Italien

Disput um die Erinnerung

Seit rund acht Jahren plant die Stadt Rom ein Schoa-Museum. Es soll an die 1024 Juden erinnern, die 1943 aus der italienischen Hauptstadt ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden. Geplant ist auch ein Bildungszentrum.

Um den Ort, an dem das Museum entstehen soll, gibt es nun heftigen Streit. Auslöser ist die Entscheidung des Chefs der jüdischen Gemeinde, Riccardo Pacifici, das Museum nicht wie vereinbart im Park der Villa Torlonia, der ehemaligen Residenz von Diktator Benito Mussolini, zu errichten.

vereinbarung Ohne sich mit dem Präsidenten der Museumsstiftung, Leone Paserman, abzustimmen, hat Pacifici mit dem städtischen Baudezernenten Paolo Masini vereinbart, das Museum ins EUR-Viertel zu verlegen. Dort soll es in zwei Stockwerken eines aufgelassenen Luxusgeschäfts mit 3000 Quadratmetern Fläche entstehen – und das möglichst bald, damit nicht noch mehr Zeit vergeht.

Der Alleingang des Vorsitzenden löst lebhaften Widerspruch aus. Denn die Stadt Rom hat für den Baugrund im Park der Villa Torlonia bereits 15 Millionen Euro ausgegeben, um nach den Plänen der Architekten Luca Zevi und Giorgio Maria Tamburini das Museum zu errichten. Es soll von der Stadt, der jüdischen Gemeinde und mehreren internationalen Stiftungen finanziert und bis 2017 fertiggestellt werden.

Dass sich das bereits 2006 von dem damaligen Bürgermeister Walter Veltroni initiierte Projekt immer weiter verzögert, hat in der jüdischen Gemeinde wachsende Nervosität ausgelöst. Zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz im Januar 2015 suchte man nach Ausweichmöglichkeiten für eine Ausstellung.

Ghetto Roms Bürgermeister Ignazio Marino hat nun eine einstweilige Lösung vorgeschlagen und der jüdischen Gemeinde ein Gebäude angeboten, das in der Nähe des Ghettos liegt und hohen Erinnerungswert besitzt. In der Casina dei Vallati wurden die römischen Juden bis zur Deportation in die Konzentrationslager gefangen gehalten.

Renzo Gattegna, Vorsitzender des Dachverbands der jüdischen Gemeinden, dankte der Stadt für die Zwischenlösung. Das 800 Quadratmeter große Gebäude könne zu Studien- und Ausstellungszwecken genutzt werden.

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

 12.10.2025

Malibu

Kiss-Sänger Gene Simmons bei Unfall verletzt

Der 76-Jährige soll hinter dem Steuer das Bewusstsein verloren haben

 10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025

Literatur

Nobelpreis für Literatur geht an László Krasznahorkai

Die Literaturwelt blickt erneut gebannt nach Stockholm. Dort entscheidet man sich diesmal für einen großen Schriftsteller aus Ungarn - und bleibt einem Muster der vergangenen Jahre treu

von Steffen Trumpf  09.10.2025

Italien

»Mein Sohn will nicht mehr Levy heißen«

Wie ist es in diesen Tagen, Jude in einer europäischen Metropole zu sein? Ein Besuch bei Künstler Gabriele Levy im jüdischen Viertel von Rom

von Nina Schmedding  06.10.2025

Großbritannien

Empörung über Israels Einladung an Rechtsextremisten

Jüdische Verbände und Kommentatoren in Großbritannien sind entsetzt, dass Diasporaminister Chikli und Knesset-Sprecher Ohana ausgerechnet nach dem Anschlag von Manchester einen rechten Agitatoren hofieren

von Michael Thaidigsmann  06.10.2025

Türkei

»Zionist«: Robbie-Williams-Konzert in Istanbul am 7. Oktober abgesagt

Die Stadt verweist auf Sicherheitsbedenken – zuvor gab es online massive Proteste wegen jüdischer Familienbezüge des Musikers

 05.10.2025

7. Oktober

Ein Riss in der Schale

Wie Simchat Tora 2023 das Leben von Jüdinnen und Juden verändert hat

von Nicole Dreyfus  05.10.2025