Diplomatie

»Ein Ort der Toleranz«

Ross Kriel Foto: privat

Diplomatie

»Ein Ort der Toleranz«

Ross Kriel über jüdisches Leben in Abu Dhabi und die Annäherung zwischen Israel und den Emiraten

von Tobias Kühn  20.08.2020 09:20 Uhr

Herr Kriel, Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) nähern sich einander an und wollen diplomatische Beziehungen aufnehmen. Wie bewerten Sie das?
Es ist mutig, weckt Hoffnung und wird dazu führen, dass die Emirate eine wichtige Rolle in der Region spielen.

Worin besteht die historische Dimension des Abkommens?
In den Emiraten hat sich im Laufe vieler Jahre ein Konzept von Toleranz entwickelt, das das Streben nach Frieden miteinschließt. Man sieht ein, dass die jahrzehntelange Isolation Israels den Friedensprozess nicht voranbringt. Deshalb hat man beschlossen, etwas anderes auszuprobieren: einen Ansatz des Dialogs, der Interaktion und der Zusammenarbeit.

Wie wird sich das Abkommen auf Ihre Gemeinde auswirken?
Es wird einfacher sein, hier im Land jüdisch zu leben. Man kann nach Israel telefonieren und dorthin fliegen. Und unsere Gemeinden werden wachsen. Die Emirate sind ein großartiges Land! Viele Juden werden hier leben und hierhin reisen wollen.

Sind sie dort auch sicher?
Die Emirate sind ein ausgesprochen sicherer Ort für Juden. Wir brauchten bislang keine Kameras und Sicherheitskräfte vor unserer Synagoge. Man lebt hier als Jude sicherer als in vielen europäischen Städten.

Wie ist die jüdische Infrastruktur in den Emiraten?
Seit vielen Jahren haben wir eine Synagoge. Es gibt drei jüdische Gemeinden: zwei orthodoxe und eine egalitäre. Wir haben eine Talmud-Tora-Schule, zwar noch keine Mikwe, aber wir hoffen, dass wir recht bald all das aufbauen können, was wir als jüdische Gemeinde brauchen.

Wie viele Juden leben in den Vereinigten Arabischen Emiraten?
Das weiß niemand genau. Wir schätzen, dass es 500 bis 600 sind.

Gehören den Gemeinden auch Familien an, oder sind die Mitglieder vor allem Alleinstehende?
Früher waren es vor allem unverheiratete Expats, die eine Zeit lang in den Emiraten arbeiteten. Aber sehr schnell kamen immer mehr Familien mit Kindern, und sie bleiben länger. Inzwischen wollen viele von uns gar nicht mehr weg. Wir haben heute viele Kinder in der Gemeinde, es gab Beschneidungen und auch Bar- und Batmizwa-Feiern. Was wir noch nicht hatten, ist eine Hochzeit.

Wie stellen Sie sich das jüdische Leben in den Emiraten in zehn Jahren vor?
Ich denke, dass Dubai und Abu Dhabi eines Tages zu den Städten auf der Welt gehören werden, in denen man wunderbar jüdisch leben kann. Die Emiratis haben ein Toleranzprinzip entwickelt, das dazu führt, dass Menschen verschiedenster Religionen sehr willkommen sind.

Mit dem Präsidenten des Jewish Council of the Emirates sprach Tobias Kühn.

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