New York

Hoffnung gegen den Horror

Die erste Spritze: bei der Impfung gegen Covid-19 im Long Island Jewish Medical Center im New Yorker Stadtteil Queens Foto: imago images/ZUMA Press

Nach einer Notfallzulassung haben am Montagmorgen (Ortszeit) in den Vereinigten Staaten die Impfungen gegen die Krankheit Covid-19 begonnen. Der Fernsehsender CNN übertrug Bilder von der Impfung einer Krankenschwester mit dem Mittel des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer im Osten des New Yorker Stadtteils Queens. Die Impfung fand im Long Island Jewish Medical Center in Queens statt.

ERMUTIGUNG »Ich möchte öffentlich Vertrauen schaffen, dass die Impfung sicher ist«, sagte Sandra Lindsay nach der Impfung. »Wir erleben eine Pandemie, wir müssen alle unseren Teil beitragen. Ich möchte jeden ermutigen, sich impfen zu lassen.«

Die Vereinigten Staaten erleben aktuell erneut eine verheerende Welle der Corona-Pandemie mit Rekordzahlen bei Infizierten, Erkrankten in Krankenhäusern und Todesopfern. Viele Krankenhäuser berichten von überlasteten Notaufnahmen und fehlenden Pflegekräften für die ständig mehr werdenden Infizierten. Für den Montag wurde erwartet, dass in den USA in der Zählung der Johns-Hopkins-Universität die Marke von 300 000 bestätigten Toten seit Beginn der Pandemie überschritten würde. 

KANADA Auch im zweiten großen Staat Nordamerikas sind die ersten Menschen geimpft worden. TV-Sender zeigten live, wie Anita Quidangen, eine Pflegerin aus dem Rekai Centre Langzeit-Pflegeheim, im Universitätskrankenhaus Toronto geimpft wurde. Der Bundesstaat Ontario hatte Impfungen in Hospitälern in Toronto und Ottawa angekündigt. In Quebec sollten laut kanadischem Fernsehen CBC zunächst Menschen in Pflegeheimen geimpft werden.

Wenige Minuten nach Impfstart twitterte US-Präsident Donald Trump: »Erste Impfung verabreicht. Herzlichen Glückwunsch USA! Herzlichen Glückwunsch Welt!«. Trump nimmt den schnellen wissenschaftlichen Erfolg des Impfstoffs für sich in Anspruch, Pfizer hat aber immer wieder betont, nicht Teil des US-Regierungsprogramms »Operation Warp Speed« zu sein, um politisch unabhängig agieren zu können.

PRIORITÄTEN Nun sollen als erstes Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen geimpft werden. Es handelt sich um die größte Impfkampagne in der Geschichte des Landes, laut CNN sollten am Montag in allen Bundesstaaten erste Impfungen anlaufen. 

»Wir mussten in dieser Stadt so viel durchstehen«, sagte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio am Morgen in einem CNN-Interview. »Heute ist ein Tag, auf den wir gewartet und für den wir gebetet haben.« Auch in der Millionenmetropole hatte sich in den vergangenen Wochen die Lage wieder verschlimmert und die Fallzahlen waren deutlich gestiegen – allerdings nicht vergleichbar mit der Lage im Frühjahr. Am Montag traten neue Maßnahmen in New York City in Kraft, wonach die Innenbewirtung in Restaurants und Bars wieder ausgesetzt wurde. 

EUROPA Pfizer und Biontech hatten auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) die Zulassung des Corona-Impfstoffs beantragt. Spätestens am 29. Dezember werde das Gutachten des Expertenausschusses vorliegen, erklärte die Direktorin der EMA, Emer Cooke, am Montag in Amsterdam. »Die europäischen Bürger haben uns gesagt, dass sie eine schnelle Zustimmung wollen, aber viel wichtiger, sie wollen eine gründliche Überprüfung von Nutzen und Risiken des Impfstoffes, so dass sie überzeugt sind, es ist sicher, wirksam und von hoher Qualität.«

Im Gegensatz zu den USA, Kanada und Großbritannien erteilt die EU keine Notzulassung. Die bedingte Marktzulassung stelle sicher, sagte die EMA-Chefin, dass die Covid-19-Impfstoffe die EU-Standards für alle Impfstoffe und Arzneimittel erfüllten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte eine Beschleunigung des Verfahrens gefordert.

IMPFDOSEN Die US-Regierung hat sich vertraglich die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen von Pfizer/Biontech gesichert. Der US-Pharmakonzern Moderna teilte am Freitag mit, die US-Regierung kaufe weitere 100 Millionen Dosen seines Impfstoff-Kandidaten. Diese Dosen würden im zweiten Quartal 2021 geliefert.

Der Moderna-Impfstoff muss von der FDA noch zugelassen werden, eine Entscheidung darüber wird Ende der Woche erwartet. Bereits nächste Woche sollen sechs Millionen Dosen dieses Stoffes ausgeliefert werden. Insgesamt rechnen die Behörden damit, dass bis Ende Dezember 20 Millionen Menschen die erste von zwei nötigen Impfungen von einem der beiden Stoffe bekommen können. Im Januar sollen 30 Millionen weitere Menschen hinzukommen. dpa

Antisemitismus

Angriff auf Synagoge und Restaurant in Melbourne

Während etwa 20 Menschen Schabbat feierten, setzte ein Mann die Tür des Gebäudes in Brand. Kurz darauf wurde ein koscheres Restaurant gestürmt

 05.07.2025

Belgien

»Gaza gleich Auschwitz«-Karikatur gewinnt Wettbewerb

Der erste Preis des Press-Cartoon-Belgium-Wettbewerbs ging in diesem Jahr an eine Zeichnung einer Landkarte, in der die Umrisse des Eingangstores von Birkenau auf die des Gazastreifens gelegt sind

von Michael Thaidigsmann  04.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Großbritannien

Unterhaus: Palestine Action als Terrororganisation eingestuft

Mitglieder der radikalen Anti-Israel-Gruppe waren im Juni auf einen britischen Luftwaffenstützpunkt eingedrungen und hatten dort Flugzeuge beschädigt

 03.07.2025

Ukraine

Putins Krieg und Trumps Frieden

Während sich die Medienaufmerksamkeit auf Nahost konzentriert, bombardiert Russland weiterhin das Land. Nun schlägt sogar der US-Präsident neue Töne an

von Michael Gold  03.07.2025

Australien

Zwei Krankenpfleger, die damit drohten, jüdische Patienten zu töten, haben Arbeitsverbot

Im Februar sorgte ein TikTok-Video für Abscheu und Empörung, in dem zwei Krankenpfleger ihrem blanken Judenhass freien Lauf ließen. Nun stehen sie vor Gericht

 02.07.2025

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025