Stockholm

Medizin-Nobelpreis für jüdischen Immunologen Drew Weissman

Mit seiner Kollegin Kati Kariko erhielt Drew Weissman schon zuvor mehrere Preise. Foto: picture alliance / Newscom

Drew Weissman, ein amerikanisch-jüdischer Immunologe, und seine in Ungarn geborene Kollegin Katalin Kariko erhalten in diesem Jahr den Nobelpreis für Medizin. Sie hätten mit ihren grundlegenden Arbeiten zu sogenannten mRNA-Impfstoffen entscheidend zur Entwicklung von Corona-Impfstoffen beigetragen, so die Jury am Montag in Stockholm.

»Durch ihre bahnbrechenden Resultate trugen die Preisträger zu dem beispiellosen Tempo der Impfstoffentwicklung während einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in moderner Zeit bei«, hieß es vom Nobelkomitee.

Langer Vorlauf In einem kurz vor der Bekanntgabe geführten Interview mit dem »Deutschen Ärzteblatt« erklärte Kariko, die Entwicklung der mRNA-basierten COVID-19-Impfstoffe sei nicht über Nacht geschehen. Es habe einen sehr langen Vorlauf mit etwa 60 Jahren intensiver Forschungsarbeit gegeben. »So versuchte man 20 Jahre lang mRNA zu isolieren und ihre Struktur herauszufinden.«

Forschende an der Harvard University in Boston waren ihren Angabe zufolge 1984 erstmals in der Lage, RNA im Labor herzustellen. Vor circa 10 Jahren nutzten Wissenschaftler die mRNA-Technologie erstmals für einen Tollwutimpfstoff. »Zu weiteren bereits am Menschen untersuchten mRNA-basierten Vakzinen zählten etwa Impfstoffe gegen die Vogelgrippe oder das Zikavirus. Beide waren dem späteren COVID-19-Impfstoff vergleichbar.«

Kariko verwies darauf, dass nicht nur Viren im Fokus der mRNA-Impfstoffforschung stehen. So sollen Untersuchungen zu Impfungen gegen Tuberkulose und Malaria starten. In präklinischen Studien, im Tiermodell, würden Impfstoffe gegen Borrelien, die die Lyme-Erkrankung hervorrufen, oder gegen Yersinia pestis, den Pesterreger, erforscht – mit vielversprechenden Ergebnissen.

Pfeiffersches Drüsenfieber Wie der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) in Deutschland am Montag mitteilte, sind derzeit weitere mRNA-Impfstoffe gegen rund 25 Infektionskrankheiten in der Entwicklung, darunter Borreliose, das tropische Zikafieber, die Grippe und Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus. Das Virus, auch als Pfeiffersches Drüsenfieber bekannt, trägt vermutlich zu Multipler Sklerose bei.

Mit weiteren mRNA-Impfstoffen, die Unternehmen gerade in klinischen Studien erproben, soll die Krebstherapie verbessert werden, etwa für Patientinnen und Patienten mit Melanom, Lungenkrebs (NSCLC) oder Prostatakrebs. Einige dieser Impfstoffe würden für die Patientinnen und Patienten individuell zusammengesetzt. »Sie sollen dem Immunsystem zeigen, woran es die Krebszellen erkennen kann, die es gezielt zerstören soll«, so der Pharma-Verband.

Nach seiner Darstellung ist zu erwarten, dass die Bedeutung von mRNA-Impfstoffen und anderen mRNA-basierten Medikamenten schon in den kommenden Jahren weit über Covid-19 hinauswächst. Der vfa verwies darauf, dass Unternehmen in Deutschland einen großen Beitrag zur Entwicklung des weltweit ersten mRNA-Impfstoffs geleistet hätten.

Heute arbeiteten hierzulande zahlreiche Unternehmen und Forschungsinstitute an neuen mRNA-Impfstoffen, darunter BioNTech, CureVac, das Konsortium »TEL-Drug-Delivery« und das Konsortium »RNAuto«. Mehrere Firmen verfügten über große Herstellungskapazitäten für mRNA-Impfstoffe. kna

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Hurrikan Melissa

»Ich habe seit einer Woche nicht geschlafen«

Wie ein Rabbiner vom Wirbelsturm in Jamaika überrascht wurde – und nun selbst Betroffenen auf der Insel hilft

von Mascha Malburg  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

New York

ADL will Mamdani unter Beobachtung stellen

Die Anti-Defamation League erwartet vom neugewählten New York Bürgermeister nichts Gutes. Jetzt hat die jüdische Organisation angekündigt, man werde genau hinschauen

 05.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  05.11.2025 Aktualisiert

Essay

Mamdanis demokratische Steigbügelhalter

Führende Politiker der Demokraten haben aus Opportunismus die Wahl des Israel-Hassers Zohran Mamdani zum New Yorker Bürgermeister ermöglicht - und so in Kauf genommen, dass aus Worten gegen Israel wieder Gewalt gegen Juden werden könnte

von Menachem Z. Rosensaft  05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025