Slowakei

Hommage an den Vater

Immer wieder standen Vater und Sohn in den 70er-Jahren auf der österreichischen Seite des Eisernen Vorhangs und schauten über den Zaun auf Bratislava. Es war die Heimatstadt des im Wiener Exil wohnenden Auschwitz-Überlebenden Adolf Frankl. Sein Sohn Thomas begleitete ihn an die Grenze, versuchte, den Vater zu trösten, sich in ihn hineinzuversetzen.

Jetzt sind die Werke des 1983 verstorbenen Künstlers Adolf Frankl erstmals in der slowakischen Hauptstadt zu sehen: Weit aufgerissene Augen und Münder, Hundegesichter, Fratzen spiegeln Verhaftung, Deportation und Konzentrationslager wider. Ausgestellt werden aber auch Frankls Zeichnungen und Karikaturen des jüdischen Alltagslebens in Bratislava sowie Szenen aus Wiener Kaffeehäusern.

Versteck Die Kunstwerke seines Vaters seien »ein Mahnmal gegen das Vergessen«, sagt Frankl. Den Wert der Bilder habe er erst Mitte der 60er-Jahre erkannt. Damals begann der heute 77-Jährige, sich intensiv mit der Schoa auseinanderzusetzen. Er suchte die Orte der Familiengeschichte auf und recherchierte: Wie die Familie in der Nacht des 28. September 1944 in Bratislava von deutschen und slowakischen Soldaten verhaftet wurde, der Vater in den Deportationszug einsteigen musste, die Mutter sich und die Kinder mit einer Lüge retten konnte. Bis Kriegsende wurden sie bei verschiedenen Familien in der Stadt versteckt.

Zurück aus Auschwitz übernimmt Adolf Frankl, der als junger Mann an der Kunstgewerbeschule in Bratislava Malerei studiert hatte, wieder sein Geschäft für Inneneinrichtung. Als er 1949 ein weiteres Mal enteignet wird, diesmal von den Kommunisten, flieht die Familie nach Wien. Doch Adolf Frankl ist ein gebrochener Mann. Nachts im Schlaf schreit er oft und weint. Wenn er nicht schlafen kann, malt er.

Thomas Frankl stellt die Bilder seines Vaters jetzt zusammen mit dem Österreichischen Kulturforum der Slowakei im Museum des Alten Rathauses von Bratislava aus. Er selbst führt auch durch die Ausstellung. Es ist eine Verneigung Frankls vor seinem Vater, der ihm zu Lebzeiten oft fremd blieb.

»Visionen-Visions-Vízie«, noch bis zum 29. April im Museum des Alten Rathauses in Bratislava, Radnicná 1

www.muzeum.bratislava.sk

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Hurrikan Melissa

»Ich habe seit einer Woche nicht geschlafen«

Wie ein Rabbiner vom Wirbelsturm in Jamaika überrascht wurde – und nun selbst Betroffenen auf der Insel hilft

von Mascha Malburg  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

New York

ADL will Mamdani unter Beobachtung stellen

Die Anti-Defamation League erwartet vom neugewählten New York Bürgermeister nichts Gutes. Jetzt hat die jüdische Organisation angekündigt, man werde genau hinschauen

 05.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  05.11.2025 Aktualisiert

Essay

Mamdanis demokratische Steigbügelhalter

Führende Politiker der Demokraten haben aus Opportunismus die Wahl des Israel-Hassers Zohran Mamdani zum New Yorker Bürgermeister ermöglicht - und so in Kauf genommen, dass aus Worten gegen Israel wieder Gewalt gegen Juden werden könnte

von Menachem Z. Rosensaft  05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025