Interview

Fünf Minuten mit ...

Frau Rosenstein, Sie haben vor Kurzem, nach einer Konferenz des European Council of Jewish Communities (ECJC) in Berlin den Vorstand der Organisation verlassen. Warum?
Weil die Ernennung des neuen ECJC-Präsidenten nicht demokratisch legitimiert war. Bei einem beliebigen Treffen von angemeldeten Teilnehmern aus verschiedenen Gemeinden hielt der alte Präsident, Jonathan Joseph, eine Rede und stellte zu unserer Überraschung seinen Nachfolger vor, den ukrainisch-jüdischen Multimilliardär Igor Kolomoisky. Das war ein Coup, aber kein demokratisches Vorgehen, wie es sich für eine jüdische Organisation gehört. Das war weder eine Vollversammlung noch eine Vorstandssitzung und schon gar keine Wahl.

Sie sind nicht die Einzige, die aus diesem Grund ihr Mandat niedergelegt hat.
Nein, es waren außer mir drei weitere Vorstandsmitglieder: Arturo Tedeschi aus Italien, Evan Lazar aus Tschechien und Ben Blog aus den Niederlanden. Wir haben Präsident Jonathan Joseph sofort nach dem Vorfall mit unserer Kritik konfrontiert. Er erklärte uns aber nicht, wie und warum es zu diesem Wechsel an der Spitze der Organisation gekommen ist. Wenn er nicht demnächst eine Vollversammlung und Vorstandssitzung einberuft, wird die durch mich vertretene Organisation den ECJC verlassen. Die jüdischen Gemeinden Italiens sind nach dem Berliner Eklat bereits ausgetreten.

Manche argumentieren, Igor Kolomoisky, der neue Präsident, habe Geld, das die Gemeinden dringend gebrauchen können.
Nur das, was breit abgestützt und demokratisch getragen ist, hält langfristig an und ist wirklich hilfreich für die Menschen in den Gemeinden. Es ist kein guter Weg, wenn Organisationen sich abhängig machen von einem einzigen Menschen mit viel Geld. Warum kandidiert Herr Kolomoisky nicht im kommenden Jahr, wenn wieder Wahlen anstehen, für die ECJC-Spitze? Er könnte den Wählern erklären, was er mit seinem Geld für die Organisation tun will.

ECJC-Vizepräsident Jonathan Joseph hat angekündigt, die Strukturen der Organisation grundlegend zu verändern. Welche Neuerungen sind geplant?
Der ECJC weicht von seinem ursprünglichen Anliegen ab: der Hilfe beim Aufbau von Gemeinden und dem Nutzen von Synergien in Erziehung, Kultur und Sozialwesen. In Berlin wurden vor allem politische Reden gehalten: Der Osten sei jetzt das Zentrum von Europa, hieß es, und deshalb gebe es auch den neuen Präsidenten. Es macht mich traurig, dass jetzt alles in den Boden gestampft werden soll. Gerade im Hinblick auf andere Skandale in jüdischen Gemeinden wundere ich mich, dass man da nicht mehr aufschreit. Ich finde die Entwicklung des ECJC sehr bedenklich.

Mit der Präsidentin des Verbands Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen sprach Tobias Kühn.

Antisemitismus

Angriff auf Synagoge und Restaurant in Melbourne

Während etwa 20 Menschen Schabbat feierten, setzte ein Mann die Tür des Gebäudes in Brand. Kurz darauf wurde ein koscheres Restaurant gestürmt

 05.07.2025

Belgien

»Gaza gleich Auschwitz«-Karikatur gewinnt Wettbewerb

Der erste Preis des Press-Cartoon-Belgium-Wettbewerbs ging in diesem Jahr an eine Zeichnung einer Landkarte, in der die Umrisse des Eingangstores von Birkenau auf die des Gazastreifens gelegt sind

von Michael Thaidigsmann  04.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Großbritannien

Unterhaus: Palestine Action als Terrororganisation eingestuft

Mitglieder der radikalen Anti-Israel-Gruppe waren im Juni auf einen britischen Luftwaffenstützpunkt eingedrungen und hatten dort Flugzeuge beschädigt

 03.07.2025

Ukraine

Putins Krieg und Trumps Frieden

Während sich die Medienaufmerksamkeit auf Nahost konzentriert, bombardiert Russland weiterhin das Land. Nun schlägt sogar der US-Präsident neue Töne an

von Michael Gold  03.07.2025

Australien

Zwei Krankenpfleger, die damit drohten, jüdische Patienten zu töten, haben Arbeitsverbot

Im Februar sorgte ein TikTok-Video für Abscheu und Empörung, in dem zwei Krankenpfleger ihrem blanken Judenhass freien Lauf ließen. Nun stehen sie vor Gericht

 02.07.2025

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025