Demonstrationen

»Es reicht!«

Stehen auf gegen den Judenhass: Demonstranten in Paris Foto: imago/Le Pictorium

Mehrere Zenhtausend Menschen haben in zahlreichen Städten Frankreichs gegen die Welle antisemitischer Attacken im Land demonstriert. Vertreter des gesamten politischen Spektrums hatten nach mehreren judenfeindlichen Angriffen unter dem Motto »Es reicht!« zu Demonstrationen für Toleranz und gegen Rassismus aufgerufen.

An der Kundgebung in der Hauptstadt nahmen Regierungschef Édouard Philippe und zahlreiche Minister teil. Staatschef Emmanuel Macron begab sich am Abend mit den Präsidenten der Nationalversammlung und des Senats, Richard Ferrand und Gérard Larcher, zur Schoa-Erinnerungsstätte in der Hauptstadt.

https://www.youtube.com/watch?v=Wkn5uoSbfaU

SCHÄNDUNGEN Zuvor hatte Emmanuel Macron nach den Grabschändungen auf einem jüdischen Friedhof im Elsass ein entschlossenes Vorgehen gegen den Antisemitismus zugesagt. »Wir werden Maßnahmen ergreifen. Wir werden Gesetze erlassen. Wir werden bestrafen«, sagte Macron am Dienstag bei dem kurzfristig angesetzten Besuch in Quatzenheim nordwestlich von Straßburg.

Präsident Macron kündigt harte Maßnahmen gegen den Judenhass an.

Es wurden laut Präfektur rund 80 Gräber geschändet. Die französische Nachrichtenagentur AFP sprach sogar von 96 Gräbern. Auf TV-Bildern waren farbige Hakenkreuze auf Grabmälern zu sehen. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst offen. Präfekt Jean-Luc Marx sprach von einer »abscheulichen antisemitischen Tat«.

Auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nannte die Schändung der Gräber durch »wilde Antisemiten« schockierend. Er rief die Spitzenpolitiker Frankreichs und Europas dazu auf, entschlossen gegen Antisemitismus vorzugehen. »Es ist eine Plage, die jeden gefährdet, nicht nur uns, und sie muss verurteilt werden, wo immer oder wann immer sie auftaucht.«

Kommt nach Hause, emigriert nach Israel, sagt Israels Minister Joav Gallant.

ALIJA Der israelische Einwanderungsminister Joav Gallant erklärte, die Schändung von Gräbern auf dem jüdischen Friedhof in Frankreich erinnere ihn an dunkle Tage in der Geschichte des jüdischen Volkes. »Ich verurteile den Antisemitismus in Frankreich aufs Schärfste und rufe die Juden auf: Kommt nach Hause, emigriert nach Israel!«

In Frankreich gibt es zurzeit eine breite Debatte über Antisemitismus. Die Zahl judenfeindlicher Vorfälle stieg im vergangenen Jahr sprunghaft an. Erst am Wochenende wurde der Schriftsteller und Philosoph Alain Finkielkraut am Rande einer »Gelbwesten«-Demonstration in Paris angegriffen und beschimpft.

Laut Präfektur wurden rund 80 Gräber auf dem jüdischen Friedhof geschändet.

Die Justiz hat Ermittlungen gegen die betreffenden Gelbwesten aufgenommen. Frankreichs Innenminister Christophe Castaner erklärte via Twitter, ein Verdächtiger aus dem islamistischen Milieu, der vor allem für die Beschimpfungen verantwortlich sei, sei identifiziert worden.

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass es in Frankreich im vergangenen Jahr 541 antisemitische Vorfälle gab – fast drei Viertel (74 Prozent) mehr als im Jahr zuvor. Die Zahlen lösten Empörung aus. Innenminister Christophe Castaner sprach davon, dass sich der Antisemitismus »wie ein Gift« ausbreite.  dpa/ja

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025

Belgien

Aus der Straße des Antisemiten wird die Straße der Gerechten

In Brüssel gibt es jetzt eine Rue Andrée Geulen. Sie ist nach einer Frau benannt, die im 2. Weltkrieg mehr als 300 jüdische Kinder vor den deutschen Besatzern rettete. Doch bei der Einweihung herrschte nicht nur eitel Sonnenschein

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025