Russland

Nach Worten gegen den Krieg

Pinchas Goldschmidt weigerte sich den Angriffskrieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Foto: imago/tagesspiegel

Vergangene Woche gab die Moskauer jüdische Gemeinde bekannt, dass sich Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt (58) von seinem Amt zurückzieht. »Es war für mich eine große Ehre, über all die Jahre in der Moskauer Choral-Synagoge zu dienen und zum Wohl der jüdischen Gemeinde Russlands tätig zu sein«, wird er in einer entsprechenden Erklärung zitiert. Damit endet eine mehr als 30-jährige Epoche.

Der russischen Nachrichtenagentur TASS sagte ein Mitarbeiter der Pressestelle der Gemeinde, Goldschmidt sei nicht entlassen worden. Lediglich sein Vertrag sei abgelaufen. »Wie hätten wir ihm kündigen können? Wo wir ihn doch so lange kennen und ihm so sehr zugeneigt sind.«

nachfolger Im Gespräch mit Interfax betonte Pressesprecherin Olga Jesaulowa, es handele sich um eine einvernehmliche Entscheidung des Oberrabbiners und der Gemeinde, und es sei nicht absehbar, ob ein Nachfolger ernannt werde.

Goldschmidts Aufgaben nimmt in dessen Auftrag vorerst David Juschuwajew wahr. Nach Informationen der Jüdischen Allgemeinen lag bereits seit geraumer Zeit kein gültiger Vertrag mehr vor, und eine Verlängerung hätte die Präsenz des Oberrabbiners vor Ort erfordert.

Erst im Juni war Goldschmidt in seinem Amt bestätigt worden.

Erst im Juni war Goldschmidt in seinem Amt bestätigt worden. Der Oberrabbiner wollte weiterhin seinen Moskauer Verpflichtungen nachkommen, obwohl er sich da bereits im Ausland aufhielt und seither nicht nach Russland zurückgekehrt ist.

Wenige Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine reiste Goldschmidt nach Ungarn und kümmerte sich später um seinen kranken Vater in Jerusalem. Nach seiner Wiederwahl twitterte seine Schwiegertochter, die Journalistin Avital Chizhik-Goldschmidt, der ausschlaggebende Grund für seine Abwesenheit sei politischer Natur. Wegen seiner Weigerung, die sogenannte Sonder­operation in der Öffentlichkeit gutzuheißen, sei er unter Druck geraten.

JUDENTUM Goldschmidt selbst erklärte vergangene Woche, er sei dankbar, dass er »an der historischen Renaissance des russischen Judentums« teilhaben konnte. Er und seine Frau hätten ihr »Bestes getan, um die Gemeinschaft durch die turbulenten 90er-Jahre und das zunehmend autoritäre Russland unter dem derzeitigen Präsidenten zu steuern und aufzubauen«.

Über den Krieg habe er jedoch »nicht mehr schweigen« können und sich »dagegen ausgesprochen«. Es sei klar geworden, »dass die jüdische Gemeinde Moskaus durch mein Verbleiben in meinem Amt gefährdet worden wäre«.

Er sei traurig, aber »unter den gegebenen Umständen ist es eindeutig im Interesse der Zukunft der Gemeinde, dass ich jetzt von meinem Posten als Oberrabbiner von Moskau zurücktrete«. Als Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz wolle er jedoch »den Rabbinern und Gemeinden Europas, einschließlich der Gemeinde Moskau, weiterhin nach besten Kräften dienen. Möge Gott die Moskauer jüdische Gemeinde segnen und beschützen«.

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