Schweden

Hass auf dem Schulhof

Oft wird Hass über soziale Medien verbreitet. Foto: Getty Images

Das Ausmaß des Antisemitismus an Stockholmer Schulen untersucht die Stadtverwaltung in diesen Wochen mit einer groß angelegten Studie. Angeregt hat dazu der jüdische Jugendverband in Schweden, Judiska Ungdomsförbundet.

»Mit der Pandemie haben wir ein Anwachsen von Verschwörungserzählungen be­merkt«, sagt Nina Tojzner, Generalse­kre­tärin der Organisation, gegenüber schwedischen Medien. Häufig würde Holocaustleugnung vorkommen, oder es werde die Politik des Staates Israel mit Rassismus gleichgesetzt.

Malmö Als Vorbild für die Erhebung in der Hauptstadt gilt eine bereits abgeschlossene Studie in Malmö, die von Mirjam Katzin, der städtischen Koordinatorin »Gegen Antisemitismus«, geleitet wurde – ihr Amt ist ein Novum in Schweden. »Malmö steht seit einiger Zeit im Fokus der Öffentlichkeit, sodass sich Politiker der Stadt und die jüdische Gemeinde schon länger besprochen und 2020 diese Stelle eingerichtet haben«, so die studierte Juristin.

Zu Beginn ihrer Tätigkeit wollte sie eine wissenschaftliche Untersuchung erstellen. Dabei führte sie ausführliche Interviews mit 26 Lehrkräften und anderen Schulbeschäftigten sowie mit jüdischen Schülern. Darüber hinaus schickte sie einer größeren Anzahl von Pädagogen einen Fragebogen.

Die Studie brachte Anfang dieses Jahres zutage, dass auf manchen Schulhöfen negative Einstellungen gegenüber Juden geäußert werden. Die jüdischen Schüler wurden in unterschiedlicher Intensität mit antisemitischen Einstellungen von Mitschülern konfrontiert, die aus allen sozialen Schichten kamen.

Lehrer Katzin unterrichtet nun Lehrkräfte, wie sie besser mit Antisemitismus und Rassismus in den Klassenräumen umgehen können. Eines der Felder, mit dem sie und ihre Mitarbeiter zu tun haben, ist der Nahostkonflikt, der immer wieder zu Spannungen in Malmöer Klassenzimmern führt. Den Lehrern wird erklärt, wie sie ihren Schülern vermitteln, zwischen den Gefühlen, die sie zu diesen Problemen haben können, und ihren judenfeindlichen Einstellungen zu trennen.

Die Unterrichtenden sollen zudem etwas über die schwedisch-jüdische Geschichte und die Geschichte des Antisemitismus in dem skandinavischen Land lernen sowie darüber, wie man gegen antisemitische Verschwörungserzählungen vorgeht.
Nach Stefan Hector, Chef der obersten Kriminalbehörde des Landes, NOA, geht die Hauptgefahr für Juden in Schweden vor allem von islamistischen Gruppen aus.

Gerade in Malmö mit seinen bekannten Brennpunktvierteln wie Rosengård agieren kaum Neonazi-Gruppierungen, diese sind jedoch in anderen Teilen des Landes, wie im Raum Stockholm, aktiv. Dort gilt die geplante Dokumentation an den Schulen als Teil eines Maßnahmenpakets, das die rot-grüne Regierung in Absprache mit jüdischen Vereinigungen Ende August vorstellte.

Sie ist auch im Zusammenhang mit dem »Internationalen Forum zur Erinnerung an den Holocaust und zur Bekämpfung von Antisemitismus« zu sehen, das Mitte Oktober in Malmö stattfand.

Rückgang Offiziell geht der Antisemitismus in Schweden zurück. Nach einer breit angelegten Untersuchung der staatlichen Einrichtung »Forum für lebendige Geschichte« von 2020 hat der Antisemitismus in Schweden im Vergleich zu einer Erhebung von 2005 leicht abgenommen. Demnach sei das klassische antisemitische Motiv, Juden seien am Antisemitismus selbst schuld, heute nicht mehr so verbreitet wie damals.

Jüdische Organisationen beklagen jedoch aus ihren Erfahrungen und dem Alltagserleben eine Zunahme von antisemitischem Verhalten und Äußerungen in Schweden.

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