Belgien

Die Stille nach dem Attentat

Schabbat im jüdischen Viertel von Antwerpen Foto: dpa

Beklemmend aktuell ist das Titelthema der Antwerpener jüdischen Zeitschrift Joods Actueel. Die Ausgabe dieser Woche ist dem Thema »Sicherheit jüdischer Gemeinden« gewidmet, nicht zuletzt unter dem Eindruck des Attentats im Jüdischen Museum Brüssel im Mai und des Antisemitismus, wie er sich etwa bei Gaza-Demonstrationen auch in Belgien zeigte.

Nun hat die Wirklichkeit die Redaktion überholt: Die Messerattacke gegen einen 31-jährigen Rabbinatsstudenten am Samstag auf offener Straße in Antwerpen bestätigt das beklemmende Gefühl vieler Juden, so etwas könne auch in ihrer Stadt passieren.

Islamisten Es gibt dieser Tage in Belgien noch mehr beunruhigende Nachrichten. Ein Islamist aus dem Städtchen Vilvoorde soll im jüngsten ISIS-Enthauptungsvideo als Täter zu sehen sein. Er ist einer von 358 belgischen Muslimen, die in den syrischen Bürgerkrieg zogen oder für den Islamischen Staat kämpften. Im Verhältnis sind das mehr als in jedem anderen westlichen Land. Die Sorge vor ihrer Rückkehr wächst – unabhängig davon, dass über den Täter von Antwerpen noch nichts bekannt ist.

Eine intensive öffentliche Debatte gibt es auch drei Tage nach dem Attentat auf den Rabbinatsstudenten nicht. Der jüdische Publizist Hans Knoop wertet dies als Zeichen dafür, dass die belgische Gesellschaft und das politische Spektrum »von Links bis Rechts« ihren Abscheu über die Gewalttat ausgedrückt hätten und es »offensichtlich« keine Toleranz für Antisemitismus gebe.

Mehrheitsgesellschaft Vivian Liska, die Direktorin des Instituts für Jüdische Studien an der Antwerpener Universität, vermisst hingegen nach dem zweiten antisemitischen Attentat innerhalb eines Jahres eine laute gesellschaftliche Reaktion – zumal sie von einem Bekannten, der als jüdischer Arzt am Tatort war, hörte, dass das Überleben des Opfers »eine Frage von Millimetern« war.

Dass jetzt keine inhaltliche Debatte beginnt, führt Liska darauf zurück, dass das Thema Antisemitismus in Belgien verharmlost werde. »In anderen Ländern löst es Protest aus, wenn die Hamas in Medien ›Befreiungsbewegung‹ genannt wird.« Auch in der Berichterstattung über das Attentat spiegele sich diese Ignoranz wider, so die Professorin. So war in manchen Medien von einer »Messerstecherei« die Rede.

Antisemitismus

Angriff auf Synagoge und Restaurant in Melbourne

Während etwa 20 Menschen Schabbat feierten, setzte ein Mann die Tür des Gebäudes in Brand. Kurz darauf wurde ein koscheres Restaurant gestürmt

 05.07.2025

Belgien

»Gaza gleich Auschwitz«-Karikatur gewinnt Wettbewerb

Der erste Preis des Press-Cartoon-Belgium-Wettbewerbs ging in diesem Jahr an eine Zeichnung einer Landkarte, in der die Umrisse des Eingangstores von Birkenau auf die des Gazastreifens gelegt sind

von Michael Thaidigsmann  04.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Großbritannien

Unterhaus: Palestine Action als Terrororganisation eingestuft

Mitglieder der radikalen Anti-Israel-Gruppe waren im Juni auf einen britischen Luftwaffenstützpunkt eingedrungen und hatten dort Flugzeuge beschädigt

 03.07.2025

Ukraine

Putins Krieg und Trumps Frieden

Während sich die Medienaufmerksamkeit auf Nahost konzentriert, bombardiert Russland weiterhin das Land. Nun schlägt sogar der US-Präsident neue Töne an

von Michael Gold  03.07.2025

Australien

Zwei Krankenpfleger, die damit drohten, jüdische Patienten zu töten, haben Arbeitsverbot

Im Februar sorgte ein TikTok-Video für Abscheu und Empörung, in dem zwei Krankenpfleger ihrem blanken Judenhass freien Lauf ließen. Nun stehen sie vor Gericht

 02.07.2025

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025