Belgien

Hass auf Flämisch

Gehört zu den bekanntesten Schriftstellern, die auf Niederländisch schreiben: Dimitri Verhulst Foto: imago/Sven Simon

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Hass auf Flämisch

Antisemitismusvorwürfe gegen den Schriftsteller Dimitri Verhulst

von Michael Thaidigsmann  16.08.2019 11:55 Uhr

Der belgische Schriftsteller Dimitri Verhulst sieht sich Antisemitismusvorwürfen ausgesetzt. In einem Gastbeitrag für die linksliberale flämische Tageszeitung »De Morgen« hatte Verhulst Ende Juli schwere Geschütze gegen Israel aufgefahren. Es gebe »kein gelobtes Land, nur gestohlenes Land«.

Der Autor, einer der bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller in Belgien und den Niederlanden, schrieb: »Mit Auserwählten zu reden, ist schwierig. Sobald du anfängst, über Israel und das Schicksal der Palästinenser zu sprechen, schauen sie dich an, als hättest du den Holocaust negiert, was reiner Quatsch ist. Außerdem ist das eine bequeme ... Haltung, um weiterhin (die Palästinenser, Anmerkung der Redaktion) zu unterdrücken«, so Verhulst.

Israelische Kugeln würden keine Zehn Gebote kennen, und in den vergangenen Jahren seien Zehntausende Palästinenser einer israelischen Politik der Aggression zum Opfer gefallen, behauptet der Schriftsteller in »De Morgen«.

Gainsbourg-Zitat Empörung löste Verhulst auch mit einem falsch wiedergegebenen Zitat des verstorbenen französischen Liedermachers Serge Gainsbourg aus. Bei Verhulst lautete es: »Jüdisch zu sein, ist keine Religion. Es gibt keinen einzigen Gott, der seinen Kreaturen eine so hässliche Nase geben würde.« Tatsächlich hatte Gainsbourg, im Gegensatz zu Verhulst selbst Jude, einmal ironisch angemerkt: »Jüdisch zu sein, ist keine Religion. Keine Religion lässt einem eine solche Nase wachsen.«

Für das Antwerpener Forum der jüdischen Organisationen (FJO) überschreitet der Schriftsteller damit eine rote Linie. »Mit dieser Kolumne sät Verhulst Hass«, so Forum-Pressesprecher Hans Knoop. Der Text strotze vor antisemitischen Aussagen, Verhulst ziehe nicht gegen die israelische Politik, sondern gegen das jüdische Volk als Ganzes vom Leder. »Das ist eine Kolumne, die auch im ›Stürmer‹ hätte erscheinen können«, findet Knoop.

volksverhetzung Das FJO hat angekündigt, gegen den 46-Jährigen Klage wegen Volksverhetzung einzureichen. Belgische Medienrechtler wie Dirk Voorhoof geben dieser aber nur wenig Aussicht auf Erfolg. Verhulsts Kolumne enthält für Voorhoof »in keiner Weise Merkmale eines Hassverbrechens«.

In einem Offenen Brief an den Chefredakteur von »De Morgen« äußerten mehrere jüdische Organisationen heftige Kritik an der Veröffentlichung. »Der Artikel beschuldigt das gesamte jüdische Volk kollektiv und macht keinen Unterschied zwischen Israel und jüdischen Menschen, die anderswo leben.« Außerdem verhöhne er ihre Religion und setze Juden mit Geschöpfen gleich, die »hässliche Nasen« hätten.

Verhulst verzerre »absichtlich die Ironie in Gainsbourgs Zitat, um seinen eigenen Antisemitismus zu rechtfertigen«, heißt es in dem Schreiben von B’nai B’rith Europe, der European Jewish Association und dem Simon Wiesenthal Center.

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