Österreich

Hockey im Prater

Die Stimmung war heiter, als Oskar Deutsch kürzlich bei einem Kongress der European Maccabi Confederation (EMC) in Wien ankündigte: »Es werden die Spiele der Superlative«. Der stellvertretende Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien ist Vorsitzender der 13. Europäischen Makkabi-Spiele, die von 5. bis 13. Juli 2011 in der österreichischen Bundeshauptstadt stattfinden. Erwartet werden über 2.200 jüdische Sportlerinnen und Sportler aus ganz Europa. Zuletzt hatten bei den Spielen in Rom 2007 rund 1.800 Athleten teilgenommen.

Um die Austragung der European Maccabi Games hatten sich neben Wien auch St. Petersburg, Madrid und Stockholm beworben. Dass schließlich Wien das Rennen machte, liegt vor allem daran, dass die Sportler hier nur kurze Wege zurücklegen müssen, sagt Deutsch. Alle Sportstätten befinden sich nahe dem neuen Hakoah-Sportzentrum im Prater.

19 Disziplinen Wettbewerbe sind in 19 Disziplinen geplant: Badminton, Basketball, Beachvolleyball, Bowling, Bridge, Fechten, Feldhockey, Fußball, Futsal, Golf, Judo, Karate, Schach, Schießen, Squash, Schwimmen, Tennis, Tischtennis und Volleyball. Unterschieden wird zwischen den Alterskategorien 14 bis 16 Jahre, offene Klasse sowie Masters, den über 35-Jährigen.

Deutsch, Fußballfan und Gründer des SC Maccabi Wien (1997), sieht in den Spielen in Wien jedoch weit mehr als nur eine Sportveranstaltung. Präsentieren könne man hier auch »das junge, dynamische Wiener Judentum«. Neben dem Hakoah-Areal befindet sich der erst vor einem Jahr fertiggestellte Campus der IKG: Hier ist die Zwi-Perez-Chajes-Schule zu Hause, deren Angebot vom Kindergarten bis zur höheren Schule reicht. Hier ist das Maimonides-Zentrum angesiedelt, das rüstigen Senioren Appartments und Pflegebedürftigen entsprechende medizinische Versorgung bietet. In wenigen U-Bahn-Stationen zu erreichen sind zudem der Stadttempel in der Seitenstettengasse, die weiteren Synagogen im ersten und zweiten Bezirk, die koscheren Geschäfte und Restaurants.

»Wir können zeigen, dass ein jüdisches Leben in Wien nach jedem Geschmack möglich ist«, betont Deutsch. Ob orthodox, traditionell oder säkular: Die Infrastruktur ermöglicht sowohl ein religiöses Leben als auch ein vielfältiges kulturelles Angebot. Eines der immer wieder geäußerten Ziele von IKG-Präsident Ariel Muzicant ist die Vergrößerung der derzeit rund 7.000 Mitglieder zählenden Wiener Gemeinde. Erreicht werden soll das durch Zuwanderung.

Zunächst müssen hier allerdings die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Beim Thema Zuwanderung steht die Bundesregierung derzeit massiv auf der Bremse. Ab 2012 soll es mit der »Rot-Weiß-Rot-Card« – analog den Farben der österreichischen Fahne – allerdings ein »kriteriengeleitetes Zuwanderungssystem« für Bürger aus Nicht-EU-Staaten geben, das vorsieht, dass nur jene nach Österreich kommen, die am Arbeitsmarkt gebraucht werden. Hier sieht auch die IKG Chancen auf jüdischen Zuzug.

Kosten Die Kosten für die Spiele wurden mit drei Millionen Euro veranschlagt. Ein Drittel davon wird von der öffentlichen Hand – dem Bund und Stadt Wien – getragen. Wiens eben erst erneut wiedergewählter sozialdemokratischer Bürgermeister Michael Häupl habe die jüdische Gemeinde bei der Bewerbung um die Spiele vom ersten Moment an unterstützt, betont Deutsch. Er freut sich auch, dass die Eröffnungszeremonie im Stadtzentrum auf dem Wiener Rathausplatz über die Bühne gehen wird. Geprobt wurde dazu bereits im vergangenen Sommer: Schüler der Zwi-Perez-Chajes-Schule mimten dabei die Athletenteams.

Die Generalprobe diente auch dazu, die Großveranstaltung auf einem öffentlichen Platz entsprechend vorbereiten zu können. Insgesamt habe die Sicherheit oberste Priorität, betont Deutsch. Die IKG kooperiere hier eng mit dem Staat. »Wir hoffen natürlich, dass nichts passieren wird.«

Die 1929 erstmals in Prag abgehaltenen Europäischen Makkabi-Spiele werden seit Ende der 60er-Jahre im Vier-Jahres-Rhythmus veranstaltet. Das erste Mal seit der Nazizeit wird dieses Sportereignis wieder auf dem Boden des ehemaligen Deutschen Reichs ausgetragen.

www.emg2011.eu

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 14.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025