Wenige Minuten, nachdem in der australischen Stadt Melbourne die Tür einer Synagoge in Brand gesetzt worden war, griff ein »propalästinensischer« Mob ein israelisches Restaurant an. Bei einem weiteren Vorfall im Vorort Greensborough seien Autos in Brand gesetzt und ein Gebäude besprüht worden, das bereits in der Vergangenheit angegriffen wurde, berichten australische Medien.
Etwa 20 Menschen hatten sich in der Synagoge der East Melbourne Hebrew Congregation befunden, um den Schabbateingang zu feiern, so die Berichte. Alle Anwesenden konnten unbeschadet fliehen, das Feuer sei gelöscht worden, und die Ermittlungen zu dem Vorfall, der zunächst nicht als Terror eingestuft wurde, liefen, heißt es weiter. »Diese Verbrechen sind abscheulich und verabscheuungswürdig, aber zum jetzigen Zeitpunkt stufen wir sie nicht als terroristischen Vorfall ein«, so die Polizei.
Aufnahmen der Sicherheitskameras sollen einen Mann um die 30 zeigen, der eine brennbare Flüssigkeit auf die Eingangstür schüttet und sie anzündet. Der Angreifer sei auf der Flucht, teilte die Polizei mit.
Australiens Premierminister Anthony Albanese verurteilte die Tat aufs Schärfste. »Der Brandanschlag auf die Synagoge im Osten Melbournes ist feige, ein Akt der Gewalt und des Antisemitismus und hat in der australischen Gesellschaft keinen Platz«, sagte er in einer Videobotschaft auf X.
Gegen 20 Uhr Ortszeit am Freitag stürmten etwa 20 anti-israelische Aktivisten das Restaurant »Miznon« mitten im Stadtzentrum, unweit der Flinders Street. Der Mob habe »Tod der IDF« skandiert, während Stühle und Essen auf die Scheiben der Gaststätte geworfen wurde, bis eine davon brach, berichtete der australische Sender »9News«. Der Slogan erinnert an den Vorfall auf dem Glastonbury-Musikfestival, wo vor einer Woche das Rapduo Bob Vylan sein Publikum dazu antrieb, diesen Mordaufruf zu skandieren.
Mob stürmt Restaurant
Die meisten der Angreifer auf das Miznon waren maskiert, heißt es weiter. Während des Überfalls saßen Gäste sowohl im Innern als auch im Außenbereich. Laut »Times of Israel« wurde ein 28-Jähriger festgenommen, andere Verdächtige vor Ort befragt.
»Diese Ereignisse sind eine schwere Eskalation, die sich gegen unsere Gemeinschaft richtet«, wird Alex Ryvchin, der stellvertretende Geschäftsführer des Executive Council of Australian Jewry, zitiert.
Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich besorgt über die »antisemitischen Angriffe« in Melbourne. Er schrieb auf der Plattform X: »Die verwerflichen antisemitischen Angriffe mit Rufen wie ›Tod den IDF‹ und dem Versuch, eine Synagoge anzugreifen, sind schwere Hassverbrechen, die beendet werden müssen.« Israel fordere, dass die australische Regierung mit der vollen Härte des Gesetzes gegen die Täter vorgehen werde.
In den vergangenen Jahren und vor allem seit dem 7. Oktober 2023 hat es in Australien immer wieder antisemitische Angriffe gegeben – auf Häuser, Schulen, Synagogen und Fahrzeuge. In der Nacht zum 6. Dezember 2024 war die Adass-Israel-Synagoge in Ripponlea, einem Vorort von Melbourne, Ziel eines Brandanschlags gewesen. Dabei war ein Mensch verletzt und das Gebäude schwer beschädigt worden.
In Melbourne lebt Australiens größte jüdische Gemeinschaft mit rund 55.000 Mitgliedern. Ingesamt haben die Gemeinden im Land rund 120.000 Mitglieder. Australiens Juden seien mit am stärksten von der weltweiten Zunahme des Judenhasses seit dem 7. Oktober 2023 betroffen, berichtet die »Times of Israel«. Zwischen Oktober 2023 und September 2024 kam es zu mehr als 2000 antisemitischen Vorfällen, mehr als viermal so viele wie im Jahr vor dem Angriff der Hamas auf den Süden Israels, so der Exekutivrat der australischen Juden (ECAJ). ja (mit dpa)