Schweiz

Davos: Zwei abgelehnte Asylbewerber tatverdächtig

Die Kantonspolizei Graubünden wurde für ihre Arbeit gelobt Foto: IMAGO/Depositphotos

Schweiz

Davos: Zwei abgelehnte Asylbewerber tatverdächtig

Der Angriff auf einen orthodoxen Juden wurde von Männern unbekannter Herkunft verübt

 30.08.2024 15:17 Uhr Aktualisiert

Er wurde geschlagen und bespuckt und mit »Free Palestine«-Rufen traktiert: Der Angriff zweier Männer auf einen orthodoxen Juden aus Großbritannien vor einer Woche im Schweizer Ferienort Davos machte Schlagzeilen, auch die Jüdische Allgemeine berichtete darüber.

Jetzt wurde die Identität der mutmaßlichen Täter, die die Polizei noch in derselben Nacht in Davos verhaftet hatte, bekanntgegeben. Demnach handelt es sich um zwei abgelehnte Asylbewerber im Alter von 24 und 29 Jahren, die französisch und arabisch gesprochen haben. Woher sie genau stammen, ist weiter unklar. Aufgrunddessen können sie vorerst auch nicht aus der Schweiz abgeschoben werden.

Der tätliche Angriff auf den britischen Juden war laut »Neuer Zürcher Zeitung« einer der schwersten antisemitischen Übergriffe in der Eidgenossenschaft in den letzten Jahren. Die beiden der Tat Verdächtigen sollen zudem am selben Tag zwei Einbrüche verübt haben, teilten die Staatsanwaltschaft des Kantons Graubünden mit.

Lesen Sie auch

Der Bündner Regierungsrat (Landesminister) für Justiz, Peter Peyer, sagte am Donnerstag in einer Pressekonferenz, die beiden Asylbewerber befänden sich wieder auf freiem Fuß, da die Staatsanwaltschaft keine Untersuchungshaft beantragt habe.

Über das mögliche Motiv ist Peyer sich sicher: »Wenn Menschen einen jüdischen Gast anpöbeln, gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es einen antisemitischen Hintergrund hat», sagte der sozialdemokratische Politiker.

Davos ist ein auch bei vielen jüdischen Touristen beliebter UrlaubsortFoto: picture alliance / Westend61

Das Opfer der Gewalttat hatte dieser Zeitung gesagt, er wisse nicht, woher die Täter stammten. Die Polizisten, die den Vorfall aufgenommen hätten, seien sehr freundlich zu ihm gewesen, so der Mann.

Auch Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), lobte die gewissenhafte Arbeit der Polizei in Graubünden. Obwohl es in Davos in letzter Zeit Probleme zwischen Einheimischen und jüdischen Touristen gegeben habe, hätte der Vorfall, so Kreutner, auch anderswo passieren können.

»Hier zeigt sich, dass der Antisemitismus in der Schweiz in verschiedenen Facetten auftreten und aus verschiedenen Milieus kommen kann«, sagte Kreutner zur arabischen Herkunft der Täter.

Und weiter: »Das muss man ernst nehmen, diese Problematik im Blick haben und Gegensteuer geben, gleichzeitig, ohne zu pauschalisieren.« mth

Ukraine

Mit Tränen in den Augen

Die Weltordnung zerfällt, doch eine sinnvolle Gestaltung des 80. Jahrestags zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist möglich, sagt unser Autor

von Vyacheslav Likhachev  04.05.2025

Österreich

Pita und Krautrouladen

Haya Molcho hat sich im Laufe der Jahre von Wien aus ein Imperium erkocht. Ein Gespräch über Familie, Politik und Balagan in der Küche

von Nicole Dreyfus  04.05.2025

Florenz

Judenretter und Radsportheld

Als Gigant der Landstraße ging Gino Bartali in die Geschichte des Radsports ein. Was der im Jahr 2000 gestorbene Italiener abseits der Rennen leistete, nötigt mindestens ebenso viel Respekt ab

von Joachim Heinz  02.05.2025

Japan

Jüdisch in Fernost

Etwa 1500 Juden sind im Land der aufgehenden Sonne zu Hause. Koscheres Leben ist schwierig. Und sogar hier hat sich seit dem 7. Oktober 2023 einiges verändert

von Eugen El  01.05.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025