Mexiko

»Jüdische Taliban« fliehen aus Haft

Weibliches Mitglied der Lev-Tahor-Sekte 2013 in Kanada Foto: imago/ZUMA Press

Etwa 20 minderjährige Mitglieder der jüdischen Sekte Lev Tahor (»Reines Herz«), die wegen ihrer strikten Bekleidungsvorschriften und ihrer Ideologie auch als »jüdische Taliban« bezeichnet werden, sind aus einer staatlichen Einrichtung im Süden Mexikos geflohen. Dort waren sie fünf Tage lang von den Behörden festgehalten worden.

Ein Anführer der Sekte, Menachem Endel Alter, war bei einer Razzia in einem Dschungelcamp der Gruppe am Freitag vergangener Woche wegen des Verdachts auf Menschenhandel, Drogenschmuggel und Mitwirkung am organisierten Verbrechen verhaftet worden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die meisten Kinder und Jugendlichen wurden anschließend in eine geschlossene staatliche Einrichtung in Huixtla unweit der Grenze zu Guatemala gebracht. Ein dreijähriges Kind, das ebenfalls in dem Dschungellager aufgegriffen wurde, ist einem Bericht der BBC zufolge zwischenzeitlich nach Israel gebracht worden.

randale Am Mittwochabend randalierten und türmten die Kinder und Jugendlichen. Offenbar war die Aktion geplant: Die 20 Lev-Tahor-Mitglieder in der staatlichen Unterkunft für illegale Einwanderer kletterten über einen Zaun und stiegen in einen vor dem Gebäude wartenden Lastwagen, der sie in Richtung guatemaltekische Grenze brachte. Die Behörden teilten anschließend mit, die Polizei und der Grenzschutz hätten den Lkw nicht verfolgt.

Die Sekte hat insgesamt rund 300 Mitglieder, die in Kanada, Mexiko, Guatemala, den USA und Israel leben. Ihr gehören auch viele Kinder an. Die Mädchen müssen ab dem dritten Lebensjahr lange, wallende Gewänder tragen, die den gesamten Körper verdecken, und werden oft schon als Minderjährige mit anderen Sektenmitgliedern verheiratet.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im vergangenen November wurden zwei Lev-Tahor-Verantwortliche in New York wegen Entführung und sexueller Ausbeutung von Kindern verurteilt. Sie hatten ein 14-jähriges Mädchen gezwungen, eine sexuelle Beziehung mit einem erwachsenen Mann einzugehen.

KINDESMISSBRAUCH Lev Tahor wurde in den 80er-Jahren von Rabbi Shlomo Helbrans in Jerusalem gegründet. Die Gruppe floh nach Kanada und dann 2014 nach Guatemala, nachdem sie von den kanadischen Behörden wegen mutmaßlichen Kindesmissbrauchs näher unter die Lupe genommen wurde. Helbrans ertrank 2017 bei einem rituellen Bad in Mexiko. Sein Sohn übernahm daraufhin die Führung der Gruppe.

2018 beantragten einige Lev-Tahor-Anhänger politisches Asyl im Iran und schworen offenbar dem iranischen obersten Führer Ajatollah Ali Khamenei die Treue. Die Sekte ist streng antizionistisch eingestellt.

Die männlichen Mitglieder verbringen die meiste Zeit des Tages mit dem Gebet und dem Studium bestimmter Toraabschnitte. Lev Tahor hält sich zudem an eine extreme Auslegung der Kaschrut, des jüdischen Speisegesetzes. mth

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  18.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens: Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen

von Jürgen Prause  18.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

"Stiller & Meara"

Abschied von den Eltern

Leinwandstar Ben Stiller hat eine erstaunlich persönliche Doku über seine berühmte Familie gedreht

von Patrick Heidmann  16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025