Griechenland

Hass in Hellas

Zeigt Flagge: Parteisoldat Foto: imago

Die rechtsextreme griechische Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) wird immer aggressiver. Sie stützt sich auf steigende Umfragewerte und auf die spürbar stärker werdende Verelendung der Gesellschaft. Armenspeisungen »nur für Griechen« ermöglichen der Partei, eine Retterrolle zu spielen. Gleichzeitig versucht sie, jegliche Kritik an sich als Intrige der Opfer ihrer eigenen Hetze zu verkaufen.

Schoa-LEugnung Bei einem großen Teil der verarmten Bevölkerungsschicht ist die Goldene Morgenröte damit erfolgreich. Auch in den Medien wird der Partei unter Berufung auf den gesetzlichen Parteienproporz ein Podium geboten. Begünstigt wird sie durch den Umstand, dass die Zeit des Zweiten Weltkriegs in Griechenland wegen eines direkt folgenden Bürgerkriegs zwischen den dabei siegreichen Rechten und der Linken nie vollends aufgearbeitet wurde. Die Goldene Morgenröte präsentierte so denn auch im Parlament das antisemitische Pamphlet Protokolle der Weisen von Zion als historisches Dokument und leugnet beharrlich den Holocaust.

Der Staat steht dem Treiben bislang macht- oder willenlos gegenüber. Zwar gibt es seitens des zur Demokratischen Linken gehörenden Justizministers Antonis Roubakiotis eine Gesetzesinitiative, die rassistische Hetze, Holocaustleugnung und Aufrufe zur Gewalt unter Strafe stellen soll. Die Verabschiedung des Gesetzes scheiterte aber bislang am Veto von Premier Antonis Samaras. Dieser hatte vor genau einem Jahr für seinen Wahlsieg Politiker der rechtspopulistischen Partei LAOS angeworben.

Die Goldene Morgenröte selbst läuft Sturm gegen das geplante Gesetz, das die Partei in die Rechtlosigkeit stellen könnte. Sie behauptet, der Jüdische Weltkongress stecke »als Vertreter der Kreditgeber des Landes« hinter dem Entwurf.

Kirche Auch im Umfeld der Nea Dimokratia finden sich Holocaustleugner und sogar Verfasser freundlicher Biografien über Adolf Hitler. Schließlich goutieren erzkonservative Kirchenvertreter wie Bischof Amvrosios von Kalavrita nicht, dass das neue Gesetz ihnen, wie sie meinen, »das Recht auf freie Meinungsäußerung abspricht«.

Amvrosios vermerkte in einem Kirchenbrief ausdrücklich, dass er weiterhin gegen »Homosexuelle, Juden, Päderasten und wilde Ehen« predigen werde. Bislang tat sich die Justiz in solchen Fragen außerordentlich schwer. Ende Mai fand ein seit knapp fünf Jahren andauernder Rechtsstreit um ein antisemitisches Pamphlet des LAOS-Politikers Konstantinos Plevris seinen Abschluss. In dem Buch hatte Plevris unter anderem vermerkt, dass »das Beste, was man einem Juden geben kann, eine Kugel zwischen die Augen« sei.

Menschenrechtsgruppen und die Dachorganisation der griechischen Juden hatten erfolglos gegen die Hetzschrift geklagt und fanden sich hinterher selbst wegen angeblicher Verleumdung vor Gericht wieder. Als Zeugen der Anklage hatte Plevris ausgerechnet den jetzigen Politiker der Nea Dimokratia, Adonis Georgiadis, benannt. Dieser hatte das strittige Machwerk im Fernsehen beworben und über seinen Buchladen vertrieben. Plevris zog seine Anzeige zum Gerichtstermin zurück, sodass der endgültige Eklat ausblieb.

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  20.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  20.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  20.11.2025

Russland

Der Vater der israelischen Rüstungsindustrie

Emanuel Goldberg war ein genialer Erfinder in der Weimarer Republik. Die Nazis sorgten dafür, dass er in Europa vergessen wurde. Doch bis heute macht der Mann aus Moskau Israel sicherer

von Leif Allendorf  20.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

"Stiller & Meara"

Abschied von den Eltern

Leinwandstar Ben Stiller hat eine erstaunlich persönliche Doku über seine berühmte Familie gedreht

von Patrick Heidmann  16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025