Rom

Betrug im Israelitischen Krankenhaus?

Am 5. November 2015 beginnt in Rom mit 59 Angeklagten der Prozess gegen die Verflechtungen zwischen Mafia, Politik und Wirtschaft. Doch kurz vor Prozessauftakt ist ein neuer Skandal bekannt geworden – diesmal um das Israelitische Krankenhaus in der italienischen Hauptstadt.

Die entsprechende Presseerklärung der Einheit für Verbraucherschutz und Gesundheit der Carabinieri (NAS) im Bezirk Rom war kurz: Am Morgen des 21. Oktober 2015 wurde vermeldet, dass die Spitze des Privatkrankenhauses, das der Jüdischen Gemeinde gehört, abgesetzt wurde. Über 14 Manager, Ärzte und Mitarbeiter wurde Hausarrest verhängt, drei wurden polizeilich geladen. Außerdem wurden 7,5 Millionen Euro beschlagnahmt, die offenbar veruntreut worden waren.

Gegen Generaldirektor Antonio Mastrapasqua wurde bereits 2009 wegen Erstellung falscher Arztrechnungen ermittelt. Nach Durchsuchungen Ende September 2014 soll ein betrügerisches System aufgedeckt worden sein. Am 22. Oktober 2015 verkündete die Jüdische Gemeinde Rom den Rücktritt des gesamten Verwaltungsrats des Krankenhauses. Gleichzeitig wurde versichert, Hauptsorge sei die Erhaltung der Arbeitsplätze und die uneingeschränkte Pflege der Patienten. Mastrapasqua trat einen Tag danach zurück.

Jüdische Gemeinde Das Israelitische Krankenhaus wird in der Internetpräsenz der Jüdischen Gemeinde Rom als eigene Institution vorgestellt. Fast alle Mitglieder des Vorstands sind Juden. Die Klinik bietet ein Stipendium für Ärzte oder Medizinstudenten, die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Rom sind, zur Spezialisierung an, arbeitet aber ansonsten autonom.

Die Geschichte der Klinik geht auf die Opera Pia Ebraica zurück, die erste jüdische Wohltätigkeitseinrichtung, die im Jahr 1600 die medizinische Versorgung der im Ghetto Roms eingeschlossenen Juden garantierte. Das heutige Krankenhaus hat drei unterschiedliche Standorte in Rom. Es bietet sowohl stationäre als auch Hausbehandlungen und verspricht rasche Termine für Untersuchungen, Effizienz und Professionalität.

Nun aber lautet der Vorwurf: Betrug des öffentlichen Gesundheitssystems. Zwischen 2012 und 2014 seien viele Behandlungen falsch registriert worden, um höhere Rückerstattungen zu bekommen. Hunderte von ambulanten Eingriffen wurden als stationäre Aufenthalte ausgewiesen, einfache Zahnbehandlungen als chirurgische Operationen und Biopsien als bis zu zehnfach teurere Eingriffe. Mehr als 3000 Krankenhausaufenthalte seien fingiert worden. Damit sei dem öffentlichen Gesundheitssystem ein Schaden von rund zwölf Millionen Euro zugefügt worden.

Informantin Laut Medienberichten soll es eine Informantin gegeben haben, die Inspektionen vorab ankündigte. Patienten und Ausrüstungen seien verschoben sowie eine ganze Orthopädieabteilung inszeniert worden, um die Inspektoren an der Nase herumzuführen.

Außer Antonio Mastrapasqua sind unter den Beschuldigten die Vizedirektorin, der Gesundheitsdirektor, der Leiter der Tagesklinik, die Verantwortliche für die Patientenakten, die Verantwortliche für die stationäre Aufnahme und der Chefarzt der Orthopädie. Nur ein Beschuldigter ist Mitglied der Jüdischen Gemeinde, wie die römische Zeitung Il Messaggero betont.

Aber das macht die Sache für die Jüdische Gemeinde nicht weniger schlimm. Sie muss nun baldmöglichst eine Liste hochrangiger Personen veröffentlichten, die in den neuen Verwaltungsrat des Krankenhauses berufen werden sollen.

USA

Farlir nur nit dein Hofenung

Wie ein schwarzer Kantor in den 1920ern New Yorks Juden verzauberte und sogar durch Europa tourte. Die unglaubliche Geschichte des Thomas LaRue, dessen Stimme erstmals wieder zu hören ist

von Nicole Dreyfus  15.06.2025

Nationaler Sicherheitsrat

Offizielle Warnungen für Israelis und Juden im Ausland

Wachsamkeit, Kooperation und Zurückhaltung. Der israelische Nationale Sicherheitsrat hat Warnhinweise für Israelis und Juden im Ausland veröffentlicht

 13.06.2025

Zürich

Israelhasser wollten Zürich zum Stillstand bringen

Am Donnerstagabend wollten »propalästinensische« Demonstranten durch die Zürcher Innenstadt ziehen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025 Aktualisiert

Bosnien und Herzegowina

Goldschmidt: Boykott von Rabbinertreffen ist »eine Schande«

Die Europäische Rabbinerkonferenz kann nicht in Sarajevo tagen. Grund ist der Boykottaufruf eines Ministers. Der CER-Präsident fordert nun Konsequenzen

von Michael Thaidigsmann  12.06.2025

New York

Weinstein in neuem Prozess wieder verurteilt

Der Schuldspruch gegen den ehemaligen Filmmogul im Jahr 2020 galt als Meilenstein – bis er 2024 überraschend kassiert wurde. Nun hat erneut eine Jury geurteilt, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

 12.06.2025

Belgien

Israelfeindliche Aktivisten stellen Hamas-Terror nach

Bei einem »Widerstandsfestival« in Brüssel wurde der Terror mit einem Theaterstück glorifiziert, es gab Hamas-Dreiecke; und Wassermelonen-Mandalas für Kinder

von Nils Kottmann  09.06.2025

Vatikan

Papst Leo würdigt rumänischen Kardinal und Retter Tausender Juden

Iuliu Hossu könnte ein »Gerechter unter den Völkern« werden

 09.06.2025

Antisemitismus

Rabbiner fordern Schutz nach Angriff bei Paris

Jüdisches Leben müsse endlich sicher möglich sein, so Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt

 09.06.2025

Neue Studie aus den USA

Israelhass an der Uni: »weniger sichtbar, radikaler, gefährlicher«

Eine neue Studie über anti-israelischen Aktivismus an US-Universitäten zeigt eine beängstigende Professionalität und Terrornähe. Aber es gibt auch Hoffnung

von Sophie Albers Ben Chamo  08.06.2025 Aktualisiert