud Müller gar einen Hamas-Vertreter ins Berner Bundeshaus ein, was viel Staub aufwirbelte und ihm teilweise auch harsche Kritik einbrachte. Sich von der Terror-Organisation zu distanzieren, das brachte der Badener Politiker auch diesen Sommer nicht fertig, vermutlich, weil es schlicht zu stark gegen seine Überzeugung gewesen wäre.

Seine Anhänger stört das offenbar nicht: Rund 300 Personen versammelten sich Anfang der Woche vor dem Badener Stadthaus und skandierten: »Geri bleibt«. Sicher ist das allerdings im Moment nicht. Falls es tatsächlich dazu kommen sollte, ist für ihn aber gewiss sofort klar, wer in der Sache Täter und wer Opfer ist.

Niederlande

Polizisten weigern sich, jüdische Events zu schützen

Polizeipräsidentin Janny Knol kündigt lediglich eine »interne Diskussion« an

 10.10.2024

Göteborg

Schüsse auf israelisches Unternehmen in Schweden

Die Polizei ermittelt wegen Mordversuchs sowie schwerer Waffendelikte

 10.10.2024

Großbritannien

Lily Ebert mit 100 Jahren gestorben

Die Auschwitz-Überlebende hatte ihr Leben dem Andenken an den Holocaust gewidmet

 09.10.2024

Spanien

Journalistin wegen Pro-Israel-Haltung mit Farbe bespritzt

Farbbeutelattacke in Katalonien: Pilar Rahola wurde wegen ihrer Unterstützung für Israel angegriffen

 08.10.2024

Bern

»Am Israel chai!«

SIG-Präsident Ralph Friedländer über den gestiegenen Antisemitismus und die Folgen für Schweizer Juden

von Ralph Friedländer  07.10.2024

Anti-Defamation-League

Bericht: Mehr Antisemitismus in den USA seit dem 7. Oktober

Aus den USA wird ein historischer Anstieg antisemitischer Vorfälle gemeldet

 07.10.2024

Dokumentation

»Wir bekräftigen die Unverwüstlichkeit der weltweiten jüdischen Gemeinschaft«

Die Vertreter der sieben großen jüdischen Gemeinschaften außerhalb Israels haben ihre Erklärung zum Jahrestag des 7. Oktober veröffentlicht

 07.10.2024

Stockholm

Medizin-Nobelpreis geht an Genregulations-Forscher Gary Ruvkun

Der Co-Entdecker der microRNA ist an der Harvard Medical School tätig

 07.10.2024

Mögliches Waffenembargo

Paris versucht zu beschwichtigen

Frankreich bleibe der Freund Israels, heißt es aus dem Präsidentenpalast

 06.10.2024