Österreich

»Kein Hintergedanke in Richtung Auschwitz«

Es gebe »keinen Hintergedanken in Richtung Auschwitz«, sagte Stadtrat Sven Skjellet. Foto: Heide Sobotka

In der österreichischen Stadt Deutschlandsberg soll am Haus eines Lokalpolitikers der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) seit Jahren ein Schild mit der Aufschrift »Arbeit macht frei« hängen. Das berichtete die Wiener Tageszeitung Die Presse unter Berufung auf das Magazin News. Die in Frakturschrift gehaltene Tafel sei öffentlich einsehbar und soll nun abgenommen werden.

»Das Schild wird sofort entfernt«, erklärte Kärntens ÖVP-Chef Gabriel Obernosterer. Dass dies noch nicht längst geschehen sei, führt er auf Unwissenheit zurück. Der Lokalpolitiker und Stadtrat Sven Skjellet soll das Haus laut News vor drei Jahren von seinem Vater gekauft und das Schild in Erinnerung an ihn nicht entfernt haben.

anzeige Dass der Spruch an den Toren von Konzentrationslagern stand, stört Skjellet nicht. Es gebe »keinen Hintergedanken in Richtung Auschwitz«, sagte er im Gespräch mit Journalisten. Der Stadtrat wurde bereits zweimal wegen der Tafel angezeigt, sehe das aber gelassen, da beide Anzeigen ergebnislos verlaufen seien. Er habe einige Zeit in Berlin gelebt, sei mittellos zurückgekehrt und habe in Österreich dann hart arbeiten müssen, sagte er – in diesem Sinne verstehe er auch den Spruch »Arbeit macht frei«.

Das Mauthausen-Komitee kritisierte das Schild als »eine Verhöhnung aller KZ-Opfer und Überlebenden«. Aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien war am Donnerstag zu hören, dass das Schild entfernt werden solle. Man erwarte, dass dies so rasch wie möglich geschehe, sagte eine Sprecherin.

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Marko Feingold (100), der selbst ein Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz ist, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Wir haben viele solcher Fälle, die leider bei uns in Österreich nicht rechtzeitig geahndet werden. Und dann wird es am Ende ein Dauerzustand. Wissen Sie, Österreich ist anders.« ja

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

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