Coronavirus

Mehr als 100 Juden in Brooklyn infiziert

Im Viertel Borough Park leben besonders viele chassidische Juden. Foto: Flash 90

In Borough Park, einem überwiegend von ultraorthodoxen Juden bewohnten Viertel im New Yorker Stadtteil Brooklyn, sind seit Freitag mehr als 100 Menschen positiv auf den Corona-Erreger getestet worden. Das berichtete die Nachrichtenagentur JTA am Dienstag unter Berufung auf einen Mitarbeiter einer örtlichen Notfallklinik.

Seit Freitag vergangener Woche waren Tests bei rund 1000 Personen durchgeführt worden, die entweder selbst Covid-19-typische Krankheitssymptome aufgewiesen oder mit solchen Patienten in engem Kontakt gestanden hätten. Ein Zehntel der Tests sei positiv ausgefallen, so der Bericht.

SCHULEN Im Viertel Borough Park leben besonders viele chassidische Juden. Der Vorsitzende der örtlichen jüdischen Gemeinde, Avi Greenstein, sagte, die Gemeinschaft habe zu zögerlich auf die Ausbreitung des Virus reagiert. Vor allem die jüdischen Schulen hätten viel früher schließen müssen.

Man müsse das Gemeindeleben wegen der Coronakrise radikal neu ausrichten, so Greenstein. «In unserer Lebensart ist es die Norm, drei Mal am Tag zu beten, auf Hochzeiten zu gehen und zu tanzen. Es wird sehr schwer sein, diese Norm zu verändern,« wurde er vom Magazin »Forward« zitiert.

Einer der führenden Kinderärzte in New York kritisierte die bislang eher laxe Haltung der jüdischen Gemeinschaft in Borough Park scharf.

Einer der führenden Kinderärzte in New York kritisierte die bislang eher laxe Haltung der jüdischen Gemeinschaft in Borough Park scharf. Auf die Empfehlungen der Mediziner werde viel zu wenig gehört, der Staat müsse eingreifen, um ein Desaster zu verhindern, sagte Stuart Ditchek auf seiner Facebook-Seite. »Die Rabbiner müssen jetzt schnell sich einig werden und handeln«, forderte er.

In den vergangenen Wochen hatte Ditchek, selbst Mitglied der jüdischen Gemeinschaft Brooklyns, mit Nachdruck darauf gedrungen, alle Synagogen und jüdischen Einrichtungen dichtzumachen, um so die Zahl der Neuinfektionen zu senken.

EMPFEHLUNGEN Anfang dieser Woche wandte sich auch Avi Berkowitz, ein Berater von US-Präsident Donald Trump, in einer Telefonschalte an die Vertreter der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft in der Stadt und forderte sie auf, dringend Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zu ergreifen.

Offenbar mit Erfolg: Jeschiwas und die meisten chassidischen Synagogen in New York City sind mittlerweile geschlossen. Nur einige kleinere Betsäle seien noch offen, berichtet der Forward. Es gibt aber offenbar Schulen, die trotz der Warnungen heimlich weiterbetrieben werden und Klassen in Kellerräumen abhalten.

Rabbiner und andere einflussreiche Offizielle der Gemeinschaft wurden von Berkowitz und anderen aufgerufen, in den nächsten Tagen die Empfehlungen der staatlichen Gesundheitsbehörden zum Umgang mit dem Coronavirus mit Nachdruck an ihre Gemeindemitglieder zu kommunizieren.

Im gesamten Stadtgebiet von New York City waren bis einschließlich Dienstag 814 Menschen positiv auf den Erreger getestet worden, in den Vereinigten Staaten sind es insgesamt knapp 6500.

Shlomo Graber anlässlich eines Vortrags in einer Schule in Rosenheim im Jahr 2017.

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