Inauguration

»Momala and a Mentsch«

Joe Biden am Dienstag in Delaware vor seiner Abreise nach Washington Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Joe Biden und Rabbiner Michael Beals verbindet eine lange Freundschaft. Die beiden Männer trafen sich, so erzählte Beals der lokalen Plattform »The Philadelphia Citizen« im vergangenen November, 2004 in einem Waschkeller eines Hauses in Delaware bei einer Shiwa für eine ältere Dame, die die Kampagnen des Demokraten Joe Biden jahrelang mit einer 18-Dollar-Spende unterstützt hatte. Ein »Mentsch« zu sein, das sei eben kein »Quid pro quo«, sagte Beals damals. Man ist es einfach.

»Mentsch« Auch Joe Biden, der heute zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt wird, ist für Beals ein Mentsch. Und mehr noch: Er sei ein »Beschert«, sagte der Rabbiner der Congregation Beth Schalom in Wilmington am Dienstag bei der Verabschiedung des gewählten Präsidenten aus dem Bundesstaat Delaware.

Vor allem aber, gab ihm der Rabbiner mit auf dem Weg, müsse Biden die Menschen wieder einen.

Und um diese neue jiddische Vokabel zu erklären, nannte Rabbiner Beals sein Beschert, nämlich seine Frau, die - genauso wie Joe Bidens Ehefrau Jill - einst promoviert wurde. Das sei nicht nur ein Zeichen, dass beide Männer durch die Ehe gesellschaftlich aufgestiegen seien, scherzte Beals, sondern auch, dass etwas vorbestimmt sei.

Stolz So wie die Inauguration Bidens, die in der Woche stattfindet, in denen der Wochenabschnitt Bo gelesen wird, in dem Moses die Israeliten aus 400 Jahren ägyptischer Sklaverei befreit. »In vielerlei Hinsicht sind Sie, Joe, unser Moses, und Kamala ist unser Aaron«, sagte Beals, der seine Worte und seinen Segen sichtlich berührt sprach und sich nicht ganz ohne Stolz, wie er betonte, als der Rabbiner des Präsidenten bezeichnen kann.

Biden solle also ausziehen und die Plage Covid-19 besiegen. »Bauen Sie unsere vor sich hin bröckelnde Infrastruktur wieder neu auf, und bringen Sie unsere träge Wirtschaft wieder voran.« In der Woche, in der die USA Dr. Martin Luther King Jr. geehrt haben, betonte Beals, solle Biden die Amerikanerinnen und Amerikaner von 400 Jahren »institutionellem Rassismus« befreien. Der Zukunft der Kinder zuliebe solle Biden aggressiv den Klimawandel bekämpfen.

Vor allem aber, gab ihm der Rabbiner mit auf dem Weg, müsse Biden die Menschen wieder einen. Allein damit werden »Momala and a Mentsch«, wie Rabbiner Beals das demokratische Dreamteam nannte, viel zu tun haben.

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

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