Reise

Auf jüdischen Spuren an der Algarve

Portugal hat für Touristen einiges zu bieten: weite Strände für Sonnenanbeter, bergige Regionen für Wanderer sowie in Lissabon und Porto ein attraktives Nachtleben. Seit geraumer Zeit versucht Portugal, auch gezielt jüdische Touristen anzusprechen. Dabei spielt die reiche jüdische Geschichte bis zur Ausweisung der Juden 1496 eine große Rolle, aber auch die Gemeinden in Lissabon und Porto beteiligen sich daran.

Eine wichtige Komponente bei diesem Anliegen ist die »Rede de Judiarias de Portugal«, das »Netzwerk der Judenviertel Portugals«, das 2011 von mehreren Städten, Regionen und der jüdischen Gemeinde Lissabon gegründet worden ist.

Museum Dieser Ansatz zahlt sich definitiv aus, wie der Generalsekretär der Organisation, Jorge Patrão, betont: »Der Anteil der israelischen Touristen ist in den vergangenen drei Jahren um durchschnittlich 67 Prozent gestiegen. Wir haben aber auch viele jüdische Touristen aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Brasilien. Die jüdischen Museen in Tomar, Belmonte und Castelo de Vide hatten im vergangenen Jahr 200.000 Besucher, von denen rund 25 Prozent jüdisch waren.«

Zu sehen gibt es einiges. Da sind die ehemaligen jüdischen Viertel in vielen Städten und Dörfern, Synagogen aus dem Mittelalter wie in Tomar oder versteckte Synagogen aus der Zeit der Verfolgung, alte sefardische Handschriften, und in den wunderschönen Bergdörfern des Nordostens wie in Guarda oder Trancoso finden sich Tausende Zeichen an Häusern, die auf das einstmals blühende Leben hinweisen.

Auch eine Internetseite wurde eingerichtet, auf der sich Interessierte über das Netzwerk informieren können. Um die Aktivitäten weiter auszubauen, gab es 2013 eine finanzielle Unterstützung von knapp fünf Millionen Euro. Die Gelder stammen hauptsächlich aus Norwegen, aber auch der portugiesische Staat gibt rund 750.000 Euro dazu.

Tourismus Neben den stummen Zeugnissen des einstmals blühenden jüdischen Lebens in Portugal gibt es auch die heutigen Gemeinden. Diese haben in den vergangenen Jahren die Bedeutung des Tourismus immer stärker für sich entdeckt und hierfür Abteilungen eingerichtet.

Für Esther Mucznik, Vizepräsidentin der Lissabonner Gemeinde, ist die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk wichtig, weil so auf das bedeutende Erbe des portugiesischen Judentums aufmerksam gemacht werden könne und dieses bewahrt werde. Die Lissabonner Gemeinde steht dem Netzwerk beratend zur Seite, gerade auch, was die Einrichtung eines geplanten jüdischen Museums in der Hauptstadt angeht. Für Mucznik ist es wichtig, den jüdischen Besuchern nicht nur die Artefakte jüdischen Lebens zu zeigen. »Wir freuen uns über Besucher und zeigen ihnen gerne unser Gemeindeleben, und sie können natürlich auch an den Gottesdiensten teilnehmen.«

Zusätzlich arbeitet die ausgebildete Historikerin Mucznik an einem Reiseführer über das jüdische Portugal, der vom Institut für Tourismus und dem Netzwerk herausgegeben wird. Darin werden sowohl die historischen jüdischen Orte erläutert als auch das heutige jüdische Leben in Portugal vorgestellt.

Porto Die einzige jüdische Gemeinde, die sich nicht am Netzwerk beteiligt, ist die aus der nordportugiesischen Stadt Porto. Da es sich bei der Rede de Judiarias um eine nichtjüdische Organisation handele, habe man sich dazu entschlossen, lieber eine eigene Abteilung für Tourismus einzurichten, erläutert Rabbiner Daniel Litvak die Entscheidung.

In den vergangenen Jahren hat sich auch in Porto viel getan. Die in der Rua Guerra Junquiero gelegene Synagoge ist das größte jüdische Gotteshaus auf der iberischen Halbinsel, und ein Besuch lohnt sich schon deshalb. Auch einen Rundgang durch die ehemaligen jüdischen Viertel der Stadt organisiert die Gemeinde. Mit dem nur wenige Laufminuten von der Synagoge entfernten Hotel da Música gibt es zudem seit Kurzem auch eine koschere Unterkunft mit koscheren Mahlzeiten und besonderer Unterstützung am Schabbat.

Kommentar

Der »Tages-Anzeiger« und das Geraune von der jüdischen Lobby

Die Zeitung unterstellt, erst eine Intervention des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes habe zur Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese durch die Uni Bern geführt. Dabei war die Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025