Nachruf

Louise Levy (112): Trauer um die älteste Frau im Bundesstaat New York

Foto: Marco Limberg

Mit ihrer Geburt am 1. November 1910 begann das Leben von Louise Morris Wilk in Cleveland (Ohio). Viele Jahrzehnte später wurde Louise Levy, die zu diesem Zeitpunkt schon lange den Nachnamen ihres Ehemannes Seymour Levy trug, die älteste Bürgerin des Bundesstaates New York. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb sie vor zwei Wochen, am 17. Juli 2023, in Connecticut.

»Während ihres langen Lebens, das sich über zwei globale Pandemien erstreckte, blieb sie im wahrsten Sinne des Wortes eine Dame«, schrieb ihre Familie. »Sie wird uns immer für ihre Anmut, Positivität und Freundlichkeit in Erinnerung bleiben«, hieß es in dem Nachruf. Zwei Kinder, vier Enkel und sechs Urenkel trauern um sie.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Gesundes Leben Ihre Mutter sei nie wirklich gesund gewesen, sagte Louise Levy unlängst in einem Interview. Ihr Vater sei an Krebs gestorben und ihr Bruder an Tuberkulose - im Alter von 34 Jahren. Sie beschloss daher, gesund zu leben.

Zu ihrer Diät gehörten ein Glas Rotwein pro Tag, Joghurt mit Früchten und Kräckern sowie Saft: »Zum Frühstück nehme ich Orangensaft zu mir, sowie Toast und Kaffee, den ich schon mein ganzes Leben lang getrunken habe«, erklärte sie einst im Gespräch mit dem Sender WCBS 880. Die Sache mit dem Joghurt guckte sie sich bei den Russen ab, die ihrer Ansicht nach wegen ihrer Ernährung ein reifes Alter erreichen.

In demselben Interview wurde sie nach den Werten gefragt, die sie am meisten schätzt. Die Antwort: »Ehrlichkeit, Loyalität und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen.«

Deutsche Juden Louise Levys Eltern waren deutsche Juden, die kurz nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg nach Pennsylvania auswanderten. Ihr Vater Louis Wilk war Fotograf und Kinomanager. In den 1920er-Jahren schloss sie nach einem Umzug nach New York in der Wadleigh High School in Harlem ihre Schulbildung ab, bevor sie am Hunter College studierte.

Ihre Heirat mit Seymour Levy erfolgte 1939. Die Kinder, die aus dieser Ehe hervorgingen - Lynn und Ralph - sind inzwischen beide über 70 Jahre alt. Fast ihr gesamtes Berufsleben lang arbeitete Louise Levy als Büromanagerin für die Firma ihres Mannes. Nach dessen Tod im Jahr 1991 wurde sie vom neuen Firmeninhaber eingestellt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ihre letzten Jahre verbrachte Louise Levy in einem Altersheim in Rye (New York), wo sie nach Angaben ihrer Familie »zu einer der beliebtesten Bewohnerinnen und zu einer Art kleiner Berühmtheit« wurde, vor allem »aufgrund ihres unbezwingbaren Geistes, ihres Sinns für Humor und zunehmend auch ihrer Langlebigkeit.«

Selber Tag Nach ihrem Ableben gab es weiterhin 23 bestätigte »Supercentenarians« - Personen im Alter von 110 Jahren und mehr - auf der Welt, darunter eine Japanerin, die am selben Tag geboren wurde wie Louise Levy.

Das Institute for Aging Research der Albert Einstein School of Medicine im New Yorker Stadtteil Bronx führte von 1998 an eine Studie über Juden ab 95 Jahren durch, deren Teil Louise Levy wurde. Auch Holocaustüberlebende waren Mitglieder der Gruppe, die auf »gute Gene« hin untersucht wurden. Es ging dabei um die Frage, welche Faktoren eine hohe Lebenserwartung - bis in den dreistelligen Bereich hinein - möglich machen.

Unter anderem stellte sich heraus, dass ein gesunder Lebenswandel nur einer von mehreren wichtigen Punkten und nicht zwingend erforderlich ist - zumindest nicht das ganze Leben lang. So rauchte Louise Levy, bis sie im Jahr 1965 ein Alter von 55 Jahren erreicht hatte. Andere Teilnehmer der Studie rauchten mehr, hatten Übergewicht und bewegten sich wenig. Dennoch wurden sie alt, unter anderem da sie »gute Gene« geerbt hatten.

Bridge und Gymnastik Lynn Neidorf, die Tochter von Louise Levy, gab unlängst in einem Interview an, ihre Mutter sei noch mit 109 Jahren sehr gesund und unabhängig gewesen. Sie habe sich selbst gewaschen und ohne Hilfe gegessen. In Gymnastik-Kursen und Strickerei-Gruppen beschäftigte sie sich. Auch spielte sie gern Bridge.

Bis zum Sommer letzten Jahres war eine weitere Jüdin, nämlich Sadie Rosenkrantz, die älteste Bewohnerin New Yorks. Louise Levy löste sie sozusagen ab, bis auch sie starb - im Alter von genau 112 Jahren und 258 Tagen. ja

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

 12.10.2025

Malibu

Kiss-Sänger Gene Simmons bei Unfall verletzt

Der 76-Jährige soll hinter dem Steuer das Bewusstsein verloren haben

 10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025

Literatur

Nobelpreis für Literatur geht an László Krasznahorkai

Die Literaturwelt blickt erneut gebannt nach Stockholm. Dort entscheidet man sich diesmal für einen großen Schriftsteller aus Ungarn - und bleibt einem Muster der vergangenen Jahre treu

von Steffen Trumpf  09.10.2025

Italien

»Mein Sohn will nicht mehr Levy heißen«

Wie ist es in diesen Tagen, Jude in einer europäischen Metropole zu sein? Ein Besuch bei Künstler Gabriele Levy im jüdischen Viertel von Rom

von Nina Schmedding  06.10.2025

Großbritannien

Empörung über Israels Einladung an Rechtsextremisten

Jüdische Verbände und Kommentatoren in Großbritannien sind entsetzt, dass Diasporaminister Chikli und Knesset-Sprecher Ohana ausgerechnet nach dem Anschlag von Manchester einen rechten Agitatoren hofieren

von Michael Thaidigsmann  06.10.2025

Türkei

»Zionist«: Robbie-Williams-Konzert in Istanbul am 7. Oktober abgesagt

Die Stadt verweist auf Sicherheitsbedenken – zuvor gab es online massive Proteste wegen jüdischer Familienbezüge des Musikers

 05.10.2025

7. Oktober

Ein Riss in der Schale

Wie Simchat Tora 2023 das Leben von Jüdinnen und Juden verändert hat

von Nicole Dreyfus  05.10.2025