Aktionen

Eine Frage der Solidarität

Demonstration vor dem Sadler’s Wells Theatre: Auch in London gingen Menschen für Israel auf die Straße. Foto: AP

Sie schwenkten Israel-Fahnen und trugen rote T-Shirts. In ganz Australien versammelten sich am Sonntag Tausende Juden zu Kundgebungen, um ihre Solidarität mit Israel auszudrücken. In Sydney, Melbourne, Brisbane, Perth und Canberra zogen Demonstrationszüge durch die Stadt. Die Zionist Federation of Australia nannte sie »Code Red« – nach der gleichnamigen 15-sekündigen Sirene, die in Israel an einem Ort immer dann erschallt, wenn kurz darauf eine Hamas-Rakete einschlagen wird. 15 Sekunden haben die Menschen dann Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.

Die Demonstranten in Australien hörten diese Sirenentöne vom Band – und jemand las einen Brief des israelischen Botschafters, Yuval Rotem, vor: »Der schnellste Mann der Welt rennt 200 Meter in weniger als 20 Sekunden«, schrieb der Botschafter. Doch wenn dieser schnelle Läufer im Süden Israels bei Raketenalarm nur 200 Meter von einem Bunker entfernt wäre, würde er ihn nicht rechtzeitig erreichen. »Genug ist genug!«, forderte der Botschafter, »Israel erfüllt seine Pflicht, die Einwohner zu verteidigen. Wir werden uns nicht für etwas entschuldigen, das jede andere Regierung auch für ihre Bürger tun würde.«

spontaneität Auch in anderen Ländern gingen in den vergangenen Tagen Menschen für Israel auf die Straße. So in Deutschland und zum Beispiel in Polen. Dort versammelten sich am Samstag rund 20 Unterstützer vor der israelischen Botschaft in Warschau. »Unsere Demonstration war eine spontane Bürgerinitiative«, sagte Marcin Kozlinski im Gespräch mit der Nachrichtenagentur JTA. »Wir brachten polnische und israelische Flaggen mit und sangen hebräische Lieder.«

Ein anderer Demonstrant, Pawel Czyszek, sagte: »Es war uns allen klar, dass wir vor der Botschaft gegen die Lügen und Manipulationen der Palästina-Solidarität protestieren müssen.« Czyszek bezog sich dabei auf eine pro-palästinensische Demonstration, die zur gleichen Zeit mit einer ähnlichen Zahl von Protestlern auf der anderen Straßenseite stattfand.

Auch in Wien hat es diese Woche eine Demonstration geben. Das Bündnis »Free Gaza from Hamas«, zu dem unter anderem die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) sowie viele jüdische Organisationen und Vereine gehören, rief für Mittwochabend zu einer Solidaritätskundgebung vor der Staatsoper in der Wiener Innenstadt auf. Es kamen etwa 500 Menschen. Wie die Wiener Zeitung berichtete, kritisierte IKG-Präsident Oskar Deutsch, dass Medien und Politik immer nur aktiv würden, wenn Israel auf einen der vielen Raketenangriffe von palästinensischer Seite reagiere. »Dann wird ein großes Medienecho erzeugt, und es entsteht das Bild eines aggressiven Staates«, sagte Deutsch.

Antisemitismus Ganz andere Proteste gab es in Antwerpen. Die flämisch-jüdische Zeitung Joods Actueel meldete, dass am Sonntag, vereint im Hass gegen Israel, rund 150 Links- und Rechtsextreme zu einer Demonstration vor dem Provinciehuis aufmarschierten. Dort fand ein Konzert mit israelischen Musikern statt. Die Demonstranten skandierten antisemitische Slogans wie »Hamas, Hamas, alle Juden ins Gas!« Auch in Brüssel und Den Haag gab es anti-israelische Proteste.

»Die Verantwortung für die aktuelle Krise liegt allein bei der Hamas«, erklärten Vertreter des Europäischen Jüdischen Kongresses in Brüssel. Sie forderten die internationale Gemeinschaft auf, alles für eine friedliche Lösung des Konflikts und die Sicherheit des israelischen Volkes zu tun.

»Es ist an der Zeit, dass die westliche Welt die Augen öffnet«, sagte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, der Jüdischen Allgemeinen. Der Krieg »geht nicht von Israel aus, sondern von jenen, die sich die Auslöschung des Judenstaates auf ihre Fahnen geschrieben haben: die Hamas in Gaza, die Hisbollah im Libanon, der Iran sowie deren Unterstützer.«

Auch die Palästinenser müssten endlich ihre Augen öffnen »und sich gegen jene in den eigenen Reihen stellen, die vorgeben, ihre wahren Interessen zu vertreten, indem sie Israel terrorisieren«, so Lauder weiter. »Wer wirklich Frieden will, der sollte nicht darauf bauen, dass Terrorgruppen zu Partnern für den Frieden mutieren, wenn man ihnen nur gut zuredet.«

hilfsfonds Inzwischen sind in den jüdischen Gemeinden weltweit Spendenaktionen für die Betroffenen im Süden Israels angelaufen. So öffneten die Jewish Federations of North America (JFNA) einen neuen Hilfsfonds: den »Israel Terror Relief Fund«.

Damit sollen mehr als eine Million Menschen, die unter dem Raketenfeuer aus dem Gazastreifen leiden, unterstützt werden. Nach einem Anschlag soll jeder Betroffene rund 1000 Dollar Soforthilfe erhalten. Die JFNA arbeitet dabei unter anderem mit der Jewish Agency for Israel zusammen. Wie die Agency mitteilte, besuchten Vertreter des Fonds betroffene Familien in ihren zerstörten Häusern und übergaben die Nothilfe.

Auch das American Jewish Joint Distribution Committee (JDC) arbeitet eng mit israelischen Organisationen und Ministerien zusammen. Die weltweit führende jüdische Hilfsorganisation verteilt in betroffenen Gebieten unter anderem Notpakete an Alte und Behinderte. Sie enthalten eine Taschenlampe, ein Transistorradio, Batterien, ein Erste-Hilfe-Set sowie eine Flasche Wasser.

Gemeinsam mit israelischen Behörden möchte das JDC Sozialarbeiter einstellen, die darauf achtgeben, dass alleinstehende alte Menschen und Holocaustüberlebende Lebensmittel und Medikamente haben. »Wir wollen sicherstellen, dass jene Israelis, die am bedürftigsten sind, erreicht werden – dass ihnen geholfen wird und sie ermutigt werden«, sagte JDC-Präsident Penny Blumenstein.

Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion Natalie Rickli lehnte die unverbindliche Anfrage des Bundes ab, 20 Kinder aus Gaza in der Schweiz aufzunehmen.

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