Rabbiner Avraham Pinter, eine zentrale Figur in der charedischen Gemeinschaft Londons, ist tot. Britischen Medienberichten zufolge starb er an den Folgen des Coronavirus. Erst am Wochenende war Pinter mit Atembeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert worden. Am Montag erlag er dann der Krankheit.
Der Rabbiner war Leiter der Yesodey-Hatorah-Schulen in Stamford Hill, einem Stadtviertel im Norden Londons mit einer größeren ultraorthodoxen Gemeinde. Deren Einrichtungen, darunter eine Mädchenschule, welche lange Zeit von Pinters 2014 verstorbener Frau Gittel geführt wurde, waren ursprünglich von Pinters Vater gegründet worden.
Großbritanniens Oberrabbiner Ephraim Mirvis nannte den Verstorbenen einen »Eved Haschem (Diener Gottes) mit großem Herz und standhaftem Engagement für seine Gemeinde.« Pinters Tod werde eine große Lücke reißen, so Mirvis.
brücken Marie van der Zyl, die Präsidentin des jüdischen Dachverbandes Board of Deputies of British Jews, würdigte den Verstorbenen ebenfalls. »Rabbiner Pinter war in der ganzen Gemeinschaft äußerst beliebt und baute Brücken zwischen den verschiedenen jüdischen Gruppen, der Regierung und der Gesellschaft insgesamt«, sagte sie.
Ehrenamtlich war Avraham Pinter früher auch als Kommunalpolitiker aktiv. 1982 wurde er als erster Rabbiner überhaupt in Großbritannien für die Labour Party in einen Gemeinderat, nämlich den von Hackney, gewählt. Der Bürgermeister von Hackney zeigte sich denn auch bestürzt über Pinters Ableben. Phillip Glanville sagte, der Rabbiner habe nicht nur in den letzten Wochen, insbesondere seit Beginn der Corona-Krise, große Führungsstärke gezeigt und darüber hinaus viel für Hackney und die charedische jüdische Gemeinschaft insgesamt getan.
Auch führende Labour-Politiker, darunter Londons Bürgermeister Sadiq Khan, äußerten in den sozialen Netzwerken Trauer. Labours Schatten-Justizminister David Lammy nannte den verstorbenen Rabbiner «klug, gebildet und integrativ«.
TODESOPFER Mehr als 200 Juden sind in Großbritannien im Zuge der Covid-19-Pandemie bereits gestorben. Das teilte das Board of Deputies of British Jews am Montag mit. Landesweit waren laut der amerikanischen Johns Hopkins University bislang 11.329 Tote im Vereinigten Königreich zu beklagen.
Mindestens 209 davon gehörten der rund 250.000 großen jüdischen Gemeinschaft an. Grundlage für diese Zahl sind die von den Gemeinden durchgeführten Bestattungen nach jüdischen Ritus. Marie van der Zyl nannte die Auswirkungen des Coronavirus auf die Gemeinschaft »herzzerreißend und verheerend«.