USA

Google-Mitarbeiter nach Post über »kriegslüsterne Juden« versetzt

Am Mittwoch zog der Internetriese Konsequenzen und berief Kamau Bobb als Chef der Diversity-Abteilung ab. Foto: imago images/teamwork

Google hat den Leiter seiner weltweiten Abteilung für Diversity, Strategie und Forschung (STEM) abberufen, nachdem ein alter Blogpost aufgetaucht war, in dem dieser behauptet hatte, Juden hätten einen »unersättlichen Appetit auf Krieg«.

NAHOST In einem Beitrag schrieb Kamau Bobb 2007, wie man als Jude den Nahostkonflikt zu sehen hätte. »Wenn ich Jude wäre, wäre mein Gewissen gequält. Es würde mir zusehends schwer fallen, die langen Zyklen der Unterdrückung, die das jüdische Volk erduldet hat, mit dem unersättlichen Appetit auf rachsüchtige Gewalt zu vereinbaren, den mein Heimatland Israel aktuell besitzt.« Anlass des Texts waren offenbar die Auseinandersetzungen zwischen dem Libanon und Israel.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Er wisse nicht, so Bobb weiter, »wie ich diese Identität mit dem Verhalten fundamentalistischer jüdischer Extremisten oder mit Israel als Nation in Einklang bringen könnte.« Und weiter: »Ich würde diejenigen nicht verstehen, die vorschlagen, dass es gerechtfertigt sei, den Libanon zu bombardieren, libanesische Menschen abzuschlachten und Beirut weitgehend zu zerstören als Vergeltung für die Gefangennahme von ein paar [israelischen] Soldaten.«

Bobb stellte sogar einen direkten Bezug her zwischen der »Kristallnacht«, den Pogromen der Nationalsozialisten gegen Juden im November 1938, und der angeblichen »kollektiven Bestrafung« des Gazastreifens und der »Zerstörung von Gebäuden und Zerbrechen des Glases« im Westjordanland durch das israelische Militär.

Wäre er Jude, so Bobb, würden ihn seine Überlegungen zur »Kristallnacht« zu folgendem Schluss kommen lassen: »Es kann nicht sein, dass die Summe einer Geschichte des Leidens und des Abschlachtens meiner Identität [als Jude] einen solchen Stellenwert einräumt, dass ich bereit wäre, andere zu verdammen, um sie zu verteidigen.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war Bobb noch nicht für den Google-Konzern tätig, sondern forschte als Research Fellow an der amerikanischen Universität Georgia Tech.

ENTSCHULDIGUNG Google entschuldigte sich am Mittwochabend für Bobbs Kommentare und teilte mit, dass dem Mitarbeiter künftig eine neue Rolle im STEM-Team zugewiesen würde. Zuvor hatte die konservative Zeitung »Washington Free Beacon« Bobbs Artikel mit dem Titel »Wenn ich ein Jude wäre« enthüllt. Mittlerweile hat der Google-Mitarbeiter alle Blogposts auf seiner Website gelöscht.

Jüdische Organisationen wie das Simon Wiesenthal Center hatten gefordert, dass der Diversity-Chef gefeuert werden sollte. Dem kam Google allerdings nicht nach, sondern versetzte Bobb lediglich auf eine andere Position.

In einer Erklärung, erklärte das Unternehmen, Bobbs Äußerungen hätten »bei Mitgliedern unserer jüdischen Gemeinschaft und unserer LGBTQ+-Community tiefe Verletzungen und Schmerz« verursacht. »Der Autor erkennt dies an und hat sich entschuldigt. Er wird in Zukunft nicht mehr Teil unseres Diversity-Teams sein und wird sich auf seine Arbeit im Bereich STEM [Science Technology Engineering Math] konzentrieren.« mth

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025

Belgien

Aus der Straße des Antisemiten wird die Straße der Gerechten

In Brüssel gibt es jetzt eine Rue Andrée Geulen. Sie ist nach einer Frau benannt, die im 2. Weltkrieg mehr als 300 jüdische Kinder vor den deutschen Besatzern rettete. Doch bei der Einweihung herrschte nicht nur eitel Sonnenschein

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Vuelta

Spanischer Radprofi Romo stürzt wegen Protestaktion

Die »propalästinensischen« Proteste bei der Spanien-Rundfahrt nehmen kein Ende. Auf der 15. Etappe ist es zu Stürzen gekommen

 07.09.2025

Österreich

Eine Legende feiert den jüdischen Zusammenhalt

Vor genau 100 Jahren wurde der SC Hakoah erster Profi-Fußballmeister. Der Verein hatte damals eine Mannschaft von Weltrang. Es gibt ihn nach wie vor – nur etwas anders

von Stefan Schocher  07.09.2025

London

Heftige Gewalt gegen Beamte bei »propalästinensischem« Protest

Bei »propalästinensischen« Protesten kam es im Herzen Londons zu heftigen Ausschreitungen gegen Polizisten

 07.09.2025

Mallorca

»Die Freitagsgottesdienste sind sehr gut besucht«

Der neue Rabbiner Eliahu Bar-Geva über Gemeinsamkeiten und seine Pläne für die Zukunft der jüdischen Gemeinde auf der Ferieninsel

von Linn Vertein  07.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert