Alija

Fünf Minuten mit …

Herr Snir, Sie kommen gerade von einer Reise aus der Ukraine zurück. Was war der Zweck Ihrer Fahrt?
Es war eine Art Studienreise für Vertreter jüdischer und christlicher Organisationen in Europa, die uns und die Jewish Agency seit zwei Jahren sehr unterstützen. Wir betreiben eine Kampagne, um die Alija, die Auswanderung ukrainischer Juden nach Israel, zu fördern. Dafür sammeln wir in ganz Europa Geld.

Wie ist die Situation der Juden in der Ostukraine?
Rund 5000 Juden sind derzeit Flüchtlinge im eigenen Land. Viele fanden bei Verwandten oder Bekannten ein Dach über dem Kopf. Die Jewish Agency hat im Oktober außerhalb der Stadt Dnjepropetrowsk ein Flüchtlingslager mit 130 Betten errichtet. Wer nach Israel auswandern möchte, kann dort unterkommen. 700 bis 800 Menschen haben auf diesem Wege bereits Alija gemacht.

Entscheiden sich die meisten selbst zum Auswandern, oder braucht es Überzeugungsarbeit?
Jede Arbeit mit potenziellen Emigranten braucht einen Gedankenaustausch und gewisses Material, in dem die Möglichkeiten im neuen Land realistisch beschrieben werden. In der Ukraine interessieren sich zurzeit viele Jugendliche und auch ihre Eltern für zwei Programme: Das eine heißt NAALEH und wendet sich an 13- bis 14-Jährige. Die Teilnehmer gehen für vier Jahre nach Israel auf ein Gymnasium mit Internat. Normalerweise werden sie danach israelische Staatsbürger. Das andere Programm heißt SELAH und wendet sich an 17- bis 18-Jährige. Es dauert ein Jahr. In dieser Zeit leben die Jugendlichen in einem Integrationszentrum und bereiten sich auf die Aufnahmeprüfung an einer israelischen Universität vor.

Wie viele Bewerber gibt es derzeit in der Ukraine für diese Programme?
Oh, sehr viel mehr, als das Budget hergibt! Deshalb sammeln wir so massiv Spenden. Und bedenken Sie: In der Ukraine leben heute rund 200.000 Menschen, die nach dem israelischen Rückkehrrecht berechtigt sind, Alija zu machen.

Sind Ihnen auf Ihrer Reise auch Menschen begegnet, die lieber nach Deutschland auswandern möchten?
Nein, nicht direkt. Aber es war sehr klar, dass viele sich noch nicht entschieden haben, wohin sie gehen wollen. Jedoch denke ich, dass Israel vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene enorm viele Möglichkeiten bietet, um dort Fuß zu fassen und sich eine Zukunft aufzubauen. Oft ziehen dann die Eltern später nach.

Wie wirbt die Jewish Agency in der Ukraine für die Auswanderung nach Israel?
Es gibt viele Veranstaltungen: Alija-Seminare und Messen. Ich war am Wochenende in Kiew auf einer Berufsmesse. Dort haben sich 20 israelische Organisationen, Kommunen und Arbeitgeber vorgestellt. Vom Morgen bis zum Nachmittag kamen mehr als 1000 Juden, die derzeit in Kiew und der Umgebung leben, um sich zu erkundigen, welche Möglichkeiten es in Israel für sie gibt.

Aber auch wenn die Wege geebnet werden, ist es dennoch keine leichte Entscheidung, das gewohnte Umfeld zu verlassen und in einem fremden Land ein neues Leben zu beginnen.
Durchaus! Aber diese Entscheidung wird geprägt durch die Hoffnungslosigkeit in der Ukraine. Es ist nicht nur der Krieg. Viele Menschen sind arbeitslos, und die Inflationsrate ist sehr hoch. Dadurch gibt es ein großes Interesse an der Auswanderung.

Mit dem Berliner Delegierten der Organisation Keren Hayesod sprach Tobias Kühn.

Ukraine

Mit Tränen in den Augen

Die Weltordnung zerfällt, doch eine sinnvolle Gestaltung des 80. Jahrestags zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist möglich, sagt unser Autor

von Vyacheslav Likhachev  04.05.2025

Österreich

Pita und Krautrouladen

Haya Molcho hat sich im Laufe der Jahre von Wien aus ein Imperium erkocht. Ein Gespräch über Familie, Politik und Balagan in der Küche

von Nicole Dreyfus  04.05.2025

Florenz

Judenretter und Radsportheld

Als Gigant der Landstraße ging Gino Bartali in die Geschichte des Radsports ein. Was der im Jahr 2000 gestorbene Italiener abseits der Rennen leistete, nötigt mindestens ebenso viel Respekt ab

von Joachim Heinz  02.05.2025

Japan

Jüdisch in Fernost

Etwa 1500 Juden sind im Land der aufgehenden Sonne zu Hause. Koscheres Leben ist schwierig. Und sogar hier hat sich seit dem 7. Oktober 2023 einiges verändert

von Eugen El  01.05.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025