Pakistans oberster Gerichtshof hat eine Klage gegen die Freilassung des Entführers und mutmaßlichen Mörders des Journalisten Daniel Pearl abgewiesen. Gleichzeitig ordneten die Richter am Dienstag an, Ahmed Omar Said Scheich unter staatliche Überwachung zu stellen, wie der Generalbundesanwalt mitteilte.
In zwei Tagen soll Scheich das Staatsgefängnis in der Millionenmetropole Karachi verlassen dürfen. Der oberste Gerichtshof hatte die Freilassung am Donnerstag angeordnet und damit den Beschluss eines Provinzgerichts vom vergangenen Jahr bestätigt. Nach Kritik der USA hatte Pakistans Provinzregierung in Sindh am Freitag einen Antrag eingereicht, das Gerichtsurteil zu prüfen. Auch die pakistanische Bundesregierung kann innerhalb der nächsten zwei Wochen noch in Berufung gehen.
Scheich war 2002 wegen der Entführung und Ermordung Pearls zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde vergangenes Jahr jedoch aufgehoben. Ein Gericht in der Provinz Sindh kam damals zu dem Schluss, dass die Verurteilung wegen Mordes auf fehlerhaften Beweisen beruhte. Stattdessen verhängte es eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren wegen Entführung, die Scheich seit 2002 bereits verbüßt hat.
Die Ermordung des 38 Jahre alten »Wall-Street-Journal«-Reporters hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Pearl war in Pakistan, um über das benachbarte Afghanistan nach dem Sturz des Taliban-Regimes zu berichten. In der südpakistanischen Stadt Karachi wurde er entführt und enthauptet. Die Täter veröffentlichten ein Video davon. US-Behörden hatten gefordert, dass die vier Verurteilten in Haft bleiben. Auch Pearls Familie hatte gegen die Freilassung geklagt.
Pearl, 1963 geboren, war der Sohn einer im Irak aufgewachsenen Jüdin und eines Israelis mit polnischen Wurzeln. Seine Entführung und Ermordung war der Auftakt zu einer Reihe von Anschlägen gegen westliche Ziele in Pakistan. Am 17. März 2002 wurde eine evangelische Kirche in Islamabad mit einer Granate beschossen; fünf Menschen starben dabei. dpa/ja