Österreich

Die Mutter des kleinen Ichs

Mira Lobe (1913–1995) Foto: Regine Hendrich

Österreich

Die Mutter des kleinen Ichs

Vor 100 Jahren wurde die Kinderbuchautorin Mira Lobe geboren

von Anett Böttger  10.09.2013 09:48 Uhr

Das kleine Ich bin Ich hat Generationen von Kindern durchs Leben begleitet. Die Geschichte um eine eigenwillige Figur mit Fransenmähne erschien 1972. Auf immerhin 900.000 verkaufte Exemplare brachte es der Klassiker in mehr als 40 Jahren. Das in mehrere Sprachen übersetzte Kinderbuch stammt aus der Feder von Mira Lobe, die am 17. September 1913 als Hilde Miriam Rosenthal in Görlitz zur Welt kam.

»Schon in ihren Schulaufsätzen zeigte sich, dass sie Talent zum Schreiben hatte«, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Brigitte Pyerin, die sich intensiv mit Leben und Werk der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorin beschäftigt hat. Die Görlitzer Professorin ist Mitinitiatorin eines Symposiums, das Mira Lobe zu ihrem 100. Geburtstag ehren soll.

Palästina 1933 hatte Mira Lobe ihr Abitur abgelegt. Sie wollte Germanistik und Kunstgeschichte studieren und Journalistin werden. Sie beschloss, Nazi-Deutschland zu verlassen und nach Palästina zu gehen; 1936 erhielt sie die Ausreisegenehmigung.

In Eretz Israel lernte die junge Frau den Regisseur und Schauspieler Friedrich Lobe kennen, den sie 1940 heiratete. In den Jahren darauf, als die beiden Kinder Claudia und Reinhard geboren waren, begann Mira Lobe, Kinderbücher zu schreiben. 1948 erschien ihr Erstlingswerk Insu-Pu, die Insel der verlorenen Kinder in hebräischer Sprache – ein bis heute viel beachtetes Buch.

Ost-Berlin Ab 1950 wurde Wien Lobes neue Heimat, nachdem ihr Mann dort ein Schauspielengagement erhalten hatte. Zwischenzeitlich lebte die Familie in Ost-Berlin; Friedrich Lobe nahm dort ein Angebot am Deutschen Theater an. Seine Frau hatte gehofft, im kommunistischen Teil Deutschlands ihre literarische Laufbahn fortsetzen zu können. Doch nach knapp einem Jahr in der DDR kehrte die Familie nach Wien zurück, wo Mira Lobe bis zu ihrem Tod 1995 lebte.

Die Autorin schrieb mehr als 100 Kinder- und Jugendbücher. Neben Das kleine Ich bin Ich zählen Die Räuberbraut oder Die Omama im Apfelbaum zu ihren bekanntesten Werken. Mehrfach erhielt sie den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Bücher sollten Sehnsucht erzeugen »nach einer Welt, in der es gerechter zugeht«, hatte Lobe ihr literarisches Selbstverständnis einmal ausgedrückt.

Sprachwitz »Ohne pädagogischen Zeigefinger vermittelt sie humanistische Werte wie Toleranz, Solidarität und Freiheit«, beschreibt Brigitte Pyerin Mira Lobes Leistung. »Sie thematisiert mit viel poetischer Fantasie, Sprachwitz und wunderbaren Bildern auch gesellschaftliche Missstände. Immer steht sie dabei auf der Seite der Kinder, der Schwachen, der Ausgegrenzten.«

In der DDR erschienen nur wenige ihrer Bücher. In Görlitz setzte in den vergangenen Jahren eine Auseinandersetzung mit der vergessenen Tochter der Stadt ein. 2012 gab es dazu bereits verschiedene Initiativen, etwa eine Ausstellung in der Stadtbibliothek.

Unter dem Motto »Zeit zu träumen, Zeit zu handeln« beginnt an diesem Freitag ein Symposium zu Mira Lobes 100. Geburtstag. Referenten kommen dazu unter anderem aus Wien und Salzburg in die Geburtsstadt der Autorin. An dem Haus, in dem sie vor 100 Jahren geboren wurde, soll künftig eine Gedenktafel an die Schriftstellerin erinnern.

New York

Das sind die Rabbiner in Mamdanis Team

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Mamdani keinen Ortodoxen in seine Übergangsausschüsse berufen – eine Lücke, die bereits im Wahlkampf sichtbar wurde

 02.12.2025

Dänemark

Männer sollen 760.000 Euro für die Hamas gesammelt haben

Am Dienstagmorgen nahm die Polizei einen 28-Jährigen fest. Sein mutmaßlicher Komplize sitzt bereits in U-Haft

 02.12.2025

Italien

Francesca Albanese und ihre »Mahnung« an die Presse

In Turin wurden die Redaktionsräume von »La Stampa« von Demonstranten verwüstet. Die Reaktion der UN-Sonderbeauftragten für die Palästinensergebiete verstörte viele

von Michael Thaidigsmann  02.12.2025

Jüdisches Leben im Libanon

Noch immer hat Beirut eine Synagoge, aber die Gläubigen nehmen ab

Einst war Libanon ihr Zufluchtsort, dann kam der Bürgerkrieg, und viele gingen. Doch nach wie vor gehören Juden zu den 18 anerkannten Religionsgruppen im Libanon - auch wenn nur noch wenige im Land leben

von Andrea Krogmann  02.12.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  01.12.2025

Italien

Der Anti-Banksy

AleXsandro Palombo unterstützt mit seiner Kunst Israel, anstatt es zu verdammen

von Federica Matteoni  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Dublin

Herzog-Park wird vorerst nicht für Palästina befreit

Das ging selbst der israelkritischen Regierung Irlands zu weit: Die Dubliner Stadtverwaltung hat Pläne gestoppt, eine nach Israels sechstem Staatspräsidenten Chaim Herzog benannte Grünanlage umzubenennen

von Michael Thaidigsmann  01.12.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  29.11.2025