Stockholm

»Juden sind keine Schweden«

Intolerantes Machtverständnis: Rechtspopulist Björn Söder von den Schwedendemokraten Foto: imago

Juden und Samen seien »keine Schweden«. Das sagte am vergangenen Sonntag der Rechtspopulist Björn Söder von den Schwedendemokraten (SD) in einem Interview mit der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter.

Die Äußerungen des Rechtspopulisten sorgen in Schweden für Empörung. Lena Posner-Körösi, Vorsitzende des Jüdischen Zentralrats in Schweden, verbat sich jede »Identifikation durch andere«. »Ich entscheide selbst, wer ich bin«, so die Zentralratsvorsitzende. Alles andere sei »demütigend und völlig inakzeptabel«.

identität
Sie wies darauf hin, dass die Schwedendemokraten bei der Definition »nationaler Identität« von einem intoleranten Machtverständnis ausgehen, das stark an die Rhetorik der 1930er-Jahre erinnere: »Einer nicht reinrassigen fünften Kolonne trauen wir nicht, ein schwedischer Pass reicht nicht aus – genauso klingt das«, kritisiert Posner-Körösi scharf. Das sei gefährlich und entlarve ein »falsches und widerliches Menschenbild«.

Zugleich betonte sie, dass es in Schweden ein Integrationsproblem gebe. »Wir müssen uns dieser Diskussion endlich stellen«, forderte Posner-Körösi. Denn hinter dem Wahlerfolg der SD stehe die Unzufriedenheit ursprünglich bürgerlicher und sozialdemokratischer Wähler.

Rücktritt Politiker aller Parteien forderten derweil Söders sofortigen Rücktritt als Vizepräsident des schwedischen Parlaments. »SD hat zwar viele Parlamentssitze. Doch das heißt nicht, dass Björn Söder sich auf eine Art und Weise äußern darf, die ganze Bevölkerungsgruppen in unserem Land ausschließt«, betonte Tomas Eneroth, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten (S).

Premierminister Stefan Lövfen (S) nannte die Äußerungen Söders »sehr, sehr erschreckend«. Auch von Linken und Grünen kam scharfe Kritik. »Söders rassistische Aussagen zu Samen und Juden sind ekelhaft und beschämend für den Reichstag und für Schweden«, empörte sich Jonas Sjöstedt, Vorsitzender der Linkspartei. »Er hätte niemals Vizepräsident des Parlaments werden dürfen.«

Neonazi-Milieu Die Schwedendemokraten sind ursprünglich aus dem Neonazi-Milieu hervorgegangen, rekrutieren ihre Wählerschaft jedoch zunehmend aus Wählern, die früher den Konservativen oder Sozialdemokraten ihre Stimme gaben. Bei den schwedischen Parlamentswahlen im September wurden sie drittstärkste Kraft. Im vergangenen Monat kippten sie die Haushaltsabstimmung der rot-rot-grünen Minderheitsregierung und lösten so Neuwahlen aus.

Mit provozierenden Äußerungen zu Themen wie Nationalität, Minderheiten und Einwanderung stilisieren sich die Rechtspopulisten zunehmend als scheinbare Rebellen im schwedischen Politikgeschehen – vor allem im Hinblick auf die Neuwahlen im März 2015.

Japan

Jüdisch in Fernost

Etwa 1500 Juden sind im Land der aufgehenden Sonne zu Hause. Koscheres Leben ist schwierig. Und sogar hier hat sich seit dem 7. Oktober 2023 einiges verändert

von Eugen El  01.05.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025