Südafrika

Apartheid-Keule

Herzlich war die Begrüßung nicht, als die Gruppe israelischer Studenten kürzlich den Hörsaal der Universität Kapstadt betrat und ihr Transparent mit der Aufschrift »Building bridges, not boycotts« anbrachte. Das Wissen darum, dass sie an den Universitäten Südafrikas nicht willkommen sind, war der Grund der unabhängigen Initiative »What Is Rael«, im August dorthin zu reisen.

Die 22-köpfige Delegation israelischer Studenten wollte an den großen Universitäten des Landes, von Johannesburg bis Kapstadt, mit ihren Kommilitonen in einen Dialog treten. Seit Jahren bezeichnen südafrikanische Studentenorganisationen Israel immer wieder als »Apartheidstaat«.

Proteste begleiteten die mehrheitlich linken Israelis so denn auch durchgehend auf ihrer zweiwöchigen Reise durch das Land am Kap. Schon am Flughafen wurde die Gruppe mit Bannern empfangen, auf denen zu lesen war: »Apartheid Is Real. Israelische Studenten fördern die Apartheid«.

Flugblätter Organisiert hatten die politische Mobilmachung vor allem die beiden größten und einflussreichsten Studentenvertretungen Südafrikas sowie die palästinensische Studentenvereinigung und die südafrikanische Sektion des internationalen Netzwerks »Boycott, Divest, Sanctions« (BDS). Allein an der Universität von Johannesburg, der ersten Station der Israelis, verteilte das Bündnis 30.000 Flugblätter gegen die Reisegruppe. In dem Protestschreiben nennen die antizionistischen Aktivisten den Campus eine »von Apartheid befreite Zone«. Im Weiteren liest sich das Pamphlet als projektive Vergangenheitsbewältigung: »Wir haben in der Apartheid gelebt, wir wissen, was das ist. Wir erkennen Apartheid, wenn wir sie sehen. Und wenn wir uns Israel anschauen, sehen wir ein Regime, dass Apartheid praktiziert.«

Der letzte öffentliche und als Dialog angekündigte Auftritt der israelischen Studenten fand in einem dicht gedrängten Hörsaal der Uni Kapstadt statt. Gastgeber war die Südafrikanische Union jüdischer Studenten, deren Vorsitzende Stephanie Hodes Südafrikas wichtige Rolle bei einer friedlichen Lösung des Nahost-Konflikts hervorhob: »Wir denken, dass wir als Südafrikaner den Israelis und Palästinensern unsere eigenen Lehren der notwendigen Versöhnung vermitteln können.«

Schon während sich die sechs auf dem Podium sitzenden Israelis kurz vorstellten, gab es erste Verbalattacken und Beschimpfungen aus dem Publikum. Das bestand zum überwiegenden Teil aus mindestens 300 Aktivisten pro-palästinensischer Gesinnung.

Auf die Antworten der vom Publikum gestellten Fragen reagierte die Mehrheit der Anwesenden mit Zwischenrufen und Sprechchören wie »Stop Apartheid, Israel!« oder »Schluss mit der Besatzung!«, sodass die Veranstaltung nach wenigen Fragerunden von den israelischen Studenten abgebrochen werden musste.

Roi Wolf, Sprecher von »What Is Rael«, hatte sich die Zeit in Südafrika »konstruktiver« vorgestellt. Es sei den Israelis kaum möglich gewesen, ihre Meinung zu äußern. Bewusst hätten sie alle Formen einer möglichen Provokation vermeiden und sich kritischen Fragen stellen wollen. Es sei ihnen darum gegangen, den Studenten und Professoren die schlichte Tatsache zu vermitteln, dass die israelische Gesellschaft mit Südafrika vor 1994, der Zeit der staatlich organisierten Rassentrennung, nichts zu tun hat. Denn in Israel können öffentliche Einrichtungen von Arabern, Juden oder wem auch immer gleichermaßen genutzt werden.

Anfeindungen Dass es trotz der vielen Anfeindungen und Versuche, die Veranstaltungen unmöglich zu machen, doch vereinzelt Menschen gab, die zuhören oder sich austauschen wollten, ist für Wolf ein Zeichen dafür, dass sich die Tour gelohnt hat.

Das nächste Reiseland seiner Initiative steht bereits fest. Ende des Jahres wird die Gruppe an englischen Universitäten die Dialogbereitschaft der dortigen Studenten testen.

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Zur Wahl stellen sich Noëmi van Gelder sowie Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein für ein Co-Präsidium. Ein Gespräch über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Schweiz

»Queerness bedeutet, Unterschiede auszuhalten«

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream - und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025