Jessica Ulrika Meir

Als dritte Jüdin im All

Die US-Astronautin, Tochter einer schwedischen Mutter und eines israelischen Vaters, landete am Freitag in Kasachstan. Foto: dpa

Jessica Ulrika Meir

Als dritte Jüdin im All

Die Biologin forscht ein halbes Jahr lang in der Internationalen Raumstation ISS

von Elke Wittich  11.10.2019 12:24 Uhr

Als Jessica Ulrika Meir gemeinsam mit ihren Kollegen Oleg Skripotjka und Hazza Al Mansouri am 25. September in einer Sojus-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur zur Internationalen Raumstation ISS startete, stellte sie eine Menge Rekorde auf: Sie wurde die erste Schwedin, die dritte Jüdin und die 45. Amerikanerin im Weltraum.

Geboren wurde die heute 42-Jährige in Caribou im US-Bundesstaat Maine. Ihre Eltern hatten sich im mittelschwedischen Västerås kennengelernt. Ihr mittlerweile verstorbener Vater, ein aus dem Irak stammender Jude, hatte 1948 im israelischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft und war in den 70er-Jahren zum Medizinstudium nach Schweden gegangen.

Dort lernte er eine Krankenschwester kennen, sie wurden ein Paar und wanderten nach Amerika aus, wo Jessica Ulrika zur Welt kam.

Kindheit Zu Hause wurde nicht Schwedisch gesprochen, erzählte die Astronautin kürzlich in einem Fernsehinterview, die Eltern benutzten es lediglich als Geheimsprache, wenn sie nicht wollten, dass ihre fünf Kinder mitbekamen, worüber sie redeten. Dennoch spricht Jessica Ulrika Meir recht fließend Schwedisch.

In einem Interview mit der »Times of Israel« sagte sie, sie sei nicht »wirklich religiös«, aber die jüdische Kultur sei ein wichtiger Teil von ihr. Ihre Familie sei regelmäßig in die Synagoge gegangen und habe das Judentum immer gelebt. Das zeigt auch ihr Weltraumreisegepäck: Die ISS-Besatzungen dürfen nur wenige persönliche Gegenstände mitnehmen. Zu denen, die Jessica Meir an Bord brachte, gehörten eine israelische Flagge und ein Paar Socken, das mit Menorot verziert ist.

Die Vorbereitungen auf den Weltraumaufenthalt begannen schon vor vielen Mo­naten, unter anderem mit einem Training im russischen Sternenstädtchen Swjosdny Gorodok. Dazu gehörte viel Sport und das Erlernen, wie man die Raumfähre notfalls manuell landen kann. Da das Training auf Russisch erfolgte, musste Meir vorher eine neue Sprache lernen.

Studium Schon mit fünf Jahren hatte die kleine Jessica ihren Eltern erklärt, dass sie Astronautin werden wollte. Zunächst studierte sie aber Biologie, dann machte sie an der französischen International Space University einen Master in Weltraumforschung. Vor zehn Jahren promovierte sie in Meeresbiologie und bewarb sich bei der NASA für das Astronautentraining, das sie 2015 erfolgreich absolvierte.

Auf Twitter und Instagram gibt sie nun unter dem Namen @Astro_Jessica Einblicke in ihr Leben als Astronautin. Zur Tradition der russischen Raumfahrt gehöre es, erklärte sie, dass vor dem Start in Baikonur ein Baum gepflanzt wird. Ihrer ist eine Ulme, davor steht ein Schild, das in kyrillischen Buchstaben ihren Namen trägt. Sie fotografierte und postete es.

Fotografie ist eines ihrer Hobbys. An Bord der ISS hofft sie, nicht nur das Alltagsleben abbilden zu können, sondern auch ein gutes Bild von der Antarktis zu machen. Die Umlaufbahn der Station um die Erde hat das bisher schwierig gemacht.

Am 29. September zeigen ihre Bilder fröhliche Menschen, die einander umarmen und die sich sehr freuen. So fühle man sich, wenn sich ein Kindheitstraum erfülle, schreibt Meir.

Forschung Kaum 36 Stunden nach der Ankunft begann dann aber auch schon die Arbeit. Hazza Al Mansouri fotografierte die Kollegin bei ihrer Mikroskop-Session, mit der das Wachstum von Kristallen beobachtet wird. Kristalle, erklärt Meir, wachsen in der Schwerelosigkeit schneller, und ihr Reinheitsgehalt sei höher. Ihre eigentlichen Forschungsarbeiten während der nächsten sechs Monate sind jedoch physiologischer Natur. Bei einem Experiment geht es darum, wie sich der Sehsinn bei Astronauten verändert, denn die Schwerelosigkeit wirkt sich auch auf die Netzhaut aus.

Meir wird erst im Frühjahr 2020 auf die Erde zurückkehren. Angst hat sie keine, wie sie dem schwedischen Fernsehsender SVT sagte: Das Risiko sei »berechenbar«, man habe das Verhalten im Fall einer Störung ausgiebig trainiert.

Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion Natalie Rickli lehnte die unverbindliche Anfrage des Bundes ab, 20 Kinder aus Gaza in der Schweiz aufzunehmen.

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