Frankreich

Betreuer sollen Schüler an ultraorthodoxer Schule misshandelt haben

Foto: IMAGO / Martin Winter

Schläge, konfiszierte Pässe und kein Kontakt zur Außenwelt: Wegen mutmaßlicher Gewalttaten gegen Schüler an einem ultraorthodoxen jüdischen Internat in Frankreich hat die Justiz Ermittlungsverfahren gegen sieben Mitarbeiter der Einrichtung eingeleitet. Ihnen werden schwere Gewalt, Ausnutzung der Schwäche von Personen in psychischer Abhängigkeit sowie Nahrungs- und Fürsorgeentzug vorgeworfen, teilte die Staatsanwältin von Meaux, Laureline Peyrefitte, mit. Die Verdächtigen befinden sich demnach seit Samstag unter Justizaufsicht. 

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Staatsanwältin berichtete von verstörenden Zuständen in der Einrichtung. Bei der Durchsuchung der Schule im Örtchen Bussières etwa 60 Kilometer östlich von Paris seien die Ermittler auf 40 Jugendliche aus verschiedenen Ländern gestoßen. Ein Teil der 13- bis 18-Jährigen sei offenbar nicht mehr in der Lage gewesen, klar zu denken. Einige hätten von Schlägen und Demütigungen berichtet, ohne jedoch immer Kritik daran zu üben, hieß es. Eins der Kinder habe auch von sexueller Gewalt gesprochen. 

Die Jugendlichen seien zum Teil seit Jahren von der Außenwelt abgeschnitten gewesen - mit Ausnahme von überwachten Telefonaten mit der Familie. Ihre Pässe, Handys und ihr Geld wurden den Angaben zufolge bei ihrer Ankunft in der Einrichtung konfisziert. Die hygienischen Bedingungen vor Ort seien mangelhaft gewesen, außerdem sei von der Elektrik im Haus ernste Gefahr ausgegangen, hieß es.

Die Verdächtigen, gegen die nun die Ermittlungsverfahren laufen, arbeiteten in unterschiedlichen Funktionen für die Einrichtung. Sie streiten die Vorwürfe den Angaben zufolge ab und betonten in Befragungen, die Eltern hätten sich für ihre »schwierigen Kinder« eine strenge, religiöse Erziehung gewünscht. 

Auf ihrer Webseite beschreibt die Schule sich als Ort mit »idyllischen Bedingungen, um zu studieren«. Die Zeitung »Le Monde« hingegen berichtet von einem heruntergekommenen Anwesen mit zugemauerten Fenstern, Löchern im Dach und zerfallenden Fassaden. 

Erste Ermittlungen wurden schon im Juli 2021 eingeleitet, nachdem die Sektenüberwachungsstelle der Regierung Alarm geschlagen hatte. Zusätzlich Anlass zur Sorge hätten die Aussagen dreier aus der Schule geflohener Jugendlicher geboten, teilte die Staatsanwältin mit. An der Durchsuchung der Schule waren schließlich 130 Gendarmen und 20 Übersetzer beteiligt. 

Die Kinder seien zwischenzeitlich in einem anderen Internat untergebracht worden und würden von Sozialdiensten versorgt, teilte die Staatsanwältin mit. Es gehe nun darum, sie so schnell wie möglich zu ihren Familien in ihre Heimatländer zurückzubringen. Ein Teil von ihnen sei auch dank der Hilfe der betreffenden Botschaften wieder bei ihren Eltern. 

Den verdächtigen Personen in Leitungsfunktion werden zusätzlich unter anderem Schwarzarbeit und Unterbringung von verletzlichen Personen in menschenunwürdigen Bedingungen vorgeworfen, dem Präsidenten des Vereins auch noch Geldwäsche. Vor Ort wurden 430.000 Euro Bargeld sichergestellt, auf einem Konto wurden 1,3 Millionen Euro entdeckt und ebenfalls sichergestellt. Die Schule wurde nach Angaben der Staatsanwältin auf Geheiß des Bürgermeisters geschlossen. dpa

Kommentar

Der »Tages-Anzeiger« und das Geraune von der jüdischen Lobby

Die Zeitung unterstellt, erst eine Intervention des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes habe zur Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese durch die Uni Bern geführt. Dabei war die Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025