EMG

Die Spiele sind eröffnet!

»Nicht nur Sportler und Sportlerinnen können hier gewinnen, sondern auch alle, die der Welt die Vielfalt dieser Stadt zeigen wollen.» Das sagte Motti Tichauer, der Vorsitzende des Europäischen Maccabi-Verbands, auf einer Pressekonferenz kurz vor der offiziellen Eröffnung.

Tatsächlich wäre gerade im aktuellen politischen Kontext viel erreicht, wenn die Spiele die bunte und tolerante Seite Ungarns betonten, und zwar nicht nur als PR-Übung für die Außenwelt. Denn der Austragungsort der diesjährigen Europäischen Makkabi-Spiele gilt vielen, auch innerhalb der Budapester jüdischen Gemeinde, als kontrovers. Man biete damit den Vertretern der rechtspopulistischen Regierungspartei Fidesz eine Bühne, auf der sie ihr internationales Image polieren könnten, so das Argument.

Ob der Wettbewerb und die Kultur­events, die ebenfalls Teil des Programms sind, trotzdem zu einem liberaleren Klima in der ungarischen Gesellschaft beitragen können, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

GRANDIOS Eines ist schon jetzt klar: Die Eröffnungszeremonie, die am Dienstagabend im neuen MTK-Stadion stattfand, war ein grandioses Spektakel mit sehr prominenten Teilnehmern. Staatspräsident János Áder hielt eine Eröffnungsrede, in der er über die jüdischen Wurzeln vieler weltbekannter ungarischer Sportler sprach – ein Thema, das bei manch einem Nationalisten alles andere als gut ankommt und in den vergangenen Jahren fast als Tabu galt.

«Wir sind stolz auf unsere jüdischen Landsleute, die damals durch ihre eigenen Errungenschaften zu unserem gemeinsamen Renommee beitrugen und es heute noch tun», fügte das Staatsoberhaupt hinzu.

https://www.instagram.com/p/B0jDO77IiDp/

Die Europäischen Makkabi-Spiele wurden erstmals 1929 in Prag abgehalten, doch seitdem fanden sie nie mehr in Osteuropa statt, wie Verbandschef Ti­chauer sagte. Erst 90 Jahre danach kehrt jetzt die 15. Austragung in diesen Teil der Welt zurück.

HALBMARATHON Um dieses Ereignis zu unterstreichen lief der 65-jährige Athlet Péter Hajdú in den vergangenen zehn Tagen die gesamte 533 Kilometer lange Strecke von Prag nach Budapest. Er kam am Dienstag in guter Form pünktlich zur Eröffnungszeremonie an und wird beim Halbmarathon Teil des ungarischen Teams sein.

Mit mehr als 2300 Teilnehmern aus 42 Ländern zählen die diesjährigen Spiele zu den größten Sportevents, die je in Budapest ausgetragen wurden. Mehr als 80 Wettbewerbe in 24 Sportarten sind vorgesehen. Neben europäischen Athleten sind auch Gäste aus den USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Australien, Südafrika und natürlich Israel am Start. Die ungarische Delegation besteht aus mehr als 200 Sportlern.

Das Feuer der Makkabi-Spiele entzündeten die internationale Schachmeisterin Judit Polgár und die fünfmal bei den Olympischen Spielen gekrönte Kunstturnerin Ágnes Keleti, eine 98-jährige Schoa-Überlebende.

András Heisler, der Vorsitzende des Dachverbands der jüdischen Gemeinden in Ungarn (Mazsihisz), zeigte sich in seiner Rede bei der Eröffnung darüber erfreut, dass das Event große mediale Aufmerksamkeit erlangt.

LIVE-ÜBERTRAGUNG Tatsächlich wurde die Eröffnung im Sportsender der öffentlichen ungarischen Fernsehanstalt live übertragen, und auch weitere nationale sowie internationale Sender berichteten darüber.

Für Kabbalat Schabbat am Freitagabend ist ein Empfang in der Großen Synagoge in der Dohánystraße geplant. Dazu werden rund 3000 Gäste erwartet.

Am kommenden Montag wird dann an den schwedischen Diplomaten und Judenretter Raoul Wallenberg anlässlich seines Geburtstags erinnert.

Die EMG sind eines der größten Sportevents, das jemals in Budapest stattfand.

Bereits am Mittwoch fand ein feierliches Gedenken zu Ehren von Ángel Sanz Briz statt, jenes Mitarbeiters der spanischen Botschaft in Budapest, der während der Schoa mehr als 5000 ungarische Juden rettete, indem er ihnen spanische Pässe ausstellen ließ.

Noch vor der offiziellen Eröffnung begannen am Dienstagmorgen die ersten Wettkämpfe. Bei einem Hallenfußballspiel zwischen Israel und Ungarn gewannen die Israelis 5:2. Parallel siegte das französische Team über Belgien mit 6:1.

Weitere Basketball-, Fußball-, Squash- und Volleyballspiele lockten am ersten Tag der Europäischen Makkabi-Spiele Tausende Zuschauer an diverse Veranstaltungsorten in ganz Budapest.

Die deutschen Basketballer verloren gegen die Russen mit 66:77, während ihre jüngeren Kolleginnen ebenfalls eine Niederlage im Junior-Basketballspiel gegen Israel (28:85) einstecken mussten. Am Mittwoch (nach Redaktionsschluss) trafen die deutschen Fußballerinnen auf das britische Team, am Donnerstag spielen sie gegen Ungarn und am Freitag gegen das Team aus den USA.

KULTUR Neben den offiziellen und den Sportveranstaltungen stehen auch zahlreiche Kulturevents auf dem Programm. So dokumentiert eine Fotoausstellung die Geschichte der Makkabi-Spiele von 1896 bis 1953.

Am Mittwochabend wurde das Filmdrama Sunshine in Anwesenheit des berühmten Regisseurs István Szabó gezeigt. Der 1999 gedrehte Streifen ist das Porträt einer jüdischen Familie aus Ungarn im Laufe des 20. Jahrhunderts. Einer der Protagonisten wird Christ, um eine Sportkarriere machen zu können, bekommt als Olympiafechter mehrere Preise – und wird in der Schoa ermordet.

Am Donnerstag finden zwei Konzerte statt: Der junge russische Sänger Wladi Blajberg und die israelische Sängerin Osnat Harel werden ein breites Repertoire aus Pop, Folk und chassidischen Liedern präsentieren.

Selbst wer sich nicht für Sport interessiert, wird also bei den Makkabi-Spielen voll auf seine Kosten kommen.

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025