Russland

Jüdischer Dissident zu 25 Jahren Strafkolonie verurteilt

Musste in einem Glaskasten den Prozess verfolgen: Wladimir Kara-Mursa Foto: IMAGO/ITAR-TASS

Es war die härteste Strafe, die ein russisches Gericht seit dem Einmarsch in die Ukraine vor 14 Monaten gegen Oppositionelle verhängt hat. Wegen Hochverrats wurde der Dissident Wladimir Kara-Mursa am Montag zu 25 Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt.

Der heute 41-Jährige hatte vor einem Jahr in den USA eine Rede gehalten, in der er den Kreml beschuldigt hatte, in der Ukraine Kriegsverbrechen begangen zu haben. In Moskau wurde er nun wegen angeblicher »wissentlicher Verbreitung von Falschinformationen« und »Verunglimpfung« des russischen Militärs verurteilt. In einem Glaskasten eingesperrt verfolgte er das Verfahren gegen ihn.

kritiker Seit Langem ist der Sohn einer jüdischen Mutter einer der führenden Kritiker von Staatschef Wladimir Putin. Bereits zwei Mal wurde er Opfer von Giftanschlägen und lag 2015 sogar zeitweise wegen Nierenversagens im Koma. Kara-Murza war Mitarbeiter des ebenfalls 2015 ermordeten Kreml-Kritikers Boris Nemzow und arbeitete für die Stiftung »Open Russia« von Michail Chodorkowski. Seine Frau und drei Kinder leben seit Längerem in den USA.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im Februar 2022 gründete Kara-Mursa gemeinsam mit Chodorkowski und anderen Putin-Gegnern ein Antikriegskomitee. Am 11. April 2022 wurde er in Moskau festgenommen und im Eilverfahren zu 15 Tagen Haft verurteilt. Später stufte ihn der Kreml als ausländischen Agenten ein. Zuvor hatte er vor Abgeordneten des Bundesstaates Arizona gegen den Ukraine-Feldzug gesprochen, was ihm nun in Moskau zum Verhängnis wurde. Seine Anwältin sagte nach dem Prozess, Kara-Mursa habe das Urteil mit den Worten aufgenommen: »Mir ist nun klar geworden, dass ich alles richtig gemacht habe.«

»Farce« Zahlreiche jüdische und andere Menschenrechtsorganisationen verurteilten das Urteil gegen den Dissidenten. Das Raoul Wallenberg Centre for Human Rights in Kanada, bei dem Kara-Murza als Senior Fellow tätig war, nannte die Anklage eine »Farce«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

In Israel sagte Natan Sharansky, der selbst neun Jahre in sowjetischen Gefängnissen verbracht hatte, Kara-Mursas Verfolgung sei »ein Beweis dafür, dass Russland in stalinistische Zeiten zurückgekehrt« sei. »Putins Verfahren gegen Wladimir Kara-Murza ist ein Prozess gegen Demokratie, Menschenrechte und die Zivilgesellschaft in Russland«, twitterte Sharansky.

Laut Medienberichten hatte sich Kara-Mursa vor Gericht geweigert, auf Freispruch zu plädieren. Er sitze wegen seiner politischen Ansichten im Gefängnis, sagte er. »Ich weiß auch, dass der Tag kommen wird, an dem sich die Dunkelheit über unserem Land verziehen wird.« mth

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Mit Kufiya und Waffen

Ein Kinderbuch mit Folgen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream - und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025