André Heller (78), Wiener Kulturpoet, ist nicht bereit, sich nur auf ein künstlerisches Projekt zu konzentrieren. »Mein Motto ist: sich lernend verwandeln. Bring dich in Situationen, wo du am Ende sagst, du hast weder deine Zeit noch dein Talent geschwänzt«, sagte Heller der »Süddeutschen Zeitung«. So habe er einst erfolgreich seine Lieder gesungen, aber sei davon gerade noch rechtzeitig wieder abgesprungen.
»Als irgendwann in meinem italienischen Wohnsitz ein Paparazzo aufgetaucht ist, wusste ich: Investier‘ nicht mehr in größere Popularität, sondern räume neuen Abenteuern Platz ein, zum Beispiel Gärten«, erläuterte Heller seine Entscheidung. Sie seien Schönheit, Genauigkeit, Duft, Farbe, Heilung und Spiritualität. Seine neue Revue über das Wiener Lied unter dem Titel »Ramasuri« habe er auch nur gewagt, weil es das in dieser Form noch nie gegeben habe. Seine Shows und andere Projekte seien immer sehr aufwendig gewesen. Deshalb habe er wissen wollen, ob es noch einmal so sein könne wie in seiner Anfängerzeit, als er in einem Wiener Kellertheater gespielt habe.
Musste mich mühsam mit mir befreunden
In dem Interview äußerte sich Heller auch zu dem Münchner Komiker Karl Valentin (1882-1948): »Er ist ein Genie! Eine der kostbarsten Figuren, die Bayern je hervorgebracht hat.« Auf die Frage, was dessen Satz »Fremd ist der Fremde nur in der Fremde« für ihn bedeute, sagte er: »Am fremdesten habe ich mich jahrzehntelang im André Heller gefühlt. Ich musste es mühsam lernen, mich mit mir selbst zu befreunden. Wenn man in jemandem aufwacht, den man nicht leiden kann, wird es schwierig, den Tag zu genießen.«
Er komme aus einer Familie, in der der Vater vor den Nazis habe fliehen müssen, erläuterte Heller. Das Motto sei daher stets gewesen: »Wir sitzen immer auf gepackten Koffern. Insofern war die Fremde eine unserer Normalitäten.« Heller entstammt einer jüdischen Familie von Süßwarenfabrikanten.