Berlin

Facetten des Hasses

Führende Vertreter jüdischer Gemeinden aus ganz Europa haben vergangenen Donnerstag auf einem Seminar in Berlin darüber diskutiert, wie sich Antisemitismus bekämpfen lässt. Eingeladen dazu hatten das American Jewish Committee (AJC) und die Friedrich-Ebert-Stiftung.

Wie AJC-Direktorin Deidre Berger am Freitag vor Journalisten sagte, sei es bei dem Treffen vor allem darum gegangen, welches Bild man in Europa von Juden und Israel hat. Unterthemen waren antiisraelische Boykott-Kampagnen, Beschneidungs- und Schächtdebatten sowie die Verbindung zwischen Antisemitismus und Antizionismus. Berger betonte: »Es hat zum Abschluss des Seminars keine Resolution gegeben, aber die Teilnehmer waren sich darin einig, voneinander zu lernen.«

Ideologien Der Präsident der französisch-jüdischen Dachorganisation CRIF, Richard Prasquier, beschrieb, dass es zurzeit zwei wichtige Tendenzen gebe, die den Antisemitismus in Europa kennzeichnen. Einerseits beschere die Wirtschaftskrise populistischen und nationalistischen Parteien Wahlerfolge, wie in Griechenland und Ungarn. Und andererseits sei zu beobachten, wie der wachsende Einfluss radikalislamischer Ideologien den Antisemitismus fördert. Dies sei besonders in Ländern wie Frankreich der Fall. »Wir haben sehr gute Kontakte zu muslimischen Organisationen«, sagte Prasquier – doch: »Wie erreicht man indoktrinierte junge Menschen?« Viele von ihnen seien nicht nur antisemitisch eingestellt, »sondern auch antichristlich und antiwestlich«. Hier sei das Bildungssystem gefragt.

Eine weitere Tendenz, die den Antisemitismus in Europa kennzeichnet, findet man zum Beispiel in Russland. Dort fördert die Kirche nach wie vor judenfeindliche Stereotype. Matvey Chlenov, stellvertretender Geschäftsführer des Russisch-Jüdischen Kongresses, erzählte, wie der Moskauer Patriarch Kirill I. im August Polen besuchte und in der Stadt Bialystok die Reliquien des Märtyrerkindes Gabriel anbetete. Die Pressestelle des Patriarchats hatte dazu eine Meldung verschickt, die eigentlich eine Legende ist: »Der sechsjährige Gabriel wurde während des Passafests 1690, als seine christlichen Eltern nicht zu Hause waren, von Juden entführt.« Mehrere russische Zeitungen druckten die »Meldung« unkommentiert ab.

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Ausstellung

Avantgardistin der Avantgarde

Berthe Weill förderte nicht nur die moderne Kunst der Jahrhundertwende, als Galeristin war sie selbst eine Schlüsselfigur. Eine Ausstellung in Paris ehrt die Pionierin

von Sabine Schereck  13.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Jerusalem

Zerstrittene Zionisten

Der Zionistische Weltkongress tagt zum 39. Mal seit seiner Gründung im Jahr 1897 durch Theodor Herzl. Doch das Treffen droht zum Fiasko für die Organisation zu werden. Die Hintergründe

von Joshua Schultheis  10.11.2025