Belgien

Anschläge in Brüssel

Am Brüsseler Flughafen explodierten am Dienstagmorgen zwei Bomben. Foto: dpa

Nach den drei Explosionen in Brüssel am Dienstagmorgen ist in der belgischen Hauptstadt die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen worden. Die Metro wurde geschlossen, die Sicherheit vor jüdischen Einrichtungen wurde hochgefahren, wie die flämisch-jüdische Zeitung »Joods Actueel« berichtet.

Opfer Bislang wurden 28 Tote und 212 Verletzte gemeldet. Das israelische Außenministerium hat mittlerweile bestätigt, dass bei den Bombenanschlägen in Brüssel zumindest ein Israeli verletzt wurde. Wie das Ministerium nach Angaben der »Jerusalem Post« am Dienstagmorgen mitteilte, handele es sich um eine leichte Verletzung, die Suche nach möglichen weiteren israelischen Opfern gehe weiter.

Pinches Kupferstein, ein Augenzeuge, berichtete der Joods Actueel, er sei am Flughafen Zaventem gewesen, um einen Freund abzuholen, als er die Explosionen hörte. Er habe in seinem Leben noch nie etwas Vergleichbares gehört. Sein Freund wurde leicht am Bein verletzt, weil er durch die Wucht der Explosion stürzte. »Aber mehr als eine Prellung ist es nicht. Wir hatten Glück«, so Kupferstein.

Am Flughafen hätten viele Juden auf Flüge nach London, New York und Tel Aviv gewartet. Am Dienstagnachmittag seinen noch 20 bis 30 jüdische Flugpassagiere im Gebäude gewesen und hätten darauf gewartet, den Flughafen verlassen zu können.

Wie Joods Actueel weiter berichtete, wurden die jüdischen Schulen in Antwerpen und Brüssel geschlossen. Geplante öffentliche Purimfeiern im Land werden wohl nicht stattfinden. Auch die Feier, die im Antwerpener World Diamond Center für den heutigen Dienstag geplant war, wurde von den Organisatoren aus Respekt vor den Opfern und ihren Familien abgesagt.

zentralrat
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat zutiefst erschüttert auf die Anschläge in Brüssel reagiert. »Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den Opfern und ihren Angehörigen«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.

»Kurz nach der Festnahme des Attentäters von Paris sitzt der Schock über diese neue Terrorwelle im Herzen Europas besonders tief. Die Behörden müssen jetzt dafür Sorge tragen, dass die Sicherheit der belgischen Bürger, aber auch die Sicherheit aller Europäer gewährleistet ist. Die Hintergründe dieser schrecklichen Anschläge müssen aufgeklärt und die Drahtzieher zur Rechenschaft gezogen werden«, so Schuster weiter. Dennoch dürfe der Alltag jetzt nicht von der Angst vor Anschlägen bestimmt werden. »Wir müssen wachsam bleiben, aber uns unsere europäischen Werte und unsere Freiheit bewahren.«

Der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman twitterte am Dienstagnachmittag: »Wir sind in Gedanken bei den Opfern dieses fürchertlichen Anschlags in Brüssel, der sich gegen die gesamte westliche Zivilisation richtet. Nur wenn wir alle zusammen stehen, können wir den Terrorismus besiegen.«

EJC Moshe Kantor, Präsident des European Jewish Congress, sagte zu den Anschlägen: »Dies ist eine weitere schockierende, entsetzliche und tödliche Attacke auf unschuldige Europäer durch radikale Terroristen.« Die Anschläge auf den Flughafen, die U-Bahn und vor den Einrichtungen der EU seien »Schüsse ins Herz von Europa«. Kantor betonte, diese Attacken richteten sich »gegen alles, wofür wir eintreten. Alle Europäer – egal welcher Herkunft – müssen nun zusammenstehen und diesen Terror und diese Intoleranz aus unserer Mitte verweisen.«

Schockiert und voller Trauer hat auch Ronald S. Lauder, der Präsident des World Jewish Congress, auf die Anschläge in Brüssel reagiert. Er sagte, dass jedes Land und jeder Bürger Ziel dieser Terroristen werden könne. »Deshalb müssen sich alle Länder vereinigen, um die Terroristen und die Ideologie zu besiegen, die sie inspiriert. Dies ist ein Kampf des Guten gegen das Böse, wir dürfen uns davor nicht scheuen«, sagte Lauder.

Das europäische Büro des American Jewish Committee (AJC) in Brüssel drückte den Belgiern sein Mitgefühl aus. »Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Freunden und den Familien der Opfer«, twitterte das AJC

Der Oberrabbiner von Frankreich, Haim Korsia, twitterte: »Ich bin mit meinen Gedanken bei den Opfern und deren Angehörigen und bete für eine baldige Genesung der Verwundeten.«

Die israelische Luftaufsichtsbehörde hat nach den Anschlägen von Brüssel eine vorläufige Sperre für alle Flugzeuge, die aus Europa Israel anfliegen, ausgesprochen. Das Verbot gilt bis Mittwoch, 23. März, 00.00 Uhr. Flugzeuge, die von Israel Richtung Europa fliegen, sind davon nicht betroffen. ja

Das Auswärtige Amt hat eine Notfallnummer eingerichtet: 030 – 5000 3000. Auch am Brüsseler Flughafen können sich Angehörige informieren: +32-2-753 73 00.

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Judenhass

»Wir wollen keine Zionisten«: Mamdani reagiert auf antisemitische Kundgebung vor Synagoge

Die Teilnehmer schrien unter anderem »Tod den IDF!« und »Globalisiert die Intifada!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  20.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  20.11.2025

Russland

Der Vater der israelischen Rüstungsindustrie

Emanuel Goldberg war ein genialer Erfinder in der Weimarer Republik. Die Nazis sorgten dafür, dass er in Europa vergessen wurde. Doch bis heute macht der Mann aus Moskau Israel sicherer

von Leif Allendorf  20.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025