Belgien

Meisterfeier mit Eklat

Schoss erst ein Tor für Brügge und fiel dann abseits des Platzes auf: Noa Lang nach seinem Treffer zum 3:1 am Donnerstag. Foto: imago images/Pro Shots

Fans und Spieler des Club Brugge KV feierten ausgelassen. Der Erzrivale Sporting Anderlecht aus Brüssel war gegen die Mannschaft aus Westflandern am Donnerstag über ein 3:3-Unentschieden nicht hinausgekommen. Damit stand der diesjährige belgische Fußballmeister schon vor dem letzten Spieltag am Sonntag fest. Einer der Brügger Torschützen war der Niederländer Noa Lang, aktuell von Ajax Amsterdam an den belgischen Klub ausgeliehen.

SANKTIONEN Bei der triumphalen Rückkehr des siegreichen Teams nach Brügge warteten bereits zahlreiche Fans auf den Mannschaftsbus. Die Spieler stürzten sich nach Ankunft ins Getümmel und feierten mit. Einer von ihnen war der 21-jährige Linksaußen Lang. Offenbar nicht mehr ganz nüchtern skandierte er gemeinsam mit den Anhängern den Spruch: »Nog liever dood dan sporting jood«, zu Deutsch: »Lieber tot als ein Sporting-Jud«.

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Zahlreiche Politiker und Fußballoffizielle in Belgien waren entsetzt, nachdem am Freitag Clips des Vorfalls in den sozialen Netzwerken die Runde gemacht hatten. Vor allem frankophone Politiker aus dem südlichen Landesteil meldeten sich zu Wort.

Den Erzrivalen Anderlecht mit den Juden in Verbindung bringen, ob im betrunkenen Zustand oder nicht, sei nicht akzeptabel, twitterte der Vorsitzende der liberalen Partei MR, Georges-Louis Bouchez, ausnahmsweise sogar auf Niederländisch, und forderte eine Entschuldigung Langs und seine Bestrafung durch Verein und Fußballverband.

Seine Parteifreundin, Außenministerin Sophie Wilmès, Antisemitismus sei »inakzeptabel, unerträglich und hat keinen Platz in unserer Gesellschaft. Wir müssen ihn genauso energisch bekämpfen wie alle anderen Formen von Rassismus.«

»SPITZNAME« Doch sowhl der Spieler als auch die Verantwortlichen des Klubs bestritten energisch jeglichen Zusammenhang mit Judenhass. »Ich bin Sohn eines surinamischen Vaters und einer niederländischen Mutter. Rassismus und Vorurteile sind mir also durchaus bekannt«, reagierte Lang zunächst auf Instagram Stories. Der Verein erklärte, die Anhänger von Anderlecht hätten nun einmal den Spitznamen »Juden«, genauso wie Brügge oft als »Bauern« und die Mannschaft aus Genk als »Schlümpfe« bezeichnet würden.

»Als Noa Lang nach dem Gewinn des Meistertitels mit unseren Fans mitgesungen hat, war da kein antisemitischer Unterton dabei. Noa wollte niemanden verletzen oder beleidigen, und es tut uns leid, falls dies geschehen ist«. Der Club setze sich vielmehr für »Inklusivität und Vielfalt« ein, hieß es in einem Statement des Vereins.

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Darüber wurde darauf verwiesen, dass Lang bei Ajax Amsterdam tätig war und die Anhänger dieser Mannschaft von anderen Fans ja auch gelegentlich als »Juden« bezeichnet werden.

Doch nicht nur die Politik und der belgische Profifußballverband sahen die Affäre nicht ganz so locker. »Gesänge, die bestimmte Bevölkerungsgruppen angreifen, können nicht als harmlos abgetan werden. Die Pro League wird den Verein für das Verhalten des Spielers und der Fans wegen der Gesänge zur Rechenschaft ziehen«, hieß es. Möglicherweise noch schlimmer für Lang: Auch die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein.

VERGANGENHEIT Es ist nicht das erste Mal, dass der Verein wegen antisemitischer Gesänge in die Kritik gerät. Im April 2019 hatten Brügger Fans skandiert: »Wer nicht hüpft, ist Jude«. 2018, ebenfalls nach einem Spiel des Klubs in Anderlecht, riefen Anhänger: »Mein Vater war bei den Kommandos, meine Mutter bei der SS. Zusammen haben sie Juden verbrannt, weil Juden am besten brennen«.

Neben der Kritik an ihm gab es am Wochenende auch gute Nachrichten für Noa Lang. Nach seiner herausragenden Saisonleistung wurde er von der Pro League zur besten Nachwuchshoffnung des Jahres gekürt. Zudem haben mehrere Mannschaften Interesse an einer Verpflichtung Langs angemeldet. Darunter ist neben dem Club Brugge offenbar auch Leeds United in England. Deren Spitzname – »The Whites« – hat allerdings keinen rassistischen Hintergrund, sondern bezieht sich auf die Farbe der Trikots.

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