Frankreich

iPhone-App verboten

Abgeschaltet: »Juif ou pas Juif?« Foto: screenshot

Den meisten ist das Spiel bekannt: Viele Juden interessieren sich dafür, ob Fernsehstars, Schriftsteller, Popsänger oder andere Prominente jüdisch sind. Wenn ja, freut man sich, denn dann gehören sie quasi zur Familie.

Diese Logik wurde kürzlich einem 35-jährigen Pariser Software-Ingenieur zum Verhängnis. Johann Levy hat eine App fürs iPhone entwickelt, mit der man herausfinden kann, welcher Promi jüdisch ist und welcher nicht – so denn auch der Name der Anwendung: »Juif ou pas Juif?«. Mehr als 3.000 Männer und Frauen hat Levy in seiner Datenbank erfasst, die für 79 Cent im Apple-Store erhältlich war. Doch damit ist nun Schluss, zumindest in Frankreich. Mitte des Monats nahm das Unternehmen Apple die Anwendung aus dem Sortiment.

Gefängnis Zuvor hatte die französische Organisation SOS Racisme mit einer Klage gedroht. Details über Religion, ethnische Herkunft und sexuelle Orientierung anderer ohne deren Zustimmung weiterzugeben, ist in Frankreich streng verboten. Wer sich nicht daran hält, kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe von bis zu 300.000 Euro belangt werden. Das Gesetz stammt aus der Zeit nach dem Holocaust, als rund 76.000 Juden in deutsche Konzentrationslager deportiert wurden.

Die französisch-jüdische Dachorganisation CRIF (Conseil Représentatif des Institutions juives de France) und Frankreichs jüdischer Studentenbund äußerten sich entsetzt über die App. »Es ist nicht nur schockierend, sondern auch illegal«, sagte CRIF-Präsident Richard Prasquier. Wenn jemand seine Religionszugehörigkeit für sich behalten wolle, müsse er das selbstverständlich dürfen.

Johann Levy, der Erfinder der App, ist verwundert über so viel Aufregung. Er sei sich nicht bewusst gewesen, etwas Verbotenes zu tun. Entschieden weist er die Anschuldigung von sich, ein Rassist zu sein. »Ich bin jüdisch«, erzählte er der Zeitung Le Parisien, »und wollte anderen Juden das Gefühl von Stolz vermitteln, wenn sie sehen, dass dieser oder jener Prominente auch jüdisch ist.«

Sydney

Jüdische Bäckerei schließt wegen Antisemitismus

Nach Jahren der Anfeindungen und dem schwersten antisemitischen Anschlag auf australischem Boden hat eine beliebte jüdische Bäckerei für immer geschlossen

 18.12.2025

Strassburg

Glühwein und Kippa

In der selbst ernannten »Weihnachtshauptstadt« lebt eine traditionsbewusste jüdische Gemeinde. Wie passt das zusammen? Eine Reise zu koscheren Plätzchen und Pralinen mit »Jahresendgeschmack«

von Mascha Malburg  18.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Australien

Bericht: Die Heldentat von Ahmed Al-Ahmed sorgt auch in Syrien für Jubel

Die Berichterstattung über den »Helden von Sydney« hat auch dessen Heimatort erreicht und bringt Stolz in eine Trümmerlandschaft

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Sydney

Abschied von jüngstem und ältestem Opfer

Ganz Australien trauert: Die 10-jährige Matilda und der 87-jährige Holocaust-Überlebende Alex Kleytman sind beerdigt worden

 18.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsmann  17.12.2025

Nachruf

Albtraum in der Traumfabrik

Eine Familientragödie hat den Hollywood-Riesen und seine Frau aus dem Leben gerissen. An Rob Reiners Filmen voller Menschenliebe wie »Harry und Sally« ist eine ganze Generation mitgewachsen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025