Nordeuropa

Gesetz gegen die Beschneidung

Stadtansicht von Reykjavik Foto: Thinkstock

In Island könnte die Beschneidung von Jungen bald gesetzlich verboten werden. Dies sieht ein Entwurf vor, der federführend von Silja Dögg Gunnarsdóttir ins Parlament eingebracht wurde. Die 44-jährige frühere Polizistin ist Abgeordnete der eigentlich auf Landwirtschaftsthemen spezialisierten Fortschrittspartei (Framsóknarflokkurinn). Ihrem Antrag schlossen sich Abgeordnete der Grünen, der Piraten und der rechtspopulistischen Progressiven Partei an.

Inspiriert wurde der Gesetzesentwurf offenbar von einer Petition, die im Januar in Dänemark von den Beschneidungsgegnern der Gruppe »Denmark Intact« aufgesetzt worden war. Demnach sollen Beschneidungen von minderjährigen Jungen generell verboten werden.

Allerdings hatte die Kopenhagener Parlamentsverwaltung die Petition mit einer Anmerkung versehen: Auch bei Erreichen der erforderlichen 50.000 Unterschriften werde, so hieß es darin, die Petition vermutlich nicht ans Parlament weitergereicht, weil sie gegen die im Grundloven, dem Grundgesetz, garantierte Religionsfreiheit verstoße.

Bischöfin In Island stößt das drohende Beschneidungsverbot auf Widerstand nicht nur der 250 dort lebenden Juden. Die Bischöfin von Reykjavik, Agnes M. Sigurðardóttir, warnte davor, dass Juden und Muslime sich nicht länger willkommen fühlen könnten, und dass »die Kriminalisierung des Judentums und des Islam eine unbedingt zu vermeidende Form des Extremismus« seien.

Die Organisation »Jüdische Gemeinden in den nordischen Ländern«, also in Skandinavien und Finnland, betonen in einem offenen Brief, dass der Gesetzesentwurf »das Judentum in einer Form angreife, die alle Juden weltweit beunruhigt«. Sie schlagen vor, die gesetzliche Regelung in Norwegen zu übernehmen, wo Beschneidungen nur medizinischem Fachpersonal erlaubt sind, wozu auch Mohalim gehören.

Rabbiner Demnächst soll Island erstmals seit mehr als 70 Jahren wieder einen eigenen Rabbiner bekommen. 1940 hatten 25 britisch-jüdische Soldaten mit acht jüdischen Flüchtlingen sowie dem mit einer Jüdin verheirateten Isländer Hendrik Ottósson gemeinsam Jom Kippur begangen und die jüdische Gemeinde Islands gegründet. 1941 war dann kurzzeitig auch ein Rabbiner der US Army in Reykjavik stationiert.

Der New Yorker Chabad-Rabbi Avi Feldman wird bald der erste Rabbiner auf Island sein. Gemeinsam mit seiner Frau Mushky, die in Schweden geboren wurde, bereitet Feldman derzeit den Umzug der Familie nach Island vor. »Das drohende Verbot der Beschneidung bereitet mir Sorgen«, sagte er der Jüdischen Allgemeinen. »Wir freuen uns allerdings auch sehr darauf, die erste Synagoge des Landes sowie ein jüdisches Zentrum zu gründen und damit auch ein größeres Bewusstsein für die jüdischen Traditionen zu schaffen – einschließlich der Brit Mila.«

Cerro Pachón

Vera Rubin Observatory startet wissenschaftliche Mission  

Die nach einer jüdischen Wissenschaftlerin benannte Sternwarte auf einem Berg in Chile läutet eine neue Ära der Astronomie ein

von Imanuel Marcus  27.08.2025

Paris

Wegen Brief zu Antisemitismus: Frankreich bestellt US-Botschafter ein

Weil er den französischen Behörden Versäumnisse im Vorgehen gegen Judenhass vorgeworfen habe, soll Charles Kushner heute im Außenministerium erscheinen

 25.08.2025

Frankreich

Freizeitpark-Chef verwehrt israelischen Kindern den Zutritt

Der Betreiber des Parks hatte 150 israelische Kinder weggeschickt. Nun wurde er wegen Diskriminierung angeklagt. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft

 24.08.2025

Literatur

Vitaler Verteidiger der Freiheit

Zu seinem 96. Geburtstag beschenkt der wachsame Jahrhundertzeuge Paul Lendvai seine Leser mit einem neuen Buch

von Marko Martin  24.08.2025

Norwegen

Die nördlichste Synagoge der Welt

In Trondheim feiert die Gemeinde ihr hundertjähriges Bethaus. Zum Glück ist die Schabbat-Frage schon lange geklärt

von Elke Wittich  24.08.2025

Raubkunst

Drei Millionen Franken für Bührle-Stiftung

Die Stadt Zürich beantragt Kredit für vertiefte Provenienzforschung der Sammlung Bührle

 22.08.2025

New York

Monica Lewinsky stellt mit Amanda Knox Serie vor

Worum geht es in »The Twisted Tale of Amanda Knox«?

von Lukas Dubro  21.08.2025

Ukraine

Jude, Comedian, Freiheitskämpfer

Selten ist ein Staatsmann so sehr in seinem Amt gewachsen wie Wolodymyr Selenskyj. Die erstaunliche Karriere des ukrainischen Präsidenten

von Michael Gold  21.08.2025

Meinung

Für Juden in Frankreich ist das Spiel aus

Präsident Emmanuel Macrons antiisraelische Politik macht ihn zum Verbündeten der Islamisten und deren linken Mitläufern. Für Juden wird das Leben währenddessen immer unerträglicher

von Haïm Musicant  20.08.2025