USA

Damals in Boyle Heights

Aus dem Familienalbum: Boyle Heights 1956 Foto: Courtesy of The Labyrinth Project

In Boyle Heights, östlich von Downtown Los Angeles gelegen, lebte früher die größte jüdische Gemeinde westlich der Rocky Mountains. Hier steht die Breed Street Schul, eine der ältesten Synagogen Kaliforniens. Lange war das Gebäude verfallen, nun soll daraus ein Museum und Kulturzentrum werden. Auch Canter’s Deli war einmal in Boyle Heights. Inzwischen liegt der Laden an der Fairfax Avenue, die der Volksmund »Kosher Canyon« nennt. Hier ist heute das Zentrum des jüdischen L.A.

Aus Boyle Heights stammte der Banker Sheldon Andelson, Fundraiser für Edward Kennedy und erster offen schwuler Präsident einer Universität; auch Lew Wasserman, einer der letzten großen Hollywood-Moguln, sowie Lou Adler, der Besitzer des Nachtclubs »Roxy« am Sunset Strip.

latinos Heute wirkt Boyle Heights wie ein Stadtteil von Mexiko City. Aber die Erinnerungen gibt es noch. Ihnen hat das Skirball Center eine Ausstellung gewidmet: »Jewish Homegrown History, Immigration, Identity and Intermarriage«. Darin geht es um die jüdische Geschichte von Los Angeles und der Westküste. Verglichen mit der Ostküste war die jüdische Community hier immer liberaler und integrierter. Während die Lower East Side in New York vor hundert Jahren wie Klein-Bialystok wirkte, war Boyle Heights nie exklusiv jüdisch. Hier lebten immer auch Latinos, aber auch Russen, Iren, Japaner und andere Immigranten.

Der wichtigste Teil der Ausstellung ist ein Filmprojekt, eine Sammlung privater Filme von Familienfeiern, Ausflügen und Hochzeiten. Sie alle strahlen einen laienhaften Charme aus. Der Besucher kann die Filme per Knopfdruck auf einen von drei großen Bildschirmen holen. Zu der Filmschau gehören zudem Interviews mit jüdischen Angelenos sowie historische Bilder in Schwarz-Weiß, etwa aus San Francisco um die Zeit kurz nach dem großen Erdbeben von 1906 oder ein Feature über Murrieta Hot Springs, ein Ferienresort südlich von Los Angeles, das auch Juden aufnahm. Das war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht selbstverständlich.

kurzfilme Außerdem sind in der Ausstellung sieben Kurzfilme zu sehen, darunter einer über die Mohalim der Stadt und einer über ein jüdisches Altersheim. Die Filmschau, die auch über eine Website verfügt, wurde vom Labyrinth Project organisiert, das an der University of Southern California angesiedelt ist. Die Macher verstehen es als »Work in Progress«, bei dem interessierte amerikanische Juden weitere Bilder oder Kurzfilme einspielen und ihre Familiengeschichte erzählen können.

An den Wochenenden werden mehrstündige Bustouren vom Skirball Center zu den Stätten jüdischer Geschichte angeboten. Dazu zählt natürlich Canter’s Deli, das heute ein sehr populäres Restaurant ist. Aber auch Synagogen wie der Sinai Tempel und Tifereth Israel werden besucht sowie jüdische Buchhandlungen und iranisch-jüdische Geschäfte, von denen heute noch viele in Beverly Hills angesiedelt sind.

Migration Die Filmschau ist Teil einer Ausstellung des Skirball Center über jüdische Migration in den vergangenen 2.000 Jahren, bei der es insbesondere um die Einwanderung nach Amerika geht. In den USA gab es schon kurz nach Christoph Kolumbus eine jüdische Gemeinde. Aber die eigentliche Masseneinwanderung begann erst um 1880, als Juden aus Osteuropa, die den Pogromen entgehen wollten, die Schiffe nach New York bestiegen.

Juden haben viel zur amerikanischen Kultur beigetragen, ganz besonders in Los Angeles, von Leonard Bernstein bis zu Harpo Marx, von Louis B. Mayer bis zu Aaron Sorkin, von Barbra Streisand bis zu Steven Spielberg. Die Ausstellung und die Filmschau im Skirball Center, die noch bis Anfang September läuft, will das deutlich machen.

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Sydney

Opera House erstrahlt mit Bild von Chanukkia

Es ist ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft

 16.12.2025

Australien

Faktencheck zum Terroranschlag in Sydney

Nach dem Blutbad am Bondi Beach ist noch vieles unklar. Solche Situationen nutzen Menschen in sozialen Netzwerken, um Verschwörungsmythen zu verbreiten

 15.12.2025

Faktencheck

Ahmed Al Ahmed hat einen Angreifer am Bondi Beach entwaffnet

Ein Passant verhindert Schlimmeres - und wird im Netz umbenannt. Angeblich soll Edward Crabtree einen der Täter von Sydney entwaffnet haben. Doch die Geschichte stammt von einer Fake-Seite

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025