Österreich

Feuer und Hakenkreuze auf jüdischem Friedhof

Der jüdische Teil des Zentralfriedhofs in Wien wurde Ziel eines Angriffs Foto: Erich Nuler

In der Nacht zum Mittwoch wurde allem Anschein nach ein Feuer auf dem jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs gelegt. Die Polizei Wien bestätigte gegenüber der Jüdischen Allgemeinen einen Brand im Vorraum der Zeremonienhalle. Die Ermittlungen dauerten jedoch an. Auch der österreichische Verfassungsschutz untersuche den Vorfall.

An der Außenmauer des jüdischen Teils des Zentralfriedhofes entdeckten die Einsatzkräfte zudem Hakenkreuze. Daneben sprühten die Täter das Wort »Hitler«.

Brand wütete im Vorraum der Zeremonienhalle

Am frühen Mittwochmorgen hatte eine Anwohnerin Rauchschwaden bemerkt und die Israelitische Kultusgemeinde Wien kontaktiert, die das Grundstück verwaltet. Doch die Feuerwehr konnte nach ihrem Eintreffen nur noch ein paar Glutnester löschen. »Der gesamte Vorraum der Zeremonienhalle ist ausgebrannt«, schildert ein Mitarbeiter der Israelitischen Kultusgemeinde seine Eindrücke vor Ort. Es sei ein erheblicher Sachschaden entstanden. Personen seien aber zum Glück nicht verletzt worden. Auch könnten Angehörige die Gräber weiter besuchen. Auf Fotos, die Gemeinde-Präsident Oskar Deutsch auf X (ehemals Twitter) veröffentlichte, ist der verrußte Vorraum der Trauerhalle zu sehen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Angriffe auf Friedhöfe »feigste Form antisemitischer Gewalt«

Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister verurteilte Angriffe auf jüdischen Friedhöfe auf X als »eine der feigsten und widerwärtigsten Formen von antisemitischer Gewalt«. Die Schändung des Friedhofs in Wien mit Hakenkreuzen sollte eine »warnende Erinnerung« sein, dass Antisemitismus von allen Seiten kommen könne – auch, wenn bislang noch nichts über die Täter bekannt sei.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer verurteilte den Angriff. »Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft und wird mit allen politischen und rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft. Ich hoffe, die Täter werden rasch ausgeforscht«, schrieb er auf X.

Der designierte Botschafter Israels in Österreich, David Roet, zeigte sich auf X entsetzt über die »abscheuliche antisemitische Tat« auf einem der ältesten jüdischen Friedhöfe Europas.

Serie antisemitischer Angriffe in Wien

Die Tat reiht sich ein in eine Serie von antisemitischen Angriffen in Wien: Vor zwei Wochen hatte ein Täter unter »Allahu akbar«-Rufen eine Auslagenscheibe einer koscheren Fleischerei eingeschlagen, dann wurde die israelische Fahne vom Portal der Hauptsynagoge gerissen.

Gleichzeitig erinnert der mutmaßliche Brandanschlag erschreckend deutlich an die Novemberpogrome von 1938: Vor ziemlich genau 85 Jahren brannte genau diese jüdische Trauerhalle schon einmal. Später wurde der Friedhof von den Nationalsozialisten enteignet, und zum einzigen »Park« der Stadt deklariert, an dem Juden sich noch aufhalten durften. Erst nach 1945 wurde die Halle wieder aufgebaut, bis heute werden dort jüdische Verstorbene vor der Beerdigung aufgebahrt und Gebete gesprochen.

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien rief dazu auf, am Donnerstag um 18 Uhr am Heldenplatz ein Zeichen gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit zu setzen.

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025

Spanien

Francos Erbe

Das Land, das den Sefardim einst ihren Namen gab, verlangt seinen Juden heute einiges ab

von Valentin Suckut  03.11.2025

»Nobody Wants This«

Alle wollen Esther

Einer der Gründe, die Netflix-Serie zu sehen, ist Jackie Tohn. Die Schauspielerin mit dem Blick, der Stahl schmelzen kann, tanzt gern auf vielen Hochzeiten

von Sarah Thalia Pines  03.11.2025

Slowakei

Neues Leuchten in Trenčín

Eine restaurierte Synagoge wird zum Herzstück der Kulturhauptstadt 2026 – und zum Zeichen jüdischer Erneuerung

von Kilian Kirchgeßner  03.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  03.11.2025

USA

Unsicher in New York

Zohran Mamdani ist der mögliche nächste Bürgermeister der Metropole – und für viele Juden ein Problem

von Mark Feldon  30.10.2025

Judenhass

»Ich werde Selbstmordattentäter diese Nacht«: Mann plante Messerangriff auf Juden

Der arabischstämmige Mann wurde im letzten Moment von der Polizei festgenommen. Nun stand er vor Gericht

von Nicole Dreyfus  30.10.2025

Barcelona

Mordverdacht: Ermittlungen gegen Sohn von Mango-Gründer

Spanischen Medienberichten zufolge sind die Umstände des Todes des Modeunternehmers Isak Andic im Dezember 2024 noch nicht geklärt. Doch es gibt einen Verdacht

 30.10.2025