Großbritannien

Antisemitismus verdoppelt

Anti-Israel-Kundgebung in London im Juli 2014 Foto: dpa

Britische Parlamentsabgeordnete haben sich am Montag besorgt über den Anstieg antisemitischer Vorfälle in ihrem Land geäußert. In einem Bericht der Abgeordneten hieß es, die Zunahme des Antisemitismus sei »verstörend«. In der vergangenen Woche hatte die Organisation Community Security Trust (CST) Zahlen bekannt gegeben, wonach 2014 mehr als doppelt so viele antisemitische Vorfälle gemeldet wurden wie 2013.

»Während die jüdische Gemeinschaft divers und facettenreich ist, bestehen Sorgen, Unsicherheit, Einsamkeit und Angst nach dem Anstieg dieser Vorfälle im vergangenen Sommer und darauf folgenden weltweiten Ereignissen«, schrieben die Abgeordneten laut Medienberichten. Gleichzeitig forderten sie ein differenziertes Verständnis von Antisemitismus und eine »bessere Definition der Grenzen eines akzeptablen Diskurses«.

Premierminister Der britische Premierminister David Cameron sagte am Montag, der Bericht der Parlamentarier sei von riesiger Bedeutung. Differenzen über außenpolitische Fragen dürften nicht dazu benutzt werden, um Antisemitismus oder irgendeine andere Form von Rassismus, Vorurteil oder Extremismus zu rechtfertigen.

In der vergangenen Woche hatte die Organisation Community Security Trust (CST) über einen neuen Rekordstand bei der Anzahl antisemitischer Übergriffe in Großbritannien berichtet. Im Jahr 2014 wurden demnach 1168 antisemitische Taten gemeldet – die höchste Zahl seit Beginn der Erhebung 1984. Der bisherige Höchststand aus dem Jahr 2009 lag bei 931 Taten, im Jahr 2013 waren es 535.

Die häufigsten antisemitischen Angriffe waren Beleidigungen in der Öffentlichkeit, aber es gab auch 81 Fälle von Körperverletzung. Weiter wurde über Sachbeschädigungen, Schmierereien an Synagogen und Drohungen in Briefen oder E-Mails berichtet.

Gaza-Krieg
Als Ursache für den starken Anstieg nannte die Organisation Spannungen als Folge des Gaza-Kriegs im Juli und August 2014. Im Juli registrierte CST 314 antisemitische Vorfälle, den höchsten Stand eines Monats überhaupt, und im August 228 Vorfälle. Fast die Hälfte hatte explizit mit den Ereignissen in Israel und Gaza zu tun.

Allerdings war die Zahl der Übergriffe bereits in der ersten Jahreshälfte 2014, also vor dem Beginn des Gaza-Kriegs, beträchtlich gestiegen: Von Januar bis Juni 2014 zählte CST 307 Fälle – 38 Prozent mehr als im Jahr 2013. In Großbritannien leben fast 300.000 Juden.

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025