Marseille

Anklage gegen jüdischen Lehrer

Tatort des vermeintlichen Überfalls im November 2015 Foto: BORIS HORVAT/AFP/Getty Images

In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille sind in den vergangenen Monaten immer wieder Juden angegriffen worden, die eine Kippa tragen. Zuletzt war Mitte Januar ein Lehrer von einem 15-jährigen Türken verletzt worden.

Auch in anderen Fällen handelte es sich um Täter mit muslimischem Hintergrund. Die Attacken hatten zu heftigen Debatten in der jüdischen Gemeinschaft Frankreichs geführt, ob Juden in der Öffentlichkeit noch Kippa tragen sollten.

Doch nun stellt sich heraus, dass ein einzelner Angriff Mitte November laut Staatsanwaltschaft erfunden war: Der jüdische Lehrer Tsion Saadon soll im April vor Gericht gestellt werden, weil er eine angebliche Messerattacke fingiert haben soll. Das berichteten französische und israelische Medien am Donnerstag.

Schnittverletzungen
»Die Anklage lautet auf falsche Beschuldigung wegen eines imaginären Verbrechens«, sagte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin. Der Lehrer, der am Mittwoch von der Polizei festgenommen wurde, habe sich die Verletzungen offenbar selbst zugefügt. Saadons Anwältin dagegen sagte, ihr Mandant halte an seiner Version fest.

Saadon hatte im November angegeben, er sei auf offener Straße von drei Männern attackiert worden. Einer von ihnen habe ein T-Shirt des »Islamischen Staates« (IS) getragen. Bilder mit mehrfachen Schnittverletzungen an Bauch und Armen waren damals in der Presse erschienen. Auch Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande hatte sich empört zu dem Fall geäußert.

Die Regionalpräsidentin der jüdischen Dachorganisation CRIF, Michele Teboul, die mehrere Übergriffe auf Juden in Marseille verurteilt und sich gegen einen Verzicht auf die Kippa ausgesprochen hat, war am Donnerstag auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen nicht zu erreichen.

Untersuchung Wie die Nachrichtenagentur Jewish Telegraphic Agency (JTA) berichtete, gab es unlängst in Frankreich einen möglicherweise vergleichbaren Fall. Ein Lehrer an einer Vorschule in Aubervilliers nördlich von Paris war im Januar zu einer psychiatrischen Untersuchung geschickt worden, weil er behauptet hatte, ein Anhänger des IS habe seinen Klassenraum gestürmt und ihn mit einem Dosenöffner und einer Schere angegriffen. Später gab der Lehrer zu, dass er die Geschichte erfunden und sich selbst verletzt hatte.

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Ausstellung

Avantgardistin der Avantgarde

Berthe Weill förderte nicht nur die moderne Kunst der Jahrhundertwende, als Galeristin war sie selbst eine Schlüsselfigur. Eine Ausstellung in Paris ehrt die Pionierin

von Sabine Schereck  13.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025