Trumps Jerusalem-Erklärung

Gemischtes Echo bei jüdischen Organisationen

Bei einer Konferenz der pro-israelischen jüdischen Organisation AIPAC im März 2015 in Washington wird ein Bild mit der israelischen Flagge präsentiert. Foto: dpa

Amerikanisch-jüdische Organisationen haben unterschiedlich auf die Erklärung von US-Präsident Donald Trump vom Mittwochabend reagiert, laut der die USA Jerusalem als die Hauptstadt Israels anerkennen und ihre Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen wollen.

Das American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) twitterte kurz nach der Rede Trumps, es handele sich um einen »wichtigen historischen Schritt, für den wir dankbar sind«. AIPAC habe sich seit Langem für ein ungeteiltes Jerusalem als »historische, gegenwärtige und zukünftige Hauptstadt Israels« eingesetzt.

Meinungen Die jüdische Reformbewegung in den USA teilte dagegen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Jewish Telegraphic Agency (JTA) mit, die Ankündigung komme zu einem schlechten Zeitpunkt, sei aber »erwartbar« gewesen.

Malcolm Hoenlein, Präsident der Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations, sagte laut dem Bericht, Trump habe eine richtige Entscheidung getroffen.

Die Anti-Defamation League wiederum nannte Trumps Ankündigung »wichtig und lange überfällig«, appellierte aber an alle Seiten im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern, Spannungen zu reduzieren und kreative Bedingungen zu schaffen, damit eine Zwei-Staaten-Lösung möglich werde.

WJC Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat die US-Entscheidung zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels begrüßt. »Wir hoffen, dass dies ein Schritt in Richtung Frieden und Stabilität im Nahen Osten sein wird«, erklärte WJC-Präsident Ronald Lauder am Mittwoch (Ortszeit) in New York.

Trump habe einen wichtigen und mutigen Schritt getan. Jerusalem sei die unbestrittene Hauptstadt Israels, erklärte Lauder. Er hoffe, dass die USA mit ihrem Signal eine »starke Botschaft dieser Wahrheit an die internationale Gemeinschaft« senden.

Zentralrat Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte der Nachrichtenagentur KNA vor der Ankündigung Trumps am Mittwochabend, die jüdische Gemeinschaft weltweit würde es begrüßen, wenn Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anerkannt würde. Ob dies der richtige Zeitpunkt ist, sei aber »diskussionswürdig«.

Die Ankündigung der international nicht abgestimmten Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu diesem Zeitpunkt könne »Konsequenzen auslösen, die niemand haben möchte«. Gerade angesichts der Instabilität in der Region, beispielsweise in den israelischen Nachbarstaaten Syrien und Libanon, habe er Bedenken, so Schuster weiter.

Dem Bayerischen Rundfunk sagte Schuster am Mittwoch zum gleichen Thema: »Trump macht mit dieser Ankündigung nichts anderes, als die jahrzehntelange Praxis zu bestätigen.« Schließlich sei der israelische Regierungssitz und auch ein US-Konsulat bereits in Jerusalem, und auch ausländische Staatsgäste kämen auf Staatsbesuchen stets nach Jerusalem. Der Regierungssitz in Jerusalem sei durch diese Gespräche dort indirekt längst anerkannt, so der Zentralratspräsident.

Unterdessen rief die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) die Bundesregierung dazu auf, die Botschaft der Bundesrepublik von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Trotz des Konfliktpotenzials in der Region sei die Anerkennung der offensichtlichen Wirklichkeit – Jerusalem, Hauptstadt von Israel – unumgänglich, heißt es in einer am Donnerstag verbreiteten Erklärung. Die JSUD betrachte es »als Teil der so oft zitierten deutschen Staatsräson«, Jerusalem endlich als offizielle Hauptstadt Israels anzuerkennen. ag/epd

Beschneidungen

Polizei in Antwerpen durchsucht jüdische Wohnungen

Im Rahmen einer Razzia gegen illegale Beschneidungen hat die Polizei in Antwerpen am Mittwochmorgen die Wohnungen von drei jüdischen Bewohnern durchsucht

 15.05.2025

Grossbritannien

Zionisten sind für Gary Lineker nun doch keine Ratten

Die englische Fußballikone kritisiert immer wieder Israel. Doch jetzt ging Gary Lineker einen Schritt zu weit

von Michael Thaidigsmann  15.05.2025

Internationale Taskforce J7

Global und gemeinsam

Vertreter aus den sieben größten jüdischen Diasporagemeinden stellten sich in Berlin gegen den weltweiten Antisemitismus

von Mascha Malburg  15.05.2025

Schweiz

Das Leben feiern

In diesem Jahr findet der ESC in Basel statt. Israel ist seit 1973 vertreten – ein persönlicher Rückblick

von Jan Feddersen  14.05.2025

Vatikan

Leo XIV. schreibt an Oberrabbiner in Rom

Eine seiner ersten persönlichen Botschaften hat Papst Leo XIV. an die Jüdische Gemeinde Rom geschickt. Und eine gute und enge Zusammenarbeit versprochen

von Anna Mertens  13.05.2025

Tschechien

Auf den Wegen der Prager Juden

Während immer wieder neue Formen des Erinnerns gefordert werden, hat in der Goldenen Stadt die Zukunft bereits begonnen

von Kilian Kirchgeßner  12.05.2025

Nicole Dreyfus

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet die Siegerperson des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Eurovision Song Contest

Vorjahressieger Nemo gegen Teilnahme Israels am ESC

Für Israel tritt die Sängerin Yuval Raphael an, die die Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 überlebte

 10.05.2025

USA

Juden in den USA wünschen sich Dialog mit neuem Papst

Anders als sein Vorgänger Franziskus hat sich Leo XIV. als Kardinal nicht mit israelkritischen Äußerungen zum Gazakrieg hervorgetan. Jüdische US-Organisationen hoffen auf einen guten Austausch mit dem neuen Papst

von Christoph Schmidt  09.05.2025