USA

»Ich bin dankbar, am Leben zu sein«

Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

»Ich bin dankbar und voller Wertschätzung für all die Mahnwachen und Gebete und Liebe und Unterstützung, alle Strafverfolgungsbehörden und Ersthelfer, die sich um uns gekümmert haben, ich bin dankbar, am Leben zu sein.«

So schrieb Rabbi Charlie Cytron-Walker am Sonntag auf Facebook – einen Tag nach einer zehnstündigen Geiselnahme in seiner Synagoge in der Kleinstadt Colleyville im US-Bundesstaat Texas. Cytron-Walker leitete am Schabbat-Vormittag den Gottesdienst in der Reformgemeinde Beth Israel, als ein Mann in die Synagoge eindrang und ihn und drei weitere Beter in seine Gewalt brachte.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wie seit Monaten in der Gemeinde üblich, wurde auch dieser Schabbatgottesdienst gestreamt. Tausende Menschen weltweit verfolgten die Geiselnahme live – bis die Kameras ausgeschaltet wurden. Jüdische Gemeinden im ganzen Land beteten währenddessen für die Freilassung der Gefangenen.

TERROR Spezialkräften des FBI gelang es am späten Abend kurz vor 23 Uhr (Ortszeit), die Geiseln zu befreien. Bei der Rettungsaktion kam der Geiselnehmer ums Leben. Nach Angaben des FBI handelt es sich um einen 44-jährigen britischen Staatsbürger. Wie amerikanische Medien berichteten, forderte er die Befreiung einer Frau, die verurteilt worden ist, weil sie amerikanisches Militärpersonal töten wollte. Er nannte sie »Schwester« Aafia Siddiqui.

Medienberichten zufolge handelt es sich bei ihr aber nicht um seine leibliche Schwester, sondern um eine »Schwester im Glauben«. Siddiqui ist eine pakistanische Neurologin, der die US-Justiz vorwirft, Mitglied des Terrornetzwerks Al Kaida zu sein. Sie wurde als Terroristin verurteilt und sitzt in einem Gefängnis in der Nähe von Colleyville eine 86-jährige Haftstrafe ab. Beobachter vermuten, dass Akram aus diesem Grund nach Colleyville gekommen sein könnte. Seine Angehörigen sagten im Gespräch mit Journalisten, er habe unter psychischen Problemen gelitten.

US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Geiselnahme als »Terrorakt«. Bereits während des Vorfalls hatte das FBI mit den britischen Sicherheitsbehörden zusammengearbeitet. London sagte den USA auch Unterstützung bei den Ermittlungen zu.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, erklärte: »Wieder einmal ist am Schabbat, einem Tag des Gebets und der feierlichen Einkehr, eine Synagoge Ziel eines bösartigen Angriffs geworden.« Lauder drückte der jüdischen Gemeinde in Colleyville seine Solidarität aus und dankte den Sicherheitsbehörden. Außerdem erklärte er: »Ich bin auch ermutigt durch die Anrufe, die ich und andere Mitglieder der jüdischen Gemeinde von muslimischen Führern in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt erhalten haben, die diesen jüngsten sinnlosen Akt des Hasses verurteilen. Ihre Unterstützung ist zu diesem Zeitpunkt von entscheidender Bedeutung.«

Auch in Jerusalem löste die Geiselnahme Besorgnis aus. Israels Regierungschef Naftali Bennett twitterte: »Dieses Ereignis erinnert uns daran, dass der Antisemitismus immer noch lebendig ist und wir ihn weltweit bekämpfen müssen.«

Dass er noch am Leben sei, erklärte Rabbi Charlie Cytron-Walker am Sonntagabend, liege auch an Sicherheitskursen der Polizei, des FBI, der Anti-Defamation League und des Secure Community Network, an denen er und seine Gemeinde im Laufe der Jahre teilgenommen habe. »Ich ermutige alle jüdischen Gemeinden, an dieser Ausbildung teilzunehmen.« ja

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025

Spanien

Francos Erbe

Das Land, das den Sefardim einst ihren Namen gab, verlangt seinen Juden heute einiges ab

von Valentin Suckut  03.11.2025

»Nobody Wants This«

Alle wollen Esther

Einer der Gründe, die Netflix-Serie zu sehen, ist Jackie Tohn. Die Schauspielerin mit dem Blick, der Stahl schmelzen kann, tanzt gern auf vielen Hochzeiten

von Sarah Thalia Pines  03.11.2025

Slowakei

Neues Leuchten in Trenčín

Eine restaurierte Synagoge wird zum Herzstück der Kulturhauptstadt 2026 – und zum Zeichen jüdischer Erneuerung

von Kilian Kirchgeßner  03.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  03.11.2025

USA

Unsicher in New York

Zohran Mamdani ist der mögliche nächste Bürgermeister der Metropole – und für viele Juden ein Problem

von Mark Feldon  30.10.2025

Judenhass

»Ich werde Selbstmordattentäter diese Nacht«: Mann plante Messerangriff auf Juden

Der arabischstämmige Mann wurde im letzten Moment von der Polizei festgenommen. Nun stand er vor Gericht

von Nicole Dreyfus  30.10.2025

Barcelona

Mordverdacht: Ermittlungen gegen Sohn von Mango-Gründer

Spanischen Medienberichten zufolge sind die Umstände des Todes des Modeunternehmers Isak Andic im Dezember 2024 noch nicht geklärt. Doch es gibt einen Verdacht

 30.10.2025

München

Europäische Rabbiner sagen Baku-Konferenz aus Sicherheitsgründen ab

Rund 600 Teilnehmer aus aller Welt sind angemeldet. Viel Geld war in die Vorbereitung geflossen

von Imanuel Marcus, Mascha Malburg  28.10.2025 Aktualisiert