New York

Herpes nach Metzitzah?

Baby nach der Beschneidung Foto: Flash 90

Die Gesundheitsbehörden in New York stoßen bei ihrem Kampf gegen den Herpes-Virus bei männlichen Säuglingen als mutmaßliche Folge der Metzitzah B’peh, ein in ultraorthodoxen Kreisen weiterhin verbreitetes Ritual bei der Beschneidung, auf Widerstand. Das berichteten die amerikanische Gesundheits-Website »dna-info« und die »Jewish Telegraphic Agency«.

Insgesamt sechs jüdische Babys im Brooklyner Stadtteil Williamsburg seien seit 2015 offenbar nach dem direkten Absaugen des Blutes durch den Mund des Mohel (des Beschneiders) mit dem Herpes-Virus infiziert worden, hieß es in den Berichten. Mögliche Folgen einer Herpes-Infektion bei Kindern sind Gehirnentzündungen, die zum Tod führen können.

mohel In Williamsburg leben viele ultraorthodoxe Juden. Nur zwei der sechs betroffenen Familien seien bereit gewesen, mit der Polizei zu kooperieren. »Leider lehnen es einige in der Gemeinschaft ab, die Namen der Mohels zu nennen«, sagte Christopher Miller, Sprecher der Gesundheitsbehörde: »Das ist eine sehr isolierte Gemeinschaft. Das ist ein sehr religiöses Ritual.«

Die beiden identifizierten Mohalim wurden von der New Yorker Polizei im März 2017 unter Androhung strafrechtlicher Folgen aufgefordert, die Metzitzah B’peh nicht weiter zu praktizieren. Außerdem sollen sie sich einem Test auf Antikörper gegen das Herpes-Simplex-Virus unterziehen. Die Gesundheitsbehörden führen die Herpes-Infektion bei den Kindern auf die Mohalim zurück, weil sie bei den Babys kurz nach der Beschneidung im Genitalbereich sichtbar wurden.

Rabbiner David Niederman, Chef der United Jewish Organizations von Williamsburg und Nord-Brooklyn, sagte in einem früheren Interview mit »dna-Info«, seine Organisation arbeite mit den Behörden zusammen. Angesichts der Zahl der Fälle, in denen die Metzitzah B’peh weltweit praktiziert werde, gehe die Zahl der infizierten Kinder gegen null. Falls dennoch ein bestimmter Mohel in New York die Ursache für die Infektionen sei, werde die Gemeinschaft ihn bannen – und der Mohel sich selbst aus dem Verkehr ziehen, weil er kein Interesse daran haben könne, Kinder zu gefährden.

Pipette Von der Metzitzah B’peh, wie sie jahrtausendelang praktiziert wurde, sind die meisten Juden weltweit inzwischen abgekommen. Viele Rabbiner, Ärzte und jüdische Organisationen empfehlen, das Blut nach dem Abtrennen der Vorhaut der Säuglinge nicht durch den Mund, sondern durch eine Pipette abzusaugen.

Nach Angaben der Website gibt es in der ultraorthodoxen Gemeinschaft in New York jedoch weiterhin Dutzende bekannter Mohalim, einige von ihnen Rabbiner und Ärzte, die in der Praxis der Metzitzah B’peh bewandert sind.

Rabbiner Nuchem Rosenberg aus Williamsburg sagte laut dem Bericht, er befürchte, dass die Eltern der an Herpes erkrankten Babys eingeschüchtert worden seien und deshalb nicht mit der Polizei zusammenarbeiteten. »Der einzige Grund, warum sie nichts sagen, ist, dass sie bedroht und geächtet werden«, sagte er: »Man kann sich nicht vorstellen, welche Art von Einschüchterung in dieser Gemeinschaft herrscht.« ag

Großbritannien

Aufsicht rügt BBC wegen »schwerwiegender Irreführung«

Eine BBC-Doku aus Gaza drehte sich um den 13-jährigen Sohn eines hochrangigen Hamas-Funktionärs. Doch davon erfuhren die Zuschauer nichts. Jetzt beschloss die Ofcom Sanktionen gegen den Sender

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts.

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

USA

Auf der Suche nach dem »Jewish Glam«

Wie jüdische Fotografinnen und Fotografen Hollywood zu seinem berühmten Glamour verhalfen

von Ute Cohen  17.10.2025

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

von Nicole Dreyfus  12.10.2025

Malibu

Kiss-Sänger Gene Simmons bei Unfall verletzt

Der 76-Jährige soll hinter dem Steuer das Bewusstsein verloren haben

 10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025

Literatur

Nobelpreis für Literatur geht an László Krasznahorkai

Die Literaturwelt blickt erneut gebannt nach Stockholm. Dort entscheidet man sich diesmal für einen großen Schriftsteller aus Ungarn - und bleibt einem Muster der vergangenen Jahre treu

von Steffen Trumpf  09.10.2025

Italien

»Mein Sohn will nicht mehr Levy heißen«

Wie ist es in diesen Tagen, Jude in einer europäischen Metropole zu sein? Ein Besuch bei Künstler Gabriele Levy im jüdischen Viertel von Rom

von Nina Schmedding  06.10.2025